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Dark Village - Niemand ist ohne Schuld

Dark Village - Niemand ist ohne Schuld

Titel: Dark Village - Niemand ist ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Johnsen
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Kratzer. Sie ging ans Fenster und betrachtete es im Tageslicht noch mal genauer. Nein, nichts zu sehen. Erleichtert atmete sie auf. Es war die Höchststrafe, sich ein neues Handy kaufen zu müssen, wenn man sich gerade an das alte gewöhnt hatte.
    Ein Schatten huschte draußen über den Hof, der Kies knirschte. Sie hob den Kopf, konnte aber niemanden sehen. Auf der Treppe erklangen Schritte, dann ging die Haustür auf.
    „Hallo?“, rief Lena Kristine Sigvardsen Moe. „Bist du es?“ Sie ging in den Flur. „Wie lief die Vernehmung? Alles gut?“
    „Ja, ja, Mama.“ Nora ließ ihre Schultasche fallen und zog die Schuhe aus. „Alles glatt gelaufen.“

4
    Nick war unruhig. Es juckte ihn am ganzen Körper. Nora war noch einmal zur Vernehmung vorgeladen worden, oder Befragung, wie sie es nannten. Vilde und Benedicte ebenfalls. Niemand konnte wissen, was sie ausplaudern würden.
    Er wusste ja selbst ganz genau, wie das war – je mehr Geheimnisse man hatte, umso schwieriger war es, sie für sich zu behalten. Der Drang, alles zu gestehen, konnte so mächtig werden, dass man einfach etwas sagen musste . Und die Mädchen wussten eine Menge Dinge, die sonst niemand – und auf keinen Fall die Polizei – erfahren sollte.
    Er konnte sich erst entspannen, nachdem Nora sich gemeldet hatte. Alles in Ordnung , schrieb sie. Es war nicht fies oder so. Nichts passiert. Hab dich lieb.
    Mit einem lauten Seufzer atmete er auf und klappte das Telefon zu.
    „Was war?“, fragte Trym.
    Sie waren im Park an der alten Mühle. Es war sehr warm. Im T-Shirt saßen sie auf die Ellenbogen gestützt im Gras.
    „Entwarnung“, sagte Nick und hielt das Handy in die Luft. „Die Vernehmungen.“
    „Ah.“ Trym kaute auf einem Grashalm und sah Nick an.
    „Hätte da was schiefgehen können?“
    „Nein.“ Nick hatte die Augen zugekniffen. Ihn blendete die Sonne.
    Trym spuckte den Grashalm aus und pflückte sich einen neuen. Auf der Straße radelte einer aus der Schule vorbei. Er winkte. Trym winkte zurück. Er überlegte, ob er Nick erklären sollte, wer das war, aber Nick sah in eine andere Richtung. Es war also egal. Trym seufzte. „Hast du mal darüber nachgedacht, was Tommy gesagt hat?“
    „Tommy?“
    „Ja, da im Parkhaus neulich.“
    „Ich weiß nicht. Was meinst du denn?“
    „Er hat gesagt, er kriegt mich und macht mich kaputt. Und danach wäre meine Kleine dran. Er hat gedacht, ich wäre mit Trine zusammen.“
    „Warst du nicht?“
    „Hm?“
    „Lief da nichts zwischen Trine und dir?“
    „Nein“, sagte Trym leise. „Es … es ist nichts draus geworden.“ Dann fuhr er lauter und mit kräftigerer Stimme fort: „Aber er dachte das. Tommy. Und er hat damit gedroht, sie sich vorzunehmen.“
    „Ja?“
    „Vielleicht hat er es getan?“, sagte Trym.
    Nick setzte sich auf und wischte sich das Gras von den Ellenbogen. „Noch mal, jetzt. Du meinst …“
    „Was, wenn es Tommy war? Könnte doch sein.“
    „Ernsthaft?“
    „Er hat gesagt, er holt sich meine Kleine .“
    Eine halbe Minute herrschte Stille. Nick klopfte sich eine Zigarette aus der Packung, zog sie mit den Lippen raus und zündete sie an.
    „Wenn du das ernsthaft glaubst … Ich meine, hast du mit der Polizei darüber gesprochen?“
    „Nee.“ Tommy spuckte den Halm aus.
    „Aber echt jetzt. Tommy ist bloß ein kleiner Wichser.“
    „Und der Typ, der Trine ermordet hat, ist kein Wichser oder was?“
    „Doch, aber kein kleiner.“
    „Du“, sagte Trym. „Jetzt fang nicht …“
    „Kein kleiner Schulschwänzer“, unterbrach ihn Nick. „Kein Klassenclown. Ich meine, sie war immerhin in Plastik eingewickelt. Im See. Wie soll Tommy das denn hingekriegt haben? Er hat ja überhaupt kein Auto und so.“
    „Ich weiß es nicht. Aber er hat gesagt, er holt sie sich.“
    „Angeberei. Typen wie der machen doch ständig einen auf dicke Hose. Große Klappe, nichts dahinter.“
    „Tja. Vielleicht.“
    Es wurde still. Nick schnippte mit dem Zeigefinger gegen die Zigarette, obwohl die Asche schon längst abgefallen war. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn aber gleich wieder. Dann holte er tief Luft und fing an zu sprechen: „Ich habe was rausgefunden“, sagte er. „Du darfst das niemandem sagen, aber ich habe … ja, ich hab eine Spur, irgendwie.“
    „Eine Spur?“
    „Ja.“
    „Vom Mörder?“
    „Ja. Vom Mörder.“
    „Wie meinst du das?“ Trym setzte sich neben ihm auf. „Jetzt mal ganz im Ernst. Wovon sprichst du?“
    Nick blinzelte in die

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