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Dark Village - Niemand ist ohne Schuld

Dark Village - Niemand ist ohne Schuld

Titel: Dark Village - Niemand ist ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Johnsen
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als mein Leben. Der Typ hätte mir beinahe die Nase gebrochen!“

7
    Sie hatten sich schon vor ein paar Tagen wieder angenähert. Es begann an dem Abend bei Benedicte, als sie ihnen von Wolfman und seiner Drohung erzählt hatte. Falls sie ihn verriet, würde er eine ihrer Freundinnen töten …
    Nach dem Streit zwischen Benedicte und Vilde hatte Nora sich eingemischt.
    „Da ist was“, sagte sie, „was Vilde und ich … ein Geheimnis, das wir dir sagen müssen.“ Sie sah Vilde an. Vilde begriff nicht, worauf Nora hinauswollte.
    „Jetzt fang du nicht auch noch an.“
    „Was?“, fragte Benedicte.
    „Wir müssen es sagen“, meinte Nora. „Keine Geheimnisse mehr ab jetzt.“
    „Ach, Mist“, sagte Vilde, die endlich kapierte, worum es ging.
    „Was ist denn?“, fragte Benedicte.
    „Nichts“, zischte Vilde.
    „Trine und Vilde waren zusammen“, sagte Nora.
    „Nora!“ Vilde sprang auf. „Mann! Du hast versprochen, es für dich …“
    „Meinst du, ich hätte das nicht gewusst, oder was?“, fiel Benedicte ihr ins Wort.
    „Wie bitte?“ Vilde runzelte die Stirn.
    „Ich bin doch nicht blöd“, sagte Benedicte. „Und blind auch nicht.“
    „Wie denn …“, begann Nora.
    „Aber … aber …“, stammelte Vilde.
    „Ich wusste es, okay.“ Benedicte strich sich den Pony aus der Stirn. „Ich merke so was einfach.“
    „Aber …“ Vilde war ganz blass geworden. Sie setzte sich wieder. „Weiß es … sonst noch jemand?“
    „Nööö.“ Benedicte zögerte.
    „Was soll das heißen?“ Vildes Stimme überschlug sich beinahe. „Weiß es sonst noch jemand, oder nicht?“
    „Also, ich hab ja keine Ahnung, was die Leute sich denken.“ Benedicte seufzte. „Ich meine, ich wusste es ja auch nicht sicher, aber ich hab mir eben gedacht, dass da was läuft. Aber ich hab es auch gemerkt, weil ich die ganze Zeit mit euch zusammen war. Ihr hattet euch verändert. Das war ziemlich eindeutig, vor allem in den letzten Tagen … bevor … das mit Trine passiert ist. Ihr wart so gut gelaunt zusammen, und Trine ist jedes Mal knallrot geworden, wenn du sie nur angeguckt hast. Ihr habt euch berührt, andauernd irgendwie. Ich glaube nicht … also, keiner läuft rum und denkt die ganze Zeit darüber nach. Jedenfalls nicht die normalen Leute, die checken das nicht.“
    „Aber du schon“, sagte Vilde.
    „Ja. Na ja.“ Benedicte lachte gekünstelt und kippelte nervös mit dem Stuhl. Da verlor sie das Gleichgewicht. Sie ruderte mit den Armen, aber dann knallte sie krachend auf den Boden.
    Das Einzige, was Nora und Vilde von ihr sahen, waren ihre Beine, die rechts und links abgespreizt in der Luft hingen.
    „Ui“, machte Nora.
    „Also so was“, sagte Vilde. „Jetzt macht sie schon wieder die Beine breit. “
    Dann lachten sie los.
    Benedicte rollte sich auf die Knie. „Das ist überhaupt nicht komisch!“
    „Nein“, hickste Vilde. „Überhaupt nicht.“ Dann brachen sie und Nora in den nächsten Lachkrampf aus.
    „Ich hätte …“, begann Benedicte. „Ich hätte querschnittsgelähmt sein können. Ja? Ich hätte mir was brechen können!“
    „Du bist vom Stuhl gefallen!“, sagte Nora.
    „So viel zum Thema Selbstironie“, sagte Vilde.
    „Es reicht“, sagte Benedicte. „Schluss, aus, genug.“ Sie steckte sich die Zeigefinger in die Ohren, kniff die Augen zu und rief: „La, la, lala, la, la. Fertig. Weg. Weg. Weg.“
    Dann lachten sie alle drei. Denn sie erinnerten sich noch gut an das Theaterstück zu Nikolaus, damals, als sie in der dritten Klasse gewesen waren. Die Aula war voll mit Eltern gewesen. Alles war glattgegangen, niemand hatte seinen Text vergessen, aber dann war Trine an der Reihe gewesen. Sie hatte ganz vorn am Bühnenrand gestanden, umgeben von einem hellen Kreis aus Scheinwerferlicht. Sie hatte nur ein paar Sätze zu sagen, ein paar Zeilen eines Gedichts, aber als sie den Mund aufgemacht hatte, war nichts herausgekommen.
    Dann hatte sie sich die Augen zugehalten, den Kopf zwischen die Schultern gezogen und laut und deutlich gesagt: „Weg, weg, weg!“
    Und so war sie stehen geblieben, bis die Lehrerin sich auf die Bühne geschlichen, ihre Hand genommen und sie aus dem Rampenlicht geführt hatte.
    Weg .

8
    Die Erinnerung an damals, an Trine im kalten Rampenlicht, war der Anfang gewesen. Von da an hatten sie wieder miteinander reden können und der Plan war entstanden. Die Idee, dass sie die Sache selbst in Ordnung bringen konnten.
    Was heißt konnten , sie mussten. Sie benötigten

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