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Dark Village - Niemand ist ohne Schuld

Dark Village - Niemand ist ohne Schuld

Titel: Dark Village - Niemand ist ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Johnsen
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gewesen. Sondern cool und direkt. Sie hatte immer ihre Meinung gesagt und sich nicht geziert. Sie war sie selbst gewesen.
    Trine …
    „Es klingelt gleich“, sagte Trym.
    „Ja“, sagte Benedicte.
    Er stand auf. „Sollen wir?“
    Sie sah zu ihm hoch und wäre gerne mit ihm zurück zur Schule gegangen, aber sie hatte noch Trine im Kopf und dass er mit Trine geknutscht hatte, und das fühlte sich alles total verkehrt an.
    „Ich …“, sagte sie. „Du. Geh schon mal vor.“
    „Okay.“ Er zögerte aber ein paar Sekunden, als wollte er noch etwas sagen. Doch er schwieg und stand auf.
    Benedicte sah ihm nach und dachte: Mist, verdammter. Es dreht sich doch alles um Wolff und Trine. Die ganze Zeit dachten alle an nichts anderes, ob sie es nun zugaben oder nicht. Wolff und Trine und der Mord.
    Ich muss das herausfinden, schoss es ihr durch den Kopf. Ich muss herausfinden, warum sich das mit Trine und Wolff irgendwie falsch anfühlt.
    Sie blieb noch so lange sitzen, bis sie sicher war, dass sie Trym nicht mehr einholen würde. Dann stand sie auf und folgte ihm langsam.

3
    Der Ermittlungsleiter sah auf die Uhr. „Vierzehn Uhr fünf. Wir machen eine Pause bis fünfzehn Uhr.“
    „Sie feiger Arsch!“, sagte Wolff.
    „Und Sie sind ein Lügner“, sagte der Ermittlungsleiter. Er lächelte. „Scheint so, als hätten wir beide einander verdient.“
    Er nahm seine Kaffeetasse und verließ den Raum. Kruse folgte ihm, den Notizblock und die Kaffeekanne in der Hand. Als er die Tür hinter sich zumachte, hörte er, wie Wolff mit beiden Händen auf die Tischplatte schlug.
    „Verdammt!“
    Der Ermittlungsleiter wartete nicht auf Kruse. Er verschwand in Richtung seines Büros, ohne sich umzusehen. Das regte Kruse wahnsinnig auf. Würde der Mann sich auch nur ein kleines bisschen für seine Meinung interessieren, wäre er stehen geblieben und hätte danach gefragt. Aber nein, kein Wort. Kruse musste sich mit der Rückansicht seines Chefs begnügen und ihm ins Büro folgen. Als er den Raum betrat, sagte Kruse: „Er verschweigt uns etwas.“
    Der Ermittlungsleiter blieb stehen und drehte sich um. Er sah Kruse an und lächelte. „Da er so gut wie nichts sagt, ist es eigentlich offensichtlich, dass er nicht alles sagt, ja.“
    Kruse errötete. „Was ich meine, ist …“
    Der ältere Kollege winkte ab. „Ja, ja. Ich weiß, was Sie meinen.“
    Kruse wurde immer roter. Auch wenn er hundert Mal eine lebende Legende der Kriminalgeschichte war – ich hab schon Leute eingebuchtet, da wart ihr noch Quark im Schaufenster –, konnte er die Leute doch nicht wie Dreck behandeln.
    „Warum“, begann Kruse, und seine Stimme klang eine Spur höher als sonst, „warum soll ich eigentlich in den Vernehmungen dabeisitzen und alles notieren, wenn Sie sich nicht mal anhören wollen, was ich zu sagen habe? Ich muss doch meine Meinung äußern können!“
    Der Ermittlungsleiter zuckte die Schultern und setzte sich auf seinen Bürostuhl. „Bei aller Liebe, ja! Spucken Sie es aus, Kruse. Teilen Sie mir Ihre Meinung mit. Aber es wäre schön, wenn Sie dann auch etwas zu sagen hätten, das nicht so off ensichtlich ist. Ich habe keine Lust, meine Zeit damit zu verschwenden, mir von Ihnen anzuhören, was ich selbst vor zwei Stunden schon gedacht habe.“
    „Natürlich“, sagte Kruse und räusperte sich unsicher, weil er nicht wusste, ob er wirklich weitersprechen sollte.
    „Wenn Ihre Meinung, also das, was Sie mir sagen wollten, lautet, dass nichts stimmt und die ganze Sache keine innere Logik hat, dann können Sie es gerne für sich behalten. Mir ist auch klar, dass es völlig albern wäre zu glauben, dass ein Arzt auf diese Weise einen Mord begeht. Natürlich ist das albern. Warum sollte Wolff so einen Mord begehen? Er hätte das Ganze einfach wie eine Überdosis aussehen lassen können. Und selbst wenn es ein Unfall war und er in Panik geraten ist – warum hat er sie dann in Plastikfolie verpackt und sie im See treiben lassen? Warum hat er nicht noch ein paar Steine miteingepackt? Das hätte er doch getan, wenn er sie hätte verschwinden lassen wollen. Es gibt haufenweise Steine da draußen. Er hätte sich nur zu bedienen brauchen. Also, Kruse, von all dem brauchen Sie mir nichts zu erzählen. Was ich aber gerne hören würde: Wie sieht unser nächster Schritt aus? Ich will gerne wissen, welchen Schluss Sie aus diesen ganzen logischen Brüchen ziehen. Uns fehlt ein ganz wesentliches Teil in unserem Puzzlespiel, und das, was er verschweigt,

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