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Dark Village - Niemand ist ohne Schuld

Dark Village - Niemand ist ohne Schuld

Titel: Dark Village - Niemand ist ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Johnsen
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anderes als an Nick, aber eigentlich hatte sie ja gar nicht an Nick gedacht. Von ihm hatte sie nicht geträumt, sondern von Sex. Von der Vorstellung, es endlich zu tun! Zu wissen, wie es sich anfühlte. Natürlich mit Nick. Logo. Oder … Manchmal hatte sie den Verdacht, dass es beinah egal war, mit wem. Hauptsache, sie hatte das erste Mal endlich hinter sich.
    Alle sagten, das erste Mal wäre sowieso nicht besonders schön, von daher konnte man es vielleicht genauso gut mit jemandem tun, in den man nicht verliebt war. Mit einem, den man nie wiedersah, damit man nicht immer wieder dran erinnert wurde …

6
    „Willst du noch weg?“ Ihre Mutter schaute sie an.
    „Ja.“ Nora nickte.
    Sie hatten Pizza gegessen, ihr Bruder hatte sich in sein Zimmer verzogen, und ihre Mutter begann, den Abwasch im Spülbecken zu stapeln. Nora stand vom Tisch auf, und ihre Mutter schien erst jetzt zu bemerken, dass sie einen Rock trug.
    „Aber“, sagte ihre Mutter und verstummte. Sie nahm das Geschirrtuch von der Anrichte, faltete es gedankenverloren zusammen und legte es wieder hin. Sie wischte sich die Hände an der Hose ab.
    „Jetzt gleich?“, fragte sie. „Oder später?“
    „In einer Stunde vielleicht“, sagte Nora.
    „Muss das sein?“
    „Was?“
    „Kannst du nicht zu Hause bleiben? Musst du wirklich abends noch draußen rumlaufen?“
    „Was heißt müssen? Ich bin verabredet.“
    „Mit Vilde und Benedicte?“
    „Nein.“
    „Mit wem dann?“
    „Einem aus unserer Klasse.“
    „ Einem aus deiner Klasse? Ein Junge?“
    „Mama! Hallo!“
    „Darf man seinen Namen erfahren?“, fragte ihre Mutter.
    „Warum das denn?“
    „Na ja. Wenn er dir gefällt? Ich wüsste schon gerne, was in deinem Leben los ist. Ist das so verkehrt?“
    Nora seufzte. „Er heißt Nick. Reicht das? Nick aus meiner Klasse. Er ist neu.“
    „Aha.“ Ihre Mutter lächelte und hob die Augenbrauen. „Seid ihr zusammen?“
    „Mama. Hör auf.“
    „Ja, aber … Ich werde doch wohl fragen dürfen, oder? Das wird ja noch erlaubt sein.“
    „Logisch. Und ich werde wohl entscheiden dürfen, ob ich antworten will.“
    „Was ist denn an meiner Frage schlimm?“
    „Mama.“
    „Ist es ein Geheimnis? Ist das der Grund? Hast du einen heimlichen Verehrer?“
    Nora stöhnte. „Mama. Ich bin in der Zehnten. Ich gehe nicht mehr in den Kindergarten. Ich habe keinen heimlichen Verehrer .“ Bei den beiden letzten Wörtern malte sie Anführungszeichen in die Luft.
    „Wollt ihr euch nicht hier treffen? Du könntest ihn zu uns einladen.“
    „Warum das denn?“
    „Na ja. Es wird jetzt abends schon so früh dunkel und …“
    „Der Mörder sitzt doch im Gefängnis“, sagte Nora. „Es ist nicht mehr gefährlich.“
    „Schon …“ Ihre Mutter wandte den Blick ab.
    „Es ist nicht gefährlich“, sagte Nora. „Jetzt nicht mehr.“
    „Das stimmt schon. Es ist nicht, weil ich Angst habe, dass was passiert. Aber es schadet ja nicht, sich in Acht zu nehmen. Du kannst doch noch ein bisschen vorsichtig sein.“
    „Noch ein bisschen? Wie meinst du das?“
    „Na ja. Bis wir ganz sicher sind.“
    „Mama“, sagte Nora. „Wovon redest du denn jetzt? Ich verstehe das nicht. Seid ihr nicht sicher? Glaubst du, dass er es doch nicht war? Er hat Benedicte bedroht. Er hat sogar zugegeben, dass er es war!“
    Ihre Mutter hob die Hand. „Nora. Lass gut sein. Ich meinte was ganz anderes.“
    „Was meintest du denn?“ Nora starrte sie wütend an.
    Ihre Mutter seufzte. „Ach, es passiert einfach gerade schrecklich viel. Alle sind irgendwie so … so angespannt. Im Ausnahmezustand. Ich bitte dich ja bloß, ein bisschen aufzupassen.“
    „Ich passe auf. Ich treffe mich mit Nick. Und das ganz sicher nicht hier zu Hause.“ Nora drehte sich um und verließ die Küche.
    „Sag Bescheid, wenn du gehst!“, rief ihre Mutter ihr hinterher.
    Nora stapfte die Treppe hoch. Warum konnte ihre Mutter nicht irgendwas Nettes von sich geben? Warum sagte sie nicht, wie schön und spannend es war, dass Nora ein Date hatte. Musste sie die ganze Zeit so negativ sein und alles unter Kontrolle haben?!
    Wenn sie wüsste, was ich heute Abend vorhabe!, dachte Nora und knallte die Tür hinter sich zu. Sie würde ausflippen!

Dienstag/Benedicte
    Now that it’s raining more than ever
Know that we’ll still have each other
You can stand under my umbrella
    Umbrella , Rihanna

1
    Es klingelte, als sie durchs Tor kamen.
    Nora guckte Nick an und lachte. „Gerade noch

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