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Dark Village - Niemand ist ohne Schuld

Dark Village - Niemand ist ohne Schuld

Titel: Dark Village - Niemand ist ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Johnsen
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Grund. Aber den wird er uns im Leben nicht verraten. Wenn das Foto echt ist, lassen wir ihn frei und schauen, was passiert. Ich will, dass ihn zwei Streifen rund um die Uhr beobachten. In jedem Wagen will ich einen Kripobeamten und einen von der hiesigen Polizei, der sich gut in der Gegend auskennt –, für den Fall, dass Wolff versucht, sich über Nebenstraßen davonzumachen. Wir installieren eine Abhöranlage für sein Festnetztelefon und sein Handy. Ich will über jedes Wort, das er sagt, informiert werden, auch über jeden Menschen, den er trifft, und jeden Furz, den er lässt. Verstanden?“
    Der Ermittlungsleiter klopfte mit dem Zeigefinger auf die Tischplatte. „So finden wir heraus, warum er uns angelogen hat. Früher oder später verrät er sich. Das tun sie immer.“
    „Aber wir haben immer noch was gegen ihn in der Hand“, sagte Lena Kristine Sigvardsen Moe. „Er hat mit Tabletten gedealt. Und er hat versucht, Benedicte zu vergewaltigen.“
    „Ja, das mit den Pillen ist gut, das haben wir. Wir haben sogar ein Video, auf dem man sehen kann, wie er ihr Tabletten gibt. Wir haben die Fingerabdrücke auf der Dose, und wir können nachweisen, dass die Tabletten aus seiner Arztpraxis stammen. Dafür wird er seine Strafe bekommen. Er wird nie mehr als Arzt praktizieren können. Aber die versuchte Vergewaltigung ist schwieriger. Es ist ja faktisch nichts passiert, außer dass er eine große Klappe riskiert und sie bedroht hat. Natürlich können wir das auch gegen ihn verwenden, aber beides sind keine Gründe, ihn in Untersuchungshaft zu lassen. Soweit ich sehe, besteht weder Gefahr der Verschleierung noch der Wiederholung. Bis zum Verfahren ist er frei. Und wir bleiben an ihm dran.“

5
    Benedicte gab es auf, immer wieder anzurufen, und schickte stattdessen eine SMS.
    „Hast du mal versucht, Nora zu erreichen?“, fragte sie Vilde.
    „Nein“, sagte Vilde.
    „Hat sie denn irgendwas gesagt?“
    „Dass sie nicht kommt?“
    „Ja.“
    „Nein, zu mir nicht. Du liebe Güte, Benedicte. Entspann dich.“
    „Das sagst ausgerechnet du?“ Benedicte sah sie an. „Du bist doch von allen am meisten gestresst.“
    „Heute nicht.“ Vilde lachte. „Ist dir das noch nicht aufgefallen?“ Sie hob die Arme und setzte ein breites Grinsen auf: „Häppi. Häppi, häppi!“
    „Ja. Umwerfend.“
    Sie standen während der ersten Pause auf dem Schulhof. Vilde kramte unruhig in der Jackentasche herum. Benedicte wusste, dass sie Schmacht hatte. Vor ein paar Tagen hätte sie Benedicte einfach stehen lassen und wäre in der Raucherecke verschwunden, wahrscheinlich wortlos. Aber jetzt wartete sie höflich. Ja, sie lachte sogar.
    „Und was ist mit dir passiert?“, fragte Benedicte.
    Vilde grinste. „Nix, wieso?“
    „Ja, ja.“
    „Nee, echt jetzt.“
    „Wer’s glaubt.“ Benedicte warf einen Blick auf ihr Mobiltelefon, das sie noch immer in der Hand hielt. Nora hatte nicht geantwortet. „Das ist so typisch für euch“, sagte sie. „Du und Nora – ihr müsst immer alles geheim halten, alles ist ja sooo top secret .“ Sie malte Anführungszeichen in die Luft. „Ich blick das nicht“, sagte sie. „Was ist denn schwierig daran, einfach zu sagen, was los ist? Ist das irgendwie ein Problem?“
    „Hast du Nick mal gefragt?“ Vilde guckte in Richtung des Zauns, wo Nick stand und sich mit Trym und noch ein paar anderen Leuten unterhielt.
    „Nick?“, fragte Benedicte.
    „Wegen Nora, meine ich. Vielleicht weiß er ja was.“
    „ Ich soll Nick fragen?“ Benedicte verzog das Gesicht. „Er ist doch dein Kumpel.“
    „Okay.“ Vilde zuckte die Schultern und ging zu den Jungs am Zaun. Sie spürte ihre Blicke. Guck-dir-die-an-Blicke. Alle außer Nick glotzten sie an. Auf ihre Titten – als ob die so aufregend wären.
    Und zum ersten Mal seit sie sich erinnern konnte, gefiel es ihr. Gefallen war vielleicht das falsche Wort, eigentlich hatte es nichts mit gefallen zu tun, es war ihr ja egal, was die Jungs dachten. Aber es fühlte sich gut an, schmeichelte ihr. Ja, guckt mich ruhig an. Und seht, was ihr niemals bekommen werdet .
    Sie ignorierte alle, außer Trym und Nick. Sie lächelte ihnen entgegen und sagte zu Nick: „Weißt du, was mit Nora los ist?“
    „Nein“, antwortete er.
    „Ist sie vielleicht krank?“
    „Keine Ahnung.“
    „Gehst du heute Abend zu ihr rüber?“
    „Glaube kaum.“
    „Nicht?“
    „Nein.“
    Nick sah müde aus. Er hielt den Blick gesenkt, aber als er Vilde schließlich doch anschaute,

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