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DARKNET

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Titel: DARKNET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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bemerkte, dass innen kein Türgriff war und ein Drahtgitter ihn von den Vordersitzen trennte. Er war jetzt ihr Gefangener.
    Die Beamten nahmen vorn Platz und fädelten sich wortlos in den dichten Verkehr ein. Schon nach ein paar Minuten hielten sie in einer Gegend mit besonders angesagten Restaurants. Hier wimmelte es von Shoppern und jungen Karrieremenschen.
    Die Männer stiegen aus und öffneten Ross die Wagentür. Er stieg ebenfalls aus und sah den Wortführer der beiden an. «Jetzt bin ich aber verwirrt. Soll ich Sie nun bestechen oder nicht?»
    Der Mann packte Ross stumm am Arm, und sie führten ihn zu einer Edel-Martini-Bar, einer skandinavischen Glas-und-Holz-Komposition mit einem minimalistischen Logo, so hip, dass es weder Skandinavier noch Chinesen entschlüsseln konnten. Die Bar war voll von Zigarettenrauch und vorwiegend chinesischen Yuppies, die rasch Platz machten, um die grimmig blickenden Zivilpolizisten durchzulassen.
    Sie näherten sich einer Sitznische ganz hinten im Raum – dem einzigen ruhigen Eckchen. Die Nachbartische waren auffallend leer. Hier erwartete sie ein junger Chinese in einem gutsitzenden Anzug, vor sich ein geeistes Martiniglas. Als er Ross auf sich zukommen sah, lächelte er.
    Unwillkürlich erwiderte Ross das Lächeln. Es war Shen Liang. Shen war ein alter Freund aus Ross’ Dot-com-Zeiten in Portland – damals, Ende der neunziger Jahre. Ehe alles zum Teufel ging. Shen war da ein junges Bürschchen gewesen, frisch von der Stanford University – mit wenig Ahnung von Amerika und westlicher Kultur. Ein brillanter Kopf, der alles aufgesogen hatte, was die chinesischen Universitäten bieten konnten, und nach mehr hungerte.
    Ross und Shen hatten zusammen in einem Internet-Start-up namens Stiletto Design gearbeitet – «Lösungen, die durchdringen» hatte das Firmenmotto gelautet. Es war das typische Web-Commerce-Unternehmen gewesen, mit hohen Wänden aus unverputztem Backstein, Aeron-Stühlen, Pingpong-Tischen und Anteilsoptionen, die bald nichts mehr wert sein sollten. Sie hatten wie wild expandiert damals, hatten Handelslösungen für Banken, Versicherungen und unausgegorene Internet-Startups entwickelt. Junge Männer und Frauen, die bis spät in die Nacht zusammenarbeiteten – eine tolle Umgebung für einen jungen Single. In der Erinnerung war es ein einziger Nebel aus Arbeit, Alkohol und Sex.
    Als Ross sich hinsetzte, streckte Shen ihm die Hand hin und sagte in tadellosem amerikanischem Englisch: «Jon Ames. Oder wohl eher
Jon Ross
heutzutage. Hast du geheiratet oder was?»
    «Das ist kompliziert, Liang. Du siehst aus, als hättest du keinen Grund zu klagen.»
    Shen gestikulierte zu den Zivilpolizisten hin und sagte etwas auf Mandarin.
    Der Wortführer nickte, und die beiden verschwanden.
    Ross sah ihnen nach und wandte sich dann wieder Shen zu. Der sagte: «Ich habe auch keinen Grund zu klagen. Ich wollte, ich könnte dasselbe von dir sagen.»
    Ross sah ihn fragend an.
    «Jon, du sitzt mächtig in der Scheiße.»
    «Dann ist das hier also nicht nur eine kleine Wiedersehensfeier?»
    Shen machte eine schöne junge Frau im Minirock auf sich aufmerksam. Sie kam sofort an den Tisch, und er verwies sie an Ross.
    «Ich nehme einen Stoli, ohne Eis und mit Zitronenschale, bitte.»
    «Selbstverständlich, Sir.» Sie eilte davon.
    «Russischer Wodka. Wie verräterisch.» Er taxierte Ross, während er sich einen winzigen Zigarillo anzündete. «Tja …» Er steckte sein goldenes Feuerzeug weg. «Nach all den Jahren finde ich also heraus, dass du gar nicht wirklich Jon Ames heißt.»
    «Liang …»
    «Und dass ein internationaler Haftbefehl gegen dich vorliegt. Dass du ganz oben auf der Fahndungsliste des FBI stehst. Stell dir diesen Schock vor.»
    «Wie ich schon sagte, es ist kompliziert.»
    «Wir waren
Freunde
, Jon. Und jetzt stellt sich raus, dass du ein Identitätsdieb und Aktienbetrüger bist?»
    «Na ja, du hast mir damals auch nicht erzählt, dass du für die Staatssicherheit spioniert hast.»
    Liang sah Ross ungläubig an. «Spioniert? Wer hat spioniert? Sie haben mir mein Studium bezahlt. Ich sollte mit ‹Mad Skillz› zurückkommen. Was ist daran Spionage? Ich habe doch nie so getan, als wäre ich kein Chinese.»
    «Ich meine mich an jemanden zu erinnern, der nicht vorhatte, nach China zurückzugehen. An jemanden, der ein Internet-Videostartup gründen wollte –»
    Shen hob die Hand und sah sich um. «Okay, okay. Würdest du das bitte nicht herausposaunen? Und

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