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DARKNET

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Titel: DARKNET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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industriellem Imperium ist es schon so gut wie vorbei.»
    Der Major lachte. «Sie werden nicht der erste Freiheitskämpfer sein, dessen Kopf ich auf einen Stock spieße, Loki. Am Ende kommt ihr alle zu Fall – gewöhnlich, weil euch ebendie Leute verraten, die ihr zu retten glaubt.»
    Loki legte den Kopf schief.
«Freiheitskämpfer? Dafür halten Sie mich?»
Er lachte auf
. «Freiheit interessiert mich einen Dreck. Und wenn ich hundert Millionen unschuldiger Menschen töten muss, um Sie in die Hände zu kriegen, werde ich es tun. Schlafen Sie gut, Major.»
    Loki zog den Stecker, und der Bildschirm wurde dunkel.
    Ein paar Sekunden herrschte im Kontrollraum Stille.
    Schließlich murmelte jemand: «Heilige Scheiße …»
    Der Major nickte geistesabwesend. Seine Operationen hatten Dutzende Befreiungsbewegungen erfolgreich ausgeschaltet. Sie hatten rund um den Globus Verwirrung und Spaltung unter Menschen gesät, die sich gegen Tagebaugesellschaften, Ölkonzerne, Biotech-Konzerne zu erheben versuchten – und am Ende hatten die Leute sich selbst zur Strecke gebracht.
    Aber keiner dieser Gegner hatte je die Wirtschaft so im Würgegriff gehabt wie der Daemon. Und keiner dieser Gegner hatte je ein einzelnes psychotisches Individuum mit solch unkontrollierter Macht ausgestattet wie der Daemon diesen Loki. Dieser Bursche war bereit, hundert Millionen Menschen zu töten. Und er hatte schon Hunderte, wenn nicht gar Tausende auf dem Gewissen. Eine ganz neue Ära technologischer Herrschaft brach an – und zur Abwechslung mal stand der Major nicht auf der Seite der Sieger.
    Der Major spürte ein ungewohntes Gefühl in sich aufsteigen. Es war Angst

14 Modell China
     
    Jon Ross trank einen Espresso und las dabei auf einem Handheld die
Iswestija
. Er war in der Coffee-Bar seines Hotels im Shekou-Viertel von Shenzhen. Es war Nachmittag, und er trug einen gebügelten zweireihigen schwarzen Nadelstreifenanzug mit pastellfarbenem Hemd und hellblauer Seidenkrawatte, alles im nahen Hongkong handgeschneidert. Mit seiner schicken HUD -Brille schien er ganz der erfolgreiche Geschäftsmann, der sich über das Geschehen in der Heimat auf dem Laufenden hält.
    Ross mochte Shekou vor allem deshalb, weil er hier kein bisschen auffiel. Es war ein nettes Viertel und bei Ausländern beliebt. Es hatte etwas Kleinstädtisches, dabei aber jede Menge Restaurants und ein reges Nachtleben.
    In den Bars und Cafés hier hörte man Dutzende Sprachen, und er war nur ein fremdländisches Gesicht unter vielen. Aber das spielte jetzt keine Rolle – nicht bei der letzten Sache, die er auf dieser Reise noch zu erledigen hatte.
    Er trank gerade seinen Espresso aus, als zwei Chinesen in zerknitterten Anzügen auf seinen Tisch zukamen. Ihr harter, musternder Blick und ihre Uns-kann-keiner-was-Aura sagten Ross sofort, dass es Polizisten waren – vermutlich vom Ministerium für Staatssicherheit.
    Der eine nickte und sagte auf Russisch: «Genosse Morozow. Guten Tag.» Er lächelte und entblößte dabei verfärbte Zähne.
    Ross legte den Handheld hin und antwortete, ebenfalls auf Russisch: «Guten Tag. Was verschafft mir das Vergnügen, meine Herren?»
    «Es gibt da offenbar ein Problem mit Ihren Reisedokumenten.»
    «Meinen Reisedokumenten?»
    Der Mann nickte.
    «Ich wüsste nicht, wie das möglich sein sollte, aber …» Ross zog seine Geldbörse heraus. «Kann ich das hier regeln?»
    «Versuchte Beamtenbestechung ist in China ein schweres Verbrechen.»
    «
Versuchte
vielleicht, aber was ist mit
gelungener

    «Die Angelegenheit ist nicht lustig, Mr.Morozow.» Er schaltete abrupt auf Englisch um. «Oder sollte ich sagen, Mr.Ross?»
    Ross blieb ruhig. Er legte das Geld für seinen Espresso auf den Tisch und steckte die Geldbörse weg. Auch er wechselte jetzt ins Englische. «Ihr Englisch und Ihr Russisch sind exzellent.»
    «Danke. Bitte erwähnen Sie es meinem Vorgesetzten gegenüber, wenn Sie ihn sehen. Wenn Sie jetzt bitte mitkommen würden …»
    «Dürfte ich Ihre Dienstausweise sehen?»
    Der Mann schlug das Jackett zurück und enthüllte eine Pistole im Schulterholster.
    «Das ist doch wohl der Ausweis, der zählt.»
    Der Mann bedeutete Ross, ihnen zu folgen.
    Ross seufzte, nahm dann seinen Handheld und seine Laptoptasche und gehorchte.
    Sie brachten ihn zu einem draußen wartenden Wagen. Es war ein ziviles Jeep-Cherokee-Imitat – das, was manche Amerikaner hier einen «Cheep» nannten. Sie öffneten ihm die Wagentür, und Ross stieg ein. Er

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