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Darkover 03 - Herrin der Falken

Titel: Darkover 03 - Herrin der Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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heimatlosen Mannes. Auch ich bin heimatlos, ich habe mich von meiner ganzen Familie losgesagt… aber es ist möglich, daß mein Bruder Ruyven mich im Tramontana-Turm erwartet. Und Orain ist ebenso allein und ohne Anverwandte. 
    Sie ritten in die großen, düsteren Tore von Nevarsin ein, gerade als die Abenddämmerung sich niedersenkte und die lange Nacht dieser Jahreszeit begonnen hatte, den Himmel mit Regen zu verschleiern. Dom Carlo ritt an der Spitze. Die tief ins Gesicht gezogene Kapuze verbarg seine Züge. Es ging über das alte Kopfsteinpflaster der Stadt und steile, gewundene Wege hinauf bis zu dem schneebedeckten Pfad, der zum Kloster führte. Romilly meinte, noch nie eine so durchdringende Kälte erlebt zu haben. Das Kloster lag mitten im Eis der Gletscher und war aus dem Felsgestein herausgehauen worden. Vor dem inneren Tor, unter der großen Statue des Lastenträgers, den das Gewicht der Welt niederdrückte, und dem kleineren, aber immer noch mehr als lebensgroßen Bildnis von Sankt Valentin im Schnee machten sie halt. Romilly zitterte trotz der zusätzlichen warmen Kleidung.
    Ein kleiner Dicker in dem faltenreichen braunen Kapuzengewand eines Mönchs winkte sie hinein. Romilly zögerte. Sie war als Cristofero erzogen worden und wußte, daß keine Frau das Kloster betreten durfte, nicht einmal das Gästehaus. Aber was blieb ihr in ihrer Verkleidung übrig? Sie flüsterte ein Gebet: »Gesegneter Lastenträger, Heiliger Valentin, verzeiht mir, es war nicht meine Absicht, in diese Welt der Männer einzudringen, und ich schwöre, ich werde nichts tun, was Euch hier Schande machen würde.«
    Es gäbe einen schrecklichen Skandal, wenn sie sich jetzt zu ihrem wirklichen Geschlecht bekannte. Warum nur waren die Frauen so streng ausgeschlossen? Fürchteten die Mönche, in der Anwesenheit von Frauen könnten sie ihr Keuschheitsgelübde nicht halten? Welchen Sinn hatte ihre Gelübde, wenn sie Frauen nur zu widerstehen vermochten, solange sie keine sahen! Und wie kamen sie auf die Idee, die Frauen hätten überhaupt ein Interesse daran, sie in Versuchung zu führen? Romilly betrachtete den dicken kleinen Mönch in seinem Kapuzenmantel und geriet in große Gefahr, loszukichern. Es würde schon mehr als die Nächstenliebe eines Heiligen erfordern, seine Häßlichkeit lange genug zu übersehen, um bei dem da einen Verführungsversuch zu machen!
    Es waren geräumige Ställe für alle ihre Reittiere vorhanden und ein Raum, in dem Romilly Blocks und Recks für ihre Vögel fand.
    »Du kannst in die Stadt gehen und Futter für sie kaufen.« Orain gab ihr ein paar Kupferringe. »Aber sei rechtzeitig zum Abendessen zurück im Gästehaus. Wenn du möchtest, darfst du an den Abendgebeten teilnehmen. Es wird dir Freude machen, den Chor singen zu hören.« 
    Romilly nickte gehorsam. Innerlich war sie begeistert. Darren hatte von dem herrlichen Gesang des Nevarsin-Chors erzählt. Er war nicht musikalisch genug, daß er ihm in seiner Studentenzeit hätte beitreten können. Auch ihr Vater hatte es einen der Höhepunkte seines Lebens genannt, als er einem feierlichem Gottesdienst im Kloster beigewohnt und die Mönche singen gehört hatte. Romilly eilte in die Stadt. Sie war aufgeregt und fürchtete sich auch ein bißchen vor dem fremden Ort. Aber sie fand einen Vogelhändler, und als sie ihm ihre Wünsche darlegte, wußte er sofort die richtige Atzung für die Kundschaftervögel. Romilly hatte schon damit gerechnet, sie müsse einen stinkenden, halb verwesten Kadaver zurück durch die Stadt schleppen. Statt dessen sagte der Händler, es sei ihm ein Vergnügen, das Futter in den Ställen des Gästehauses abzuliefern. »Ihr seid bestimmt im Kloster untergebracht, junger Mann? Wenn Ihr wünscht, kann ich Euch jeden Tag geeignetes Futter für Eure Vögel bringen.«
    »Ich werde meinen Herrn fragen«, antwortete Romilly. »Ich weiß nicht, wie lange wir bleiben werden.« Sie hielt es für eine feine Sache, daß sie von solchen Dienstleistungen Gebrauch machen konnte. Aber als er ihr den Preis nannte, war sie etwas beunruhigt. Allerdings gab es keine Möglichkeit, daß sie selbst außerhalb der Stadtmauern auf die Jagd ging. Deshalb schloß sie den Handel für heute und morgen ab und bezahlte dem Mann, was er verlangte.
    Auf dem Rückweg durch die grauen Straßen der Stadt mit den sich vornüberneigenden Häusern und den erdrückenden Mauern ringsumher fürchtete Romilly sich ein bißchen. Es kam ihr zu Bewußtsein, daß sie den

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