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Darkover 03 - Herrin der Falken

Titel: Darkover 03 - Herrin der Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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fühlte sie sich in seiner Nähe sicher und entspannt, als sei sie mit ihren Brüdern oder ihrem Vater zusammen. Nach einer Weile fragte sie ihn: »Der König – Carolin – erwartet uns in Nevarsin? Ich dachte, die Mönche hätten geschworen, sich an den Kriegen weltlicher Männer nicht zu beteiligen, wieso ergreifen sie dann König Carolins Partei? Ich… ich weiß so wenig darüber, was im Tiefland vor sich geht.« Sie erinnerte sich daran, was Darren und Alderic erzählt hatten. Das schärfte nur ihre Neugier, mehr zu erfahren. Orain antwortete: »Die Brüder von Nevarsin haben kein Interesse für den Thron der Hasturs; es stände ihnen auch nicht an. Sie gewähren Carolin Asyl, weil er, wie sie sagen, niemandem ein Leid angetan hat und sein Cousin – der große Bastard Rakhal, der auf dem Thron sitzt – ihn töten will, um seinen
    eigenen Ehrgeiz zu befriedigen. Die Brüder werden sich uns in dieser Sache nicht anschließen. Andererseits liefern sie Carolin auch nicht seinen Feinden aus, solange er in ihren Mauern weilt.« 
    »Wenn Carolins Anspruch auf den Thron so gerecht ist«,
    meinte Romilly, »warum hat dann Rakhal soviel Unterstützung?«
    Orain zuckte die Schultern. »Habgier, ohne Zweifel. Mein Land ist nun im Besitz von Rakhals erstem Ratgeber. Die Menschen unterstützen den Mann, der sie reich macht, und das Recht hat damit wenig zu tun. Alle diese Leute«, er wies nach hinten, »sind Kleinbauern, deren Land unantastbar hätte sein sollen. Sie haben nichts anderes getan, als ihrem König die Treue zu bewahren, und man hätte sie in die Streitigkeiten der Hochgeborenen und Mächtigen nicht hineinziehen dürfen. Alaric ist verbittert, aye – weißt du, was sein Verbrechen ist? Das Verbrechen, für das er sein Land verlor, in Rakhals Gefängnis gesteckt und dazu verurteilt wurde, eine Hand und die Zunge zu verlieren?«
    Romilly erschauerte. »Bei einem solchen Urteil muß es wirklich ein schweres Verbrechen gewesen sein!«
    »Nur in den Augen dieses caqavrezu Rakhal«, erklärte Orain grimmig. »Sein Verbrechen? Seine Kinder riefen: ›Lang lebe König Carolin!‹, als einer von Rakhals größten Schurken durch ihr Dorf kam. Sie dachten sich nichts dabei – ich glaube nicht, daß die armen Kinder den einen König von dem anderen unterscheiden konnten. Dieser gemeine Hund Lyondri Hastur behauptete aber, Alaric müsse seine kleinen Kinder Hochverrat gelehrt haben. Er holte sie aus Alarics Haus, sagte, sie sollten von einem loyalen Mann erzogen werden, ließ sie in seinem Großen Haus arbeiten und warf Alaric ins Gefängnis. Eines der Kinder starb, und Alarics Frau war so verzweifelt über das Unglück ihres Mannes und ihrer Kleinen, daß sie sich aus einem hohen Fenster stürzte und starb. Aye, Alaric ist verbittert und denkt von niemandem etwas Gutes, Junge. Er haßt nicht dich, sondern das Leben selbst.«
    Romilly blickte mit einem tiefen Atemzug auf ihren Sattel nieder. Sie wußte, warum Orain ihr dies erzählt hatte, und es steigerte noch ihre Bewunderung für ihn. Er hatte sogar für den Mann, der so häßliche Dinge über ihn sagte, Verständnis und Mitgefühl. Leise antwortete sie: »Dann will ich versuchen, von ihm nicht halb so schlecht zu denken, wie er von mir denkt, Onkel.«
    Aber das alles verwirrte sie. Alderic hielt die Hastur-Leute für große und edle Menschen, von den Göttern abstammend, und Orain sprach, als sei das Wort »Hastur« allein schon eine Beleidigung. 
    »Ist die ganze Hastur-Sippe böse?«
    »Durchaus nicht!« stellte Orain mit Nachdruck fest. »Ein besserer Mann als Carolin ist nie über diese Welt gewandelt. Sein einziger Fehler ist, daß er denen seiner Sippe, die Schurken sind, nichts Böses zutraute und viel zu freundlich und verzeihend gegen«, seine Lippen verzogen sich zu einer Art Lächeln, »ehrgeizige Bastarde war.«
    Er verstummte. Romilly betrachtete die Linien in seinem Gesicht und wußte, seine Gedanken waren tausend Meilen von ihr und seinen Männern und Dom Carlo entfernt. In seinem Geist tauchten Bilder von einer schönen Stadt auf. Sie lag zwischen zwei Bergpässen, aber niedrig, in einem grünen Tal, am Ufer eines Sees, dessen Wellen wie Nebelschwaden aus der Tiefe aufstiegen. In seiner Nähe erhob sich ein weißer Turm.
    Männer und Frauen gingen durch seine Tore, hochgewachsen und elegant, wie in einen seidenen Glanz gehüllt. Sie waren zu schön, um wirklich zu sein, und Romilly spürte sein großes Leid, das Leid des Verbannten, des

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