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Darkover 03 - Herrin der Falken

Titel: Darkover 03 - Herrin der Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Kontakt mit Preciosa verloren hatte, bevor sie in das Tor von Nevarsin einzogen. Das Klima hier war zu kalt für einen Falken… war Preciosa in eine wärmere Gegend zurückgekehrt? Der Falke konnte in der Stadt keine Nahrung finden. Aas lag genug in den Straßen herum, wie Romilly aus dem Gestank schloß, aber es gab kein frisches Fleisch für einen Falken. Hoffentlich war Preciosa in Sicherheit…
    Im Augenblick trug sie die Verantwortung für die Kundschaftervögel. Es gab da einen großen, gepflasterten Hof, auf dem sie sie fliegen lassen konnte. Romilly übte sie an den langen Leinen
    – sie kreischten jetzt weniger, und es war deutlich zu merken, daß sie sich allmählich an ihre Stimme und ihre Berührung gewöhnten. Da entdeckte sie ein Gruppe kleiner Jungen, die sich an die Hofmauer drückten. Alle trugen sie die faltigen Kapuzengewänder des Klosters. Aber, so dachte Romilly, für Mönche waren sie noch zu jung. Es mußten Studenten sein, die wie Ruyven und Darren zur Ausbildung hergeschickt worden waren. Eines Tages würde vielleicht auch ihr Bruder Rael unter ihnen sein. Wie mir Rael fehlt! 
    Die Jungen betrachteten die Vögel mit regem Interesse. Einer, kühner als die übrigen, rief ihr zu: »Wie bringt Ihr es fertig, sie
    anzufassen, ohne verletzt zu werden?« Er löste sich aus der zusammengedrängten Kinderschar, kam zu Romilly und streckte die Hand nach Temperentia aus. Romilly winkte ihn schnell zurück. 
    »Diese Vögel sind wild und haben gefährliche Schnäbel. Die hier könnte dir ein Auge aushacken.«
    »Euch tun sie doch nichts«, protestierte das Kind.
    »Ich habe auch gelernt, mit ihnen umzugehen, und sie kennen mich«, erklärte Romilly. Der Junge zog sich gehorsam außer Reichweite zurück. Er war nicht viel älter als Rael, zehn oder höchstens zwölf. Im Hof erklang eine Glocke. Die Kinder liefen sich schubsend den Gang hinunter. Nur der eine Junge blieb stehen.
    »Ruft die Glocke dich nicht ebenso wie deine Mitschüler?« erkundigte sich Romilly.
    »Ich habe jetzt keinen Unterricht«, antwortete der Junge. »Erst wenn die Glocke zum Chor läutet, muß ich gehen und singen, und danach habe ich Fechtstunde.«
    »In einem Kloster?«
    »Ich soll ja kein Mönch werden«, sagte der Junge. »Jeden zweiten Tag kommt ein Fechtmeister aus der Stadt und unterrichtet mich und ein paar andere. Aber im Augenblick habe ich keine Pflichten, und ich würde gern den Vögeln zusehen, wenn Ihr nichts dagegen habt. Seit Ihr eine Leronis, vai domna, daß Ihr Euch so gut mit ihnen auskennt?«
    Gelähmt vor Schreck, starrte Romilly ihn an. Endlich fragte sie: »Warum nennst du mich domnah?
    »Ich sehe doch, was Ihr seid«, erwiderte der Kleine, »auch wenn Ihr Jungenkleidung tragt.« Romilly blickte so bestürzt drein, daß er die Stimme senkte und in verschwörerischem Flüsterton versicherte: »Macht Euch keine Sorgen, ich werde es niemandem erzählen. Der Vater Meister wäre sehr böse, und ich glaube nicht, daß Ihr irgendwem ein Leid tut. Aber warum zieht Ihr Euch wie ein Junge an? Gefällt es Euch nicht, ein Mädchen zu sein?«
    Wem gefällt das schon? dachte Romilly, und dann wunderte sie sich darüber, daß die klaren Augen dieses Kindes etwas gesehen hatten, das allen anderen verborgen geblieben war. Der Junge antwortete auf den unausgesprochenen Gedanken.
    »Ich habe es gelernt, wie Ihr gelernt habt, mit Falken und anderen Vögeln umzugehen, damit ich meinem Volk eines Tages als Laranzu in einem Turm dienen kann.«
    »Ein Kind wie du?« fragte Romilly.
    »Ich bin zwölf Jahre alt«, stellte er würdevoll fest, »und in nur drei weiteren Jahren bin ich ein Mann. Mein Vater ist Lyondri Hastur und Ratgeber des Königs. Die Götter haben mir edles Blut gegeben, und deshalb muß ich bereit sein, dem Volk zu dienen, über das ich später zu herrschen gesetzt werde.«
    Lyondri Hasturs Sohn! Romilly fiel die Geschichte von Alaric und seiner Familie ein, die Orain ihr erzählt hatte. Sie tat, als müsse sie die Leine des Vogels entwirren. Noch nie hatte sie ihre Gedanken abschirmen müssen, und sie kannte nur eine Möglichkeit: schnell und aufs Geratewohl loszureden. »Möchtest du Prudentia ein Weilchen auf die Faust nehmen?“
    Sie ist die leichteste und wird für deinen Arm nicht zu schwer sein. Ich halte sie für dich ruhig, wenn du magst.« Er blickte aufgeregt und erfreut drein. Romilly streifte Prudentia vorsichtig die Haube über und schickte beschwichtigende Gedanken aus – der Kleine ist ein

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