Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Darkover 03 - Herrin der Falken

Titel: Darkover 03 - Herrin der Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
mitkommen und dir den Weg zeigen.“
    Sie verließen das Gästehaus des Klosters und wanderten die Straßen der alten Stadt hinunter. Orain hängte sich lässig bei Romilly ein. Die Bergluft war von stechender Kälte, und Romilly zog ihren Mantel enger zusammen. Aber Orain, der nur eine leichte Jacke trug, schien sich wohl zu fühlen. »Ich liebe die Bergluft«, erklärte er. »Ich wurde im Schatten des Hohen Kimbi geboren. Wenn ich auch am Ufer des Sees von Hali aufwuchs, halte ich mich doch immer noch für einen Bergbewohner. Woher stammst du?«
    »Ich bin in den Kilghardbergen geboren, aber nördlich des Kadarin«, antwortete Romilly.
    »In dem Land um Storn? Aye, ich kenne es gut. Kein Wunder, daß du die Falken im Blut hast; mir geht es ebenso.« Er lachte verlegen auf. »Allerdings bist du mir darin über. Einen Kundschaftervogel habe ich früher nie gehalten, und ich werde mich nicht schlecht behandelt fühlen, wenn ich nie wieder einen in die Hände bekomme.« Sie traten in den Eingang eines Ladens, der streng nach Leder und Lohe und Harz roch. Der Schuhmacher hob angesichts von Orains alten Stiefeln hochmütig die Brauen, änderte seinen Ton jedoch schnell, als Orain seine Börse zog und Silber und sogar Kupfer vor ihn hinlegte. »Wann wünscht der vai dom diese Stiefel zurück?«
    »Ich vermute, das Flicken lohnt sich bei ihnen nicht mehr«, sagte Orain. »Aber sie passen mir gut; macht mir ein Paar nach ihrem Maß, denn ich werde hoch in die Schneeberge hinauf müssen. Hast du Stiefel für die Hellers, Rumal? Bestimmt wirst du doch mit uns nach Tramontana reiten?«
    Warum schließlich nicht? dachte Romilly. Ich habe kein anderes Ziel, und wenn Ruyven dort ist oder ich Nachricht über ihn erhalten kann, ist Tramontana für mich der beste Weg.
    »Die Stiefel, die der junge Herr trägt, werden auf den Gletscherpfaden nicht lange halten«, meinte der Schuhmacher mit einem unterwürfigen Blick zu Orain hin. »Ich kann Eurem Sohn für zwei Silberstücke ein gutes, stabiles Paar anfertigen.«
    Erst jetzt merkte Romilly, wie großzügig Dom Carlo Vorsorge getroffen hatte, sie für ihre Bemühungen um die Vögel und Reittiere zu bezahlen. Schnell sagte sie: »Ich habe –«
    »Still, Junge«, unterbrach Orain sie. »Dom Carlo hat mich beauftragt, mich darum zu kümmern, daß du – wie auch alle seine Männer – bekommst, was du für die Reise brauchst. Setz dich jetzt hin und laß deinen Fuß messen… mein Sohn«, fügte er grinsend hinzu. 
    Romilly tat, wie ihr geheißen war, und streckte ihren schlanken Fuß in dem schäbigen, zu großen Strumpf aus. Der Schuhmacher pfiff eine Melodie vor sich hin, während er Maß nahm und mit einem Kreidestumpf geheimnisvolle Notizen und Ziffern auf eine Tafel neben seiner Bank malte. »Wann sollen sie fertig sein?«
    »Gestern«, brummte Orain. »Es kann sein, daß wir die Stadt von einem Augenblick zum anderen verlassen müssen.«
    Der Schuhmacher protestierte; Orain feilschte ein paar Minuten lang mit ihm, und dann einigten sie sich auf den Preis und übermorgen.
    Sie verließen den Laden. »Morgen wäre besser«, meinte Orain finster. »Aber diese Handwerker haben heutzutage keinen Stolz mehr auf ihre Kunst. Nichts da!« schnaubte er, als Romilly den Rückweg einschlagen wollte. »Du willst wohl schleunigst ins Kloster zurück und in kalter Linsensuppe und Dünnbier schwelgen? Nach all diesen Tagen auf der Straße mit Mehlbrei und Reisebrot, das nicht viel besser als Hundekuchen ist, bin ich für Brathuhn und einen Schluck guten Weins in einer Garküche. Warum willst du schon umkehren? Die Vögel werden ja nicht wegfliegen, oder? Die Pferde stehen in ihrem warmen Stall, und die Mönche geben ihnen sicher Heu, wenn wir nicht zurückkommen. Machen wir also einen Spaziergang durch die Stadt.« 
    Romilly gab schulterzuckend nach. Sie war noch nie in einer Stadt von der Größe Nevarsins gewesen, und sie fürchtete, sich zu verlaufen, wenn sie allein auf Erkundung ausging. Aber mit Orain konnte sie den Weg durch die verwirrenden Straßen kennenlernen. Das Kloster ließ sich nicht verfehlen, da brauchte sie nur bergauf zu gehen. Es lag ja hoch über der Stadt. Der kurze Wintertag wurde heller und wieder dämmerig, während sie durch die Stadt gingen, meistens in freundschaftlichem Schweigen. Orain schien keine Lust zu haben, viel zu reden. Doch er machte sie auf verschiedene Sehenswürdigkeiten aufmerksam, den alten Schrein Sankt Valentins vom Schnee, die Höhle hoch

Weitere Kostenlose Bücher