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Darkover 03 - Herrin der Falken

Titel: Darkover 03 - Herrin der Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Hastur im Kloster eintraf?
    Endlich wandte er sich seufzend ab. »Alles Gute zum Fest, Junge.« Er umarmte sie heftig. »Wenn es hier im Stall zu kalt ist, kannst du in Dom Carlos Bett schlafen, das wird kein Mensch merken.«
    »Ich denke, ich bleibe in der Nähe der Vögel.« Romilly wich seinem Blick aus. Es war eigentlich nicht so, daß sie ihm nicht traute. Unterwegs hatte sie zwischen den Männern kampiert, und wenn er bisher nichts gemerkt hatte, würde er auch nichts merken, selbst wenn sie das Schlafzimmer mit ihm teilte. Aber falls doch – Romilly ertappte sich dabei, daß der Gedanke sie ganz schwach machte. Orain war kein Cristofero und durch kein Keuschheitsgelübde gebunden. Sie hatte ihr ganzes Leben lang Geschichten darüber gehört, wie ausschweifend die Tiefländer und die Hali’imyn waren. Trotzdem konnte sie sich nicht vorstellen, daß er sie mit Gewalt nehmen würde. Sein Arm um ihre Schultern rief ihr ihren Traum ins Gedächtnis zurück, und befangen entzog sie sich ihm. In diesem Traum hatte er sie liebkost wie die Frau, die sie war…
    Romilly vergrub sich im Heu, immer noch ein bißchen benommen von dem Wein, den sie getrunken hatte. Nach einer Weile schlief sie ein. Sie träumte wie schon einmal, sie fliege auf den Schwingen eines Falken oder Kundschaftervogels. Jemand flog neben ihr, der zu ihr mit Orains Stimme sprach und zärtlich zu ihr war. Sie ließ sich einsinken in den Traum und dachte nicht mehr an Widerstand.
    Im Morgengrauen wurde sie von gellendem Glockengeläut jäh geweckt – gehörte das zum Ritus der Cristofero-Mönche für das Fest? Romilly setzte sich hoch und entdeckte Orain. Bleich wie der Tod stand er in der Tür.
    »Rumal, Junge! Ist Dom Carlo bei dir? Jetzt ist nicht der
    richtige Zeitpunkt, sich zu genieren.«
    »Dom Carlo? Ich habe ihn seit Tagen nicht gesehen! Wovon sprecht Ihr, Orain?« 
    »Ich hatte den Eindruck… nein, ich sehe, du weißt nicht einmal, was ich meine. Verdammt!« Er taumelte und fiel gegen die Wand. »Entgegen aller Hoffnung hoffte ich… Es darf nicht sein, daß man ihn gefangen hat! Aldones gebe, daß er die Warnung rechtzeitig erhalten hat und geflohen ist. Horch, sie läuten Alarm! Wir sind verraten worden, irgendwer hat ihn erkannt – oder mich – ich hab’s doch gewußt, er hätte sich heute nicht herunterwagen dürfen!« Fluchend hämmerte er mit den Fäusten gegen die Wand. »Schnell, Junge, ins Gästehaus! Sie wissen, wo ich bin, können Carolin und seine Männer nicht fern sein. Der Vater Meister wird das Asylrecht achten, aber dem Hastur-Lord traue ich nicht. Wenn der Herr des Lichts vor seiner Nase erschiene und ihn bäte…«
    Orain war jetzt stocknüchtern. Er wirkte krank und ausgemergelt; seine hageren Wangen waren hohl, aber seine Augen flammten vor Zorn.
    »Lyondris Sohn! Hat er es seinen Spielgefährten ausgeplaudert, was meinst du? Lyondris Sohn – wie der Hund, so der Welpe! Mir machte es nichts aus, den Jungen mit meinem Dolch zu durchbohren, ich würde die Welt danach für einen sichereren Ort halten, wenn er darin nicht mehr zu einem ebensolchen Schurken wie sein Vater aufwachsen könnte!«
    Romilly wich vor ihm zurück, und Orains Gesicht zuckte. »Nein, ich würde einem Kind nichts tun, nicht einmal Lyondris, glaube ich. Zieh die Stiefel an, Junge! Wir müssen schleunigst aus dem Kloster, aus der Stadt verschwinden. Erwischt man uns, ist unser aller Leben nicht das Gewicht einer Federwert! Geh und rufe – nein, ich werde Alaric und die anderen wecken. Du sattelst die Pferde.« 
    Plötzlich war es Romilly, als schwebe Dom Carlos Gesicht vor ihr in der Luft, aber er war nicht da! Trotzdem hörte sie ihn zu ihr sagen: Nehmt die Vögel mit, verlaßt das Kloster durch das höchstgelegene Tor, das zu dem geheimen Paß oberhalb der verborgenen Zellen auf dem Gletscher führt.
    »Vorwärts, Junge!« fuhr Orain sie an. »Wonach glotzt du?«
    Mit bebender Stimme wiederholte Romilly Dom Carlos Worte. »Er war hier, ich habe ihn gehört, es war seine Stimme…«
    »Du hast geträumt!« Orain ruckte ungeduldig mit dem Kopf, und in Romillys Gedanken erklang Dom Carlos Stimme: Erinnere ihn an einen gewissen Gürtel aus rotem Leder, um den wir uns stritten und die Nasen blutig schlugen.
    Orain wollte gehen, doch Romilly hielt ihn am Ärmel fest. »Ich schwöre es, Orain, ich habe Dom Carlo gehört. Er hat etwas von einem roten Ledergürtel gesagt, um den ihr euch die Nasen blutig geschlagen habt.«
    Orain blinzelte. Schnell

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