Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya
Atmen. Panik loderte in Darna auf, als sie erkannte, dass sie die Gewalt über ihren Körper verloren hatte. Ginevra hatte sie fest im Griff.
Rumail hatte selten einen Überwacher gesehen, der so rigoros vorging, aber seine eigenen Fähigkeiten reichten nicht über die ärmlichsten Grundlagen hinaus. Er konnte zwar als Überwacher tätig werden, wie jeder andere Techniker seines Ranges - wie jeder Bewahrer, ermahnte er sich -, aber er war darin kein Fachmann.
Darna bot keinen psychischen Widerstand mehr, doch ihr Geist war so aufgewühlt wie zuvor. Rumail musste Ginevras Geschicklichkeit bewundern. Aber warum ignorierte sie nur den Schmerzpegel des Mädchens? Egal, denn sobald sie der Einheit des Kreises angehörte, würde sich das zusammen mit der psychischen Reibung geben.
Kyril… der Geist des Jungen öffnete sich Rumail fast träge.
Er hatte einige natürliche Barrieren, aber sie waren willkürlich verteilt und leicht zu umschiffen. Das weitaus größere Problem würde sein, dass der Junge seinen Teil des Kontaktes nicht aufrechterhalten konnte. Kyril, du musst dich konzentrieren. Du musst durchhalten.
Oh… na schön. Der Gedanke kam zögernd, wie ein Gähnen.
Zufrieden vertiefte Rumail den Kontakt mit den Angehörigen seines Kreises. Ginevra - geübt schwebte sie mit ihm, beobachtete die beiden anderen und sorgte dafür, dass das Mädchen sich nicht rührte. Der Verstand des Mädchens zuckte hierhin und dorthin, als wäre sie ein gehetztes Tier. Rumail kam herbei und packte sie.
Einen Moment lang wand sie sich noch in seinem mentalen Griff.
Dann ergab sie sich mit einem Auflodern von Schmerz und Verzweiflung.
Ja!
Der Junge, endlich - wie viel Konzentration er auch immer aufgebracht hatte, sie zerbröckelte bereits in Tagträume, Erinnerungen und Körpergefühle.
Halt!, befahl Rumail, und im nächsten Moment hatte er sie alle im Griff. Die Einheit stand, trotz der unbehaglichen Strömungen, die seine Energie in drei unterschiedliche Richtungen gleichzeitig zogen.
Er zögerte, unsicher, wie es weitergehen sollte. Obwohl er diesen Kontakt als weihevolle Einführung geplant hatte, als Reinigungsritual, hatte er nicht vorausgesehen, wie zerbrechlich, wie unstabil der Kreis sein könnte. Die Verbindung der einzelnen Geistessphären aufrechtzuerhalten, war ihm immer sehr einfach erschienen, als Bernardo von Neskaya es tat. Ihm blieb nichts anderes übrig, als dabeizubleiben. Sie beide, er und Ginevra, hatten mehr als genug Kraft, um die Jugendlichen zu kontrollieren. Doch erst musste er sie alle auf eine ätherische Astralebene heben. Er bedeutete Ginevra, ihn zu unterstützen, als er den Kreis in die Überwelt verschob. Sie führte ihm Energie zu und festigte ihren Griff um das Mädchen.
In Gedanken stellte Rumail sich den kühlen grauen Ort vor, der jenseits des physischen Daseins lag. Er war entsetzt gewesen, als sein eigener Bewahrer ihn zum ersten Mal dorthin mitgenommen hatte, obwohl er wusste, wie viele Personen über sein Wohl und Wehe wachten. Die Weite, das völlige Fehlen von Strukturen, hatte ihn umfangen, als wäre er nur ein Insekt. Aber er hatte gelernt, an diesem körperlosen Ort Strukturen zu erschaffen, einzig durch die Kraft seiner Gedanken geistige Gebilde zu formen und zu meißeln, die nichts Substanzielles mehr an sich hatten.
Er sah sich selbst, wie er den Kreis hochstemmte, wobei er sich bei jeder kleinen Bewegung anspannte. Das Mädchen fühlte sich wie ein Bleigewicht an, der Junge wie ein Sack Gelee. Er würde springen müssen, um mit roher Gewalt ihre Trägheit zu überwinden…
Darna schrie auf, als würde sie in flüssiges Feuer getaucht. Ihre Qualen hallten auf der physischen wie auf der psychischen Ebene wider.
Der Kreis zerbrach. Keuchend riss Rumail seinen eigenen Körper zurück. Er schlug die Augen auf. Darna beugte sich vor, die Arme um ihre üppigen Brüste geschlungen, schrie und schrie, hielt nur selten inne, um Luft zu holen. Der Junge kam schwankend zu sich, stützte sich auf einen Arm und blinzelte verwirrt.
Ginevra schauderte ein wenig, gewann ihre Fassung zurück und glitt zu dem Mädchen hinüber. Sie legte ihre Hände auf Darnas Schultern, versuchte jedoch nicht, ihr aufzuhelfen.
Rumail wollte aufstehen, doch seine Knie hatten sich in Butter verwandelt und gaben unter ihm nach. Er fiel schwer auf die gepolsterte Bank zurück.
Was - was ist geschehen? Er wusste nicht, ob er die Worte laut aussprach oder bloß dachte. Was stimmte mit ihm nicht? Er war
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