Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya
sich mit einem triumphierenden Grinsen seinem Bruder zu.
»Dieser alte Fuchs Rafael! Weil er die Falle sieht, glaubt er, er kann es vermeiden, den Fuß hineinzusetzen. Aber jetzt haben wir ihn. Er muss mit uns verhandeln.«
Rumail stand voll Unbehagen in der Nähe und sah zu, wie sein Bruder auf und ab zu gehen begann, wie so oft, wenn er in überschwänglicher Stimmung war. »Bedenkt die Situation«, fuhr Damian fort und gestikulierte, während er laut nachdachte. »Wir haben unseren Anspruch auf Recht und Sitte gegründet. Und niemand kann behaupten, dass wir keinen hinreichenden Grund hätten. Nun ist der Zeitpunkt gekommen, um zuzuschlagen, und zwar entschlossen zuzuschlagen!«
Damian blieb stehen, und seine Augen loderten bei seiner inneren Vision auf. Was Rumail einst mit Inbrunst als wahre Mission betrachtet hatte, wurde nun zu unverschämter, leerer Prahlerei.
Rumail runzelte die Stirn. Ich muss einen Weg finden, ihn zu zügeln, bevor er in den Untergang rennt.
Ihr ursprünglicher Plan hatte die Konsolidierung der Ressourcen vorgesehen, darunter des Turms von Tramontana, bevor sie es mit Hasturs Macht aufnahmen. Die Aussichten waren nicht gut gewesen, bis der Emmasca aus Aillard, dieses Bollwerk der Neutralität, gestorben war, vermutlich an extremer Altersschwäche.
Selbst da hatte der Turm sich den legitimen Ansprüchen auf Lehnstreue noch widersetzt und sie als unklar und widersprüchlich abgewiesen. Tomas, der Bewahrer des Ersten Kreises und nun durch Erfahrung und Persönlichkeit der Leiter des Turms, war vielleicht ein entfernter Vetter der Ardais, aber auch der vierte Sohn eines dritten Sohns, der aus einem kleinen Pachtgut mit nur geringen Verteidigungsmöglichkeiten kam. Ohne großen Aufwand hatte Damian Tomas’ Mutter und einzige Schwester nach Linn bringen können, wo er sie zusammen mit dem Storn-Mädchen unter Aufsicht hielt. Weiterer Hinweise hatte es nicht bedurft, um sich der Zusammenarbeit des Bewahrers zu versichern.
Der ursprüngliche Zeitplan war nach der Lungenfäule-Seuche in Verdanta aus den Fugen geraten. Trotz ihres Siegs in Tramontana hatte Rumails Versuch, einen eigenen Kreis zu bilden, in der Katastrophe geendet. Einer seiner Schüler war tot und der andere wenig mehr als ein sabbernder Idiot, der die Disziplin eines Kreises nicht begriff. Bei der Erinnerung daran zitterte er noch immer.
Es hatte keinen Zweck zu stöhnen: Hätten wir doch nur gewartet, dann wäre die Seuche nicht außer Kontrolle geraten, hätte ich mir doch die Zeit genommen… Rumail war pragmatisch genug, um zu wissen, dass jetzt nur ein einziges Problem zählte, nämlich das, dem sie sich gerade gegenübersahen. Und das war das überzogene Selbstvertrauen seines Bruders.
Rumail wählte seine Worte mit Bedacht. »Ist das ein Krieg, den Ihr gewinnen könntet? Sind wir schon so stark?«
»Wir sind, was wir immer waren, bereit zu handeln, wenn sich die richtige Gelegenheit ergibt. Im Dienst des Rechts dürfen wir uns dem Wagemut nicht verschließen.«
»Doch die Hasturs sind eine Familie mit vielen Zweigen, reich an Ressourcen und Waffen. Müsst Ihr Euch denn allein gegen sie wenden?«
»Ein mächtiger Verbündeter, der sich dem gegenseitigen Schutz verschrieben hat, könnte ein großer Gewinn sein«, sagte Damian, wenn auch ohne viel Überzeugung. Bisher hatte Damian in den etablierten Domänen nie nach Verbündeten gesucht, weder durch Friedensverträge noch durch Blutsbande. Er eroberte und ging keine Kompromisse ein. Seine Persönlichkeit ließ es nicht zu, eine untergeordnete Rolle einzunehmen. Und seit der Niederlage der Ridenow von Serrais vor zweihundert Jahren hatte kein Clan es auch nur in Betracht gezogen, die Hastur herauszufordern.
»Das schwebte mir nicht gerade vor«, sagte Rumail. »Rafael Hastur ist Furcht erregend, doch seine Macht ist, gemessen an der gemeinsamen Kraft aller großen Häuser von Darkover, nichts.
Was, wenn wir den Waffengang gar nicht erzwingen müssten?
Was, wenn wir uns an ein Gericht wenden könnten, damit es diese Frage untersucht?«
»An ein Gericht?«, sagte Damian. »Glaubt Ihr, Rafael Hastur, der kein Gesetz außer seinem eigenen kennt, würde sich schwächlich einem fernen Urteil beugen? Er würde es sich anhören, dabei lächeln und trotzdem tun, was ihm beliebt.« Aber die Vorstellung schien Damian zu gefallen. »Und wer sollte dieses Gericht stellen?«
»Der Comyn-Rat selbst. Er war in den letzten Jahren nicht gerade sehr aktiv, aber einst hatte er
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