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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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Stadt geöffnet hatte, saß ein wenig abseits, vielleicht als Zeuge, jedoch nicht als ebenbürtiger Teilnehmer. Sie hätte nicht zu sagen vermocht, wer den Vorsitz hatte, bis ein älterer Mann, gekleidet in das Karomuster eines Clans, das sie nicht kannte, eine Hand hob und Schweigen gebot. Das Alter hatte seine Haut zu Pergament ausgebleicht und sein Haar so weiß werden lassen, dass es keine Spur seiner ursprünglichen Farbe mehr aufwies.
    Nun erhob sich der Bewahrer, und seine karmesinroten Gewänder fielen in dünnen Falten um seine hagere Gestalt. Er zog seinen Sternenstein heraus, der unter der Berührung seiner bloßen Finger kurz aufblitzte. Die Lider halb gesenkt, bewegten seine Lippen sich in lautloser Konzentration. Die Versammlung wartete ab, und Taniquel wartete mit ihnen, wobei sie unbewusst sogar den Atem anhielt.
    »Möge die Wahrheit angesichts des Feuerscheins dieses Juwels diesen Raum mit seinem Licht erfüllen und alle, die sich darin aufhalten.«
    Erneut leuchtete der Sternenstein auf, weicher diesmal und doch stärker. Ein azurblauer Schimmer bedeckte das Antlitz des Bewahrers und strahlte aus, bis der ganze Raum davon erfüllt war.
    Unbelebte Gegenstände - der Tisch mit den Krügen und Bechern aus Metall, so matt wie Zinn - nahmen rasch wieder ihre natürliche, dunklere Tönung an. Doch auf den Gesichtern blieb er bestehen, als käme er von innen heraus, und keine zwei Gesichter waren gleich hell und gleich getönt. Bei manchen vertiefte sich das Blau, bei anderen wurde es heller, doch alle schickten ein inneres Leuchten aus. Taniquel fand, dass es das Laran sein musste, das jede Person erstrahlen ließ. Sie spürte die kühle, liebliche Berührung des Lichts und wusste, dass sie, egal was Lady Caitlin ihr vor so vielen Jahren bei ihren Untersuchungen gesagt hatte, hierher gehörte.
    Als Comynara. Als Königin von Acosta.
    »Mylords, Ihr könnt fortfahren«, sagte der Bewahrer. »Wenn jemand es wagen sollte, wissentlich die Unwahrheit zu sprechen, wird das Licht der Wahrheit von seinem - oder ihrem Gesicht«, er warf einen kurzen Blick in Taniquels Richtung, »verschwinden.«
    Nach einigen offiziellen Bemerkungen brachte der alte, in karierte Gewänder gekleidete Mann die morgendliche Diskussion auf den Weg. In der Eröffnungssitzung hatte Damian Deslucido, König von Ambervale und Linn, sich an den Comyn-Rat gewandt und die Rückkehr der Braut verlangt, die seinem Sohn versprochen war, denn diese Vermählung werde die Narben von Acostas Aufruhr heilen, friedlichen Bündnissen Vorschub leisten und den Wohlstand garantieren. Der alte Mann sprach in so neutralem Tonfall, dass Taniquel nicht zu sagen vermochte, ob er seine Worte selber glaubte. Er referierte nur, dass Deslucido seinen Fall so dargelegt hatte.
    Nun blickte der alte Mann Rafael an und fuhr fort, in genau dem gleichen monotonen Tonfall zu beschreiben, wie die eben erwähnte Braut, eine gewisse Taniquel Hastur-Acosta, vor der erzwungenen Ehe mit einem Mann geflohen sei, der erst kürzlich ihren geliebten Gemahl erschlagen und ihr Königreich erobert hatte, dass sie naturgemäß den Schutz ihrer eigenen Familie gesucht hatte, die sie liebte, und dort nicht wieder fort wolle.
    Taniquel wünschte, sie wäre eine Telepathin, dass sie die Gedanken der versammelten Comyn lesen könnte, oder doch wenigstens Empath genug, um ihre Gefühle aufzufangen. Sie verspürte lediglich ihre eigene rasende Furcht. Wem würden sie glauben? Wem wollten sie glauben?
    »Lasst uns die Frau selbst anhören«, sagte ein jüngerer Mann in den Ridenow-Farben Grün und Gold. Vor etwas mehr als einem Jahrhundert hatte Allart Hastur die lange Fehde zwischen Hastur und Ridenow zu einem Ende gebracht, so dass Serrais und Thendara jetzt als Verbündete betrachtet werden konnten.
    »Taniquel Hastur-Acosta«, sagte der alte Mann.
    Sie hob das Kinn, damit alle sehen konnten, dass sie sich nicht fürchtete. »Vai dom.«
    »Was habt Ihr dazu zu sagen? Ist diese Ehe, dieses Friedensbündnis, Euch willkommen?«
    Antworte nur auf das, was du gefragt wirst.
    »Ohne jeden Zweifel nein, Mylords.« Sie sah Deslucido gerade heraus an, gleichmütigen Blicks. »Ich habe mich nie einverstanden erklärt.« Als sie das sagte, spürte Taniquel, wie das Licht unverändert weiter auf ihrem Gesicht erstrahlte.
    Sie spürte das allgemeine Raunen eher, als dass sie es hörte. Ein Triumphgefühl stieg in ihr auf. Sie hatte sich Deslucido gestellt, und der Wahrheitsbann hatte ihr

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