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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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beigestanden. Wer würde es jetzt noch wagen, ihre Antwort in Zweifel zu ziehen?
    »Wollt Ihr fortan im Haushalt Eures Onkels Rafael Hastur leben?«, fragte ein anderer Comyn.
    Ich will, wie es mein Recht ist, über Acosta herrschen, um es für meinen Sohn zu bewahren und zu erhalten.
    Sie sprach diese Worte nicht laut aus, nur in ihrem Herzen. Sie sagte: »Ja.«
    »Um es auf den Punkt zu bringen«, sagte der Lord in den Alton-Farben mit dem buschigen Bart, nicht zu ihr, sondern zur Versammlung, »wird sie denn tun, worum man sie bittet? Wird sie unsere Entscheidung und die Befehle ihres Königs ehren? Oder werden wir mit ihr wieder jemanden haben, der durch die Lande streift, seinen eigenen Wünschen folgt und nur an sich denkt, ungeachtet der Folgen?« Sein Tonfall ließ darauf schließen, dass er der Meinung war, sie solle augenblicklich jemanden heiraten, der Manns genug war, sie davon abzuhalten, noch mehr Ärger zu bereiten.
    Zornig verkniff Taniquel sich eine bissige Antwort. Wollte er sie reizen und auf die Probe stellen, oder war er einfach nur grenzenlos unhöflich?
    Der Wahrheitsbann strahlte von Rafaels Gesicht, als er mit perfekter Höflichkeit erwiderte. »Ich bin mit dieser Frau verwandt, Vai Dom´yn, und trage für ihr Verhalten die Verantwortung. Wenn Ihr zu diesem Thema noch etwas zu sagen habt, Alton, dann sagt es besser mir.«
    »Nnein… zur Zeit nicht.«
    »Gibt es noch weitere Fragen?«, sagte der alte Lord. »Dann wollen wir die Antworten hören.«
    Für einen langen Moment blickte Damian Deslucido auf seine Hände und breitete sie, die Innenflächen nach unten, auf dem Tisch aus. Die Finger waren breit und kräftig, schwielig von den Schwertübungen, und über einen Handrücken verlief eine alte Narbe. Er trug keine Ringe, obwohl weißliche, glänzende Haut an mehreren Fingerwurzeln ihr Fehlen verriet. Dies waren die Hände eines Mannes, dachte Taniquel, den andere Kämpfer achteten.
    Er hob den Kopf, damit alle das schimmernde blaue Licht auf seinem Gesicht sehen konnten. »Mylords, was kann ich antworten außer der Wahrheit? Krieg ist Krieg, etwas, was Frauen nie begreifen werden. Ich streite nicht ab, dass ich Padrik Acosta auf dem Schlachtfeld eine Niederlage beibrachte und nun sein Königreich regiere. Als Worte unsere Unstimmigkeiten nicht mehr beseitigen konnten, triumphierte der Stahl, und damit hatte es ein Ende.
    Wir Männer wissen, dass das der Lauf der Dinge ist, und das wussten auch die Männer von Acosta. Sie wussten, wie wir alle, dass das Blutvergießen nach einem so raschen und klaren Sieg endet und eine neue Ordnung Einzug hält. Als die Burg erst eingenommen war, wurde der Witwe des verstorbenen Königs jede Höflichkeit entgegengebracht. In der Gesellschaft ihrer Zofen verweilte sie in der Sicherheit ihrer eigenen Gemächer mit all dem vertrauten Komfort. Welchen Grund kann sie haben, sich darüber zu beschweren?«
    Überall am Tisch nickten Köpfe. Der alte Mann sagte zu Taniquel: »Wurdet Ihr schlecht behandelt - missbraucht, ausgehungert, gedemütigt, in ein Verlies geworfen?«
    »Ich wurde - nein, dergleichen ist nicht geschehen.« Aber darum geht es auch gar nicht.
    »Ihr wurde eine ehrenvolle Vermählung mit meinem Sohn angetragen«, fuhr Deslucido fort, und seine Stimme wurde vor Selbstvertrauen noch seidiger, »der, wie ich schon sagte, mein einziger Erbe ist. Sie wäre nicht nur die Königin von Acosta geworden, sondern auch aller Länder von Groß-Ambervale.« Mit einer flüchtigen Geste gelang es ihm, das Ausmaß seiner Eroberungen anzudeuten.
    Taniquel lief rot an, als der alte Alton missbilligend schnaubte. Sie sah in den Gesichtern der Comyn, dass sie alle sie für eine törichte Schwachsinnige hielten, weil sie so viel Wohlstand und Macht abgewiesen hatte.
    Sie schrak auf, als sie erkannte, dass sie einen Teil von Deslucidos weiterer Rede versäumt hatte.
    »… habe ich die Empfindlichkeiten einer Frau, die jung, unerfahren und gerade erst Witwe geworden ist, nach besten Kräften berücksichtigt. Obwohl eine glatte und vollständige Machtübergabe dringend angeraten war, war mein Sohn bereit, sich in Geduld zu fassen. Ihr wurde die Erlaubnis erteilt, in der Kapelle am Leichnam ihres Gemahls die Totenwache zu halten und dafür zu sorgen, dass er anständig beigesetzt wurde. Erst dann wurde ihre Antwort erwartet.«
    Wie Deslucido gesagt hat, Krieg ist Krieg, dachte Taniquel elend. Kein Schmollen oder Toben konnte Padrik zurückbringen oder ungeschehen machen,

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