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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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Pferde erreichbar, lag die Verborgene Stadt, nur als verschwommener Fleck in dem Weiß mit einem zarten Blaustich zu erkennen, die Umrisse von einem ständigen wolkenartigen Nebel verhangen. Hier wollte sich der Comyn-Rat treffen, hinter Toren, die mit einem Matrix-Schloss versehen waren, das einzig ein Bewahrer öffnen konnte. Ihr Onkel hatte ihr erklärt, dass die Comyn die Stadt schon vor Jahrhunderten, schon vor der Zeit des Chaos, als Zufluchtsort genutzt hatten.
    Zuflucht. Und vielleicht auch Gerechtigkeit. Sie hob ihren Kopf, straffte die Schultern und stieg vom Pferd. Aber für wen?
     
    Gleich nach ihrer Ankunft hatte der Bewahrer von Arilinn sie zu den Toren der Verborgenen Stadt geführt. Taniquel folgte ihrem Onkel, seinem Friedensmann Gerolamo und Lady Caitlin in die niedrig hängende Wolkendecke. Lediglich durch eine Mischung aus Stolz und Disziplin blieb ihr Gesicht reglos, und ihre Hände zitterten nicht.
    Der Nebel schloss sich um sie, und für einen Moment konnte sie nur eine Armeslänge weit sehen. Energieströme wirbelten um sie herum, so dass ihre Haut abwechselnd heiß und kalt wurde.
    Das Geräusch ihrer Schritte hallte gespenstisch in den Schwaden wider.
    Dann, als sei eine jähe Brise aufgekommen, teilte sich der Nebel, und sie standen vor einer Steinmauer, in die hier und da Fenster eingelassen waren, die mattblau leuchteten. Das Licht umflorte auch die Ränder zweier Torflügel. Weder Riegel noch Schloss war zu erkennen, doch Taniquel wusste durch ihren halb entwickelten Laran-Sinn, dass sie sich mit aller Macht dagegen stemmen konnte, ohne dass sich die Pforte auch nur um die Breite eines Seidenfadens öffnen würde. Genauso gut konnte sie versuchen, die Zwillingsgipfel zu verschieben.
    Der Bewahrer, ein stämmiger Mann mit einst rotem Haar, das nun die Farbe von ausgebleichtem Stroh hatte, zog einen Sternenstein aus den Falten seiner roten Gewänder. Er schimmerte von seinem eigenen inneren Licht. Seine Brauen furchten sich vor Konzentration, als er sich darüber beugte, wobei seine Lippen sich lautlos bewegten. Taniquels Kopfschmerzen, die zunächst einem vagen Unbehagen gewichen waren, hämmerten nun in ihrem gesamten Schädel. Der Schmerz ließ nach, als die Tore aufschwangen.
    Taniquel erhaschte einen Blick auf einen als Garten angelegten Innenhof, einen Brunnen, mit gelb blühendem Efeu bewachsen, gepflasterte Wege zwischen Gebäuden, die Schlafsäle oder Lagerhäuser sein mochten und alle zu einer Haupthalle führten. Ein paar Cralmacs huschten vorbei, abgedeckte Körbe in ihren kleinen Pelzhänden, und Taniquel fiel ein, dass sich innerhalb der Mauern kein menschliches Wesen aufhalten durfte.
    Ihre Unterkünfte waren von bescheidener Größe und schlicht möbliert, aber ordentlich und sauber. Es gab ein Schlafzimmer für Rafael und ein kleineres Nebenzimmer für Gerolamo sowie eine Kammer für die beiden Frauen, getrennt durch einen kleinen Wohnraum, dessen einzige Verzierung eine Vase mit frischen Gänseblümchen war. Ein Krug Wasser und eine Schale Obst standen auf einem Tisch neben einem Fenster, das auf den Garten hinausführte. Der Bewahrer sorgte dafür, dass Cralmacs ihnen alles brachten, was sie brauchten, bevor sie sich zurückzogen.
    An diesem Abend nahm Rafael an der Eröffnungssitzung teil, in Begleitung von Gerolamo, seinem stummen Schatten. Taniquel hätte ihn als Besucherin begleiten können, doch Rafael riet ihr, dass es für ihren Fall besser sei, wenn keines der Ratsmitglieder sich schon vorher eine Meinung über sie bildete. Manche, wie der aufbrausende Anführer der Altons von Lake Posada, waren so traditionell eingestellt, dass sie die Anwesenheit einer jeden Frau - auch die der im Matriarchat lebenden Aillards - mit ernsthaften Geschäften für unvereinbar hielten.
    Lady Caitlin gebrauchte ihr Laran bei der Öllampe und bewirkte, dass sie hell genug leuchtete, um in ihrem Licht eine Handarbeit machen zu können. Sie begab sich ans Werk und nähte den Saum eines Männerhemdes um. Der Stoff war kostbares Trockenstädter-Linex, aber ohne jede Stickerei. Es war trotz seiner Qualität ein Alltagshemd.
    Taniquel saß eine Weile da und sah zu, wie die Nadel im Lichtschein aufblitzte, als sie in den Stoff eintauchte und wieder hervorkam. Es war hinreißend, ganz still zu sein, eingelullt von dem beständigen Rhythmus. Seit Julians Geburt hatte sie kaum mehr als zwei Minuten Ruhe am Stück gehabt. »Ich hätte nie geglaubt, einmal zu sehen, dass Ihr etwas so… so

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