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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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Laran-Arbeitern war keiner zu Schaden gekommen. Jetzt, nachdem sie wieder freier atmen konnte, folgte sie mit erhöhter Aufmerksamkeit dem Rest seines Berichts.
    Der Krieg war zweifellos noch nicht zu Ende. Weder ihr Onkel noch dieser Dämon Deslucido würden sich mit einem Grenzgeplänkel zufrieden geben, wie verlustreich es auch ausgefallen sein mochte. Bei der Aussicht, weitere Monate hier in Thendara untätig herumzusitzen, während das Schicksal ihres Königreichs, das Erbe ihres Sohnes, von anderen entschieden wurde, schäumte sie innerlich.
    »König Rafael teilt Euch mit, dass er jetzt auf Deslucidos Hauptquartier in Acosta marschiert. Allerdings kann er nicht den direkten Weg durch die Gegend von Drycreek einschlagen. Das dürfte noch für einen Zeitraum einer Generation oder länger verboten sein.«
    »Er will Acosta befreien?« Ohne mich? Sie kam sich vor, als hätte man sie jäh ins Feuer gestoßen. Ein Blick ins Gesicht des Laranzu verriet ihr, dass er ihre Gefühle wahrgenommen hatte, auch wenn er ihre Gedanken nicht lesen konnte. Sie nahm sich rasch zusammen, bedankte sich bei ihm mit aller Würde, deren sie fähig war, und entließ ihn.
    Es gab nichts weiter zu besprechen, mit niemandem; es galt lediglich, Befehle zu geben. Sie war die Herrscherin von Acosta, sie hatte einen Eid abgelegt, ihr Königreich zu erneuern und ihren Sohn als Thronfolger einzusetzen, und wenn ihr Onkel in ihrem Namen gegen Deslucido einen Feldzug unternehmen wollte, dann würde sie eben an der Spitze dieser Armee reiten.
    Bei Roald McInery hatte sie den Einsatz symbolischer Gesten, mit deren Hilfe eine Streitmacht moralisch aufgerüstet oder demoralisiert werden kann, ausführlich beschrieben gefunden. Deren Stärke lag nicht im Einsatz irgendwelcher Waffen, sondern in der moralischen Rechtfertigung - und darin, dass sie sich einer Legende bedienten. Sie rief sich die Ballade in Erinnerung, die ihre Flucht aus Deslucidos Klauen schilderte. Bei den letzten, mitreißenden Strophen hätte es nicht mehr viel gebraucht, um die andächtig lauschenden Höflinge für ihre Sache in die Schlacht ziehen zu lassen. Sie würde mit dem Coridom reden müssen, mit dem Hastur-Vetter, der Rafael hier vertrat, und mit dem Hauptmann der Wache. Aber zuerst galt es, ein Wörtchen mit den Spielmännern zu wechseln.
     
    »Euer Majestät?«
    Ranald Vyandal, Damians neuer General, blieb an der Tür zum Audienzsaal, dem jetzigen Kriegszimmer, stehen und verbeugte sich eine Kleinigkeit tiefer als sonst. Damian, der sich nach der Gedenkfeier für den Gelben Wolf mit Belisar in seine Privatgemächer zurückgezogen hatte, winkte ihn herein.
    »Ich bringe Neuigkeiten, Euer Majestät. Ein Reiter aus Verdanta. Es ist gefallen.«
    »Was soll das heißen - gefallen?« fuhr Damian ihn an. Er vernahm die Schärfe in seiner Stimme. Ich bin völlig aus dem Gleichgewicht. Das liegt nur an dieser elenden Warterei. Ich müsste dort draußen sein, alles selbst sehen und entsprechend handeln.
    »Genau das, Vai dom.« Vyandal verneigte sich erneut, hielt den Blick jedoch auf Damian gerichtet. »Die Burg ist eingenommen, und unsere Männer dort wurden getötet oder gefangen. Wir glauben, dass die Leyniers ihre Macht wiedererlangt haben, aber da sind wir uns nicht sicher. Der Bote blieb nicht so lange, um über Einzelheiten berichten zu können. Er ist ohnehin nur knapp entronnen und wird zur Stunde eingehender befragt.«
    »Verdanta«, murmelte Damian. Sein Blick wanderte über die auf dem Tisch ausgerollten Landkarten, die an den vier Ecken mit den Knäufen im Kampf erbeuteter Schwerter beschwert waren.
    »Warum Verdanta?«
    »Das Verhalten verzweifelter Menschen ist unvorhersehbar«, erwiderte Ranald. »Aber wie dem auch sei, ich nehme nicht an, dass sie für uns eine ernste Bedrohung darstellen. Sie haben vorerst alle Hände voll zu tun, ihre eigene Regentschaft wieder zu festigen.«
    »Verdanta mag zurückerobert sein«, meinte Belisar, »aber seine Armee dürfte sich in einem erbärmlichen Zustand befinden. Der Mann, der sie nun anführt, dieser Eddard, ist ein blinder Krüppel.«
    »Bleibt die Frage nach Unterstützung von außerhalb, wie viel und von welcher Art«, gab Ranald zu bedenken.
    Belisar blickte ihn finster an. »Wie meint Ihr das?«
    »Sie haben sich nicht selbst befreit«, erläuterte Damian geduldig. »Wenn ihnen das möglich gewesen wäre, hätten sie es schon vor langer Zeit getan. Und vergesst bitte nicht, dass wir eigentlich Hastur erobern wollen

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