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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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Haferbrei und goss sich einen Becher Jaco ein. Ihm gegenüber saß Amalie, die sich gerade ihre dritte Scheibe Nussbrot mit Käse bestrich. Sie aß mit dem Appetit eines Kindes, obwohl sie eigentlich ein paar Jahre älter war als er.
    »Ich bin froh, wenn der Krieg endlich vorbei ist«, sagte sie zwischen zwei kleinen Bissen. »Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so fertig gewesen bin.«
    »Du hast noch nie an vorderster Front in den Feuergräben gekämpft«, erwiderte Coryn.
    Sie schüttelte den Kopf und warf ihren strohblonden, struppigen Haarschopf nach hinten. »Nein. Du?«
    »Ich bin in Verdanta aufgewachsen«, grinste er. »Selbstverständlich war ich in den Gräben. Ich kann dir sagen, das macht einen richtig fertig.«
    »Na ja… « Sie streckte sich, dass es hörbar in ihrer Wirbelsäule knackte. »Es sieht immer so aus, als sei die aktuelle Krise jeweils die schlimmste. Und zwar so lange, bis die nächste heraufzieht.«
    Bei dem jähen Gedanken daran, dass der Krieg vielleicht nie endete, dass die Zeit des Chaos sich immer und ewig wiederholen könnte, egal was die Menschen auch taten, lief es Coryn eiskalt den Rücken herunter. Ihnen blieb nur die Hoffnung, dass das Schlimmste sich noch verhindern ließ, wie die Hasturs es versuchten. Ungewollt sah er ein Bild vor sich, eine Momentaufnahme von Tani im Garten. Wer sie auch gewesen sein mochte, dieses lebhafte junge Mädchen, dessen gesamtes Leben noch vor ihm lag, gab es nicht mehr. Selbst wenn sich noch ein Frieden herbeiführen ließe, für sie wäre es sicher zu spät - für sie beide.
    Seine Finger schlossen sich um die kupferne Haarnadel, die er an Stelle des Taschentuchs seiner Mutter in der Innentasche seines Gewandes aufbewahrte.
    Ich hatte nicht gehofft, sie jemals wieder zu sehen, sagte er sich und rief sich ihre Worte in Erinnerung. Diese Zeit ist ein Geschenk gewesen, etwas, woran man sich später erinnert. Nicht mehr.

34
    Taniquel beugte sich über ihren Schreibtisch, während das Licht der Morgensonne schräg durch das bunte Fensterglas ihres Aufenthaltsraums in Burg Hastur fiel, und fuhr sich erbost mit der Hand durchs Haar. Zwei Haarnadeln flogen davon, und eine streng aufgewickelte Locke fiel herab. Sie hatte fast eine ganze Stunde damit zugebracht, aus ihres Onkels abgenutzter Ausgabe von Roald McInerys Militärstrategie schlau zu werden. Ihre Augen brannten vor Anstrengung. Im Gegensatz zu den meisten wohlerzogenen jungen Damen hatte man ihr das Lesen beigebracht, das sie im Augenblick allerdings Mühe kostete. Wer immer diese Kopie angefertigt hatte, verstand unter Buchstaben das Scharren von Hühnerklauen im Dreck. In ihrem aufbrausenden Zorn hatte sie sämtlichen Zofen befohlen, ihren Aufgaben nachzugehen, mit Ausnahme der schüchternen Seele, die mit ihr im Zimmer saß und Kissenbezüge mit der silbernen Tanne, dem Emblem der Hastur, bestickte.
    Als draußen in den Vorzimmern Schritte laut wurden, hob Taniquel fast dankbar den Blick. Es war Bruno Reyes, einer der Laranzuin vom Turm zu Hali, ein älterer Mann mit freundlichem Blick und vornehmer Art. Sie kannte ihn flüchtig von gesellschaftlichen Anlässen her und hatte ihn in Verdacht, Caitlins spezieller Freund zu sein.
    Taniquel sprang auf und begrüßte ihn, wobei ihr gerade noch rechtzeitig einfiel, dass die Leute aus dem Turm es nicht mochten, unbedacht angefasst zu werden. Sie nahm die aufgewühlten Emotionen hinter Brunos ernster Miene wahr, obwohl sie nicht näher hätte sagen können, was ihn beschäftigte. »Was gibt’s? Was ist geschehen?«
    »Neuigkeiten aus Hali sind eingetroffen. Caitlin Elhalyn, die in der königlichen Armee dient, ist es gelungen, eine Nachricht dort hin zu übermitteln. Ambervales Truppen wurden in die Flucht geschlagen… «
    Taniquel spürte einen Anflug freudiger Erregung, den sie jedoch rasch niederkämpfte.
    »… wenn auch unter großen Verlusten.«
    Erst jetzt nahm sie das Zittern in seiner Stimme wahr. »Aber setzt Euch doch bitte«, sagte sie und wies auf die um den erloschenen Kamin herum gruppierten Sessel. »Und erzählt mir alles der Reihe nach.«
    Er erzählte ihr die Geschichte mit einer erstaunlichen Gelassenheit. Knochenwasser-Staub! Und Coryn - ihr Herz setzte einen Moment lang aus - Coryn war auch dort gewesen, in Gefahr!
    Sie musste sich dazu zwingen, weiter zuzuhören. Die Hastur hatten nur vergleichsweise geringe Verluste erlitten, obwohl viele von ihnen noch so manches Jahr gepflegt werden mussten. Von den

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