Darkover 05 - Zandrus Schmiede
war wie jeder junge Mann seines Standes verlobt worden, sobald es sicher war, dass er die Kindheit überleben würde. Sein Pflegebruder Orain war nicht nur verheiratet, sondern hatte bereits einen Sohn. Varzil selbst hatte man nur wegen seiner kränklichen Konstitution noch nicht verlobt. Wäre die Rettung Haralds vor den Katzenwesen nicht dazwischengekommen, hätte sich sein Vater vermutlich kurz nach seiner Präsentation beim Comyn-Rat daran gemacht, eine angemessene Verbindung für ihn zu finden. So ging es in der Welt nun einmal zu.
Carolin hatte die Verlobung nie erwähnt, was annehmen ließ, dass er das Mädchen kaum kannte. Auch das entsprach dem allgemeinen Brauch. Varzils Eltern hatten einander vor ihrem Hochzeitstag nie gesehen und dennoch gut miteinander gelebt und sechs Kinder gehabt, von denen vier überlebt hatten. In solch unsicheren Zeiten konnte man nicht mehr erwarten. Zumindest, wenn man ein gewöhnlicher Mann war.
Aber Carolin war nicht gewöhnlich. Er hatte genug Laran, um in einem Turm ausgebildet zu werden, und sein ganzes Wesen - leidenschaftlich, idealistisch, der Ehre und dem Lernen verpflichtet - unterschied ihn vom Durchschnitt.
Varzil hatte zwar in Arilinn noch keine Geliebte gefunden, aber er wusste, wie unmöglich es war, dass ein Telepath körperliche Intimität erreichte, wenn es keine Sympathie des Geistes gab, keine direkte Kommunikation des Herzens. Es wäre, als würde man sich mit einem Tier vereinen. Er wusste, dass er zu so etwas nicht imstande sein würde.
Varzil sah zu, wie Carolin die Glückwünsche seiner königlichen Vettern entgegennahm, und verspürte Enttäuschung und Trauer. Sein Freund hatte sich bereits über die Welt hinausbegeben, die sie geteilt hatten, und befand sich an einem Ort, an den er ihm nicht folgen konnte und wollte.
Nachdem der Empfang noch einige Zeit weitergegangen war, zog sich der König schließlich in seine Gemächer zurück, wo er später an diesem Abend mit seiner Familie und seinen Gästen das Abendessen einnehmen würde. Die Höflinge und Festtagsgäste, die im Schloss wohnten, würde man im alten Stil an Dielentischen bewirten, die in dieser Haupthalle aufgestellt würden. Sobald König Felix den Saal verlassen hatte, begannen Diener, eifrig hin und her zu eilen und dies vorzubereiten. Maura, Jandria und Orain verschwanden im Gedränge.
Höflinge standen in kleinen Gruppen beieinander, und Varzil bemerkte, dass alle auf irgendwelche Vorteile aus waren. Es gab sehr subtile Unterscheidungen, wer wen grüßte oder wer sich als Erster zurückzog. Er belauschte Gesprächsfetzen. Zwei elegant gekleidete Damen mit dem Tartan der Hasturs von Carcosa spekulierten mit schrillen Stimmen über die Probleme genetisch rezessiver Züge der Scaravel-Ardais.
»Zumindest ist bei dieser Verbindung Inzucht kein Thema«, erklärte eine.
»Anders als bei Prinz Rakhal und Lady Maura, denn immerhin sie ist eine Elhalyn und daher eine Verwandte.«
»Aber nicht so eng«, sagte die erste Dame und tippte ihrer Freundin mit dem gefalteten Fächer auf den Arm. »Und aus dieser Verbindung kann ohnehin nichts werden, ehe sie aus dem Turm entlassen wird, und wenn Ihr mich fragt, ist das in absehbarer Zeit nicht zu erwarten. Es ist kein Wunder, dass er seine Aufmerksamkeit umherschweifen lässt.«
»O je! Ich war so sicher, dass sie füreinander bestimmt waren; schließlich sind sie zusammen aufgewachsen.«
»Ich bin überzeugt, wenn sie lange genug zögert, wird der König für ihn eine andere finden. Es würde mich nicht überraschen, wenn wir demnächst eine ganze Reihe von Hochzeiten sehen. Der König scheint von seiner Idee ganz begeistert zu sein. Ich muss mindestens ein Dutzend neue Kleider bestellen… « Der Blick der Dame glitt über Varzil, als sie vorbeikam. Sie hob das Kinn, drehte sich um und schritt durch die Menge.
Der kräftige junge Mann, der König Felix an den Tod von Carolins Vater erinnert hatte, drängte sich nun durch die Menge, um Carolin zu begrüßen. Sie umarmten sich wie Verwandte.
»Das hier sind meine Freunde aus Arilinn. Mein Vetter Rakhal.« Carolin beugte sich zu Rakhal, damit dieser ihn hören konnte, ohne dass er schreien musste. »Mein Onkel - wie lange geht das schon so?«
»Es wird ihm besser gehen, wenn du jetzt hier bist«, antwortete Rakhal ebenso leise. »Ich muss ihm jetzt in seinen Gemächern aufwarten. Die Aufregung dieses Tages war eindeutig zu viel. Du weißt, er ist nicht besonders kräftig. Er hat den ganzen
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