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Darkover 05 - Zandrus Schmiede

Titel: Darkover 05 - Zandrus Schmiede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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Laran ausreichen, um einen empfänglichen Geist zu erdrücken. Es wäre undenkbar unhöflich, die Gedanken zu lesen, die ihn umschwirrten, aber Varzil wusste darüber hinaus nur zu gut, dass es ihn rasch in den Wahnsinn treiben würde, sich gegenüber all diesem Geschwätz und der Flut von Gefühlen zu öffnen. Er holte tief Luft, berührte den Seidenbeutel mit seinem Sternenstein, um sich zu konzentrieren, und dachte an Steinmauern. Es war eine Technik, in der Auster ihn unterwiesen hatte, denn je lebhafter und detaillierter die Visualisierung war, desto fester war die Barriere. Varzils Bild schloss die Fugen zwischen den grauen Steinen ein, die vom Wetter angegriffenen Steinoberflächen, die Flecken von schwarzem und reflektierendem Glimmer, einen Streifen aus rosa Granit, der sich durch den Hauptblock zog…
    Der geistige Aufruhr wurde zu einem leisen Summen. Varzil konnte unbeschwerter atmen, und seine Schultermuskeln entspannten sich. Er ging die beiden letzten Treppenfluchten hinab und durchquerte die weite Eingangshalle zum Thronsaal. Bevor er von der Menge von Höflingen verschlungen wurde, entdeckte er Carolin ganz vorn in der Nähe des Throns.
    Der große, gut aussehende Carolin mit dem makellos geschnittenen, flammend roten Haar wäre ohnehin sogar in dieser eleganten Versammlung aufgefallen. Er trug einen Anzug aus taubengrauem Wildleder mit blauen Paspeln, die mit dem Weißtannenwappen der Hasturs bestickt waren. Der Anzug schien ein wenig zu schimmern, verlieh ihm eine subtile Aura von Macht, oder vielleicht lag es auch an seiner würdevollen und stolzen Haltung und dem Kontrast, den er zu den grell gekleideten Höflingen bot. Ein Stück entfernt stand Orain neben einer kleinen Frau in extravagant geschichteter vergoldeter Spitze. Sie schien erheblich älter zu sein als er und wäre ohne die Falten um Augen und Mund hübsch gewesen. Sie hielt die Hand eines lächelnden Jungen, der immer wieder zu Orain aufblickte. Der Kleine konnte nicht älter als neun oder zehn sein, aber das Versprechen seines Laran umgab ihn wie ein unsichtbarer Strahlenkranz.
    Ein Herold rief Varzils Namen und den von Eduin. Varzil eilte vorwärts. Die Menge teilte sich vor ihm, als hätte ein unsichtbarer Schild sie aus dem Weg gedrängt.
    Eduin hatte weiter vorn gestanden, bereit, vor den König zu treten in seiner eleganten Jacke und passenden Kniehosen aus glänzendem elfenbeinfarbenem Brokat und einem Hemd aus schönem Trockenstädter Linex, das an Hals und Manschetten mit Spitze besetzt war. Selbst seine Stiefel aus butterweichem Leder waren die eines adligen Höflings. Aber aus der Nähe sah Varzil die Nadeln in der Jacke und die in Eduins Waden einschneidenden Stiefelstulpen.
    Carolin, der vor dem Podium stand, lächelte freundlich und winkte die beiden nach vorn. Varzil holte tief Luft und bereitete sich darauf vor, König Felix Hastur kennen zu lernen, den mächtigsten Mann von Darkover.

11
    Ein gewaltiger altersdunkler Thron stand auf dem Podium und ragte über der versammelten Menge auf. Eingelegter Silberdraht betonte an den Armlehnen und an der Rückenlehne die geschnitzte Weißtanne der Hasturs und kontrastierte mit den dicken blauen Kissen.
    Der Thron war so riesig, dass die Gestalt darauf aussah wie eine Puppe, die ein Kind vergessen hatte. Einen Augenblick konnte Varzil kaum glauben, dass dieser alte Mann tatsächlich Felix Hastur sein sollte, der Herrscher des mächtigsten Königreichs auf Darkover. Er hatte jemanden von heroischerem Aussehen erwartet, aber was wusste er schon von Königen? Wie jeder andere hatte er Geschichten darüber gehört, dass Felix Hastur emmasca war, weder männlich noch weiblich. Solche Personen lebten oft lange und waren hoch begabt, aber sie waren steril. Daher musste Felix’ Erbe der älteste Sohn seines nächstjüngeren Bruders sein, weil er selbst keine Kinder hatte. Seine beiden Ehen hatten zu keiner einzigen Schwangerschaft geführt, und es hatte auch niemand je davon gehört, dass er einen Nedestro-Sohn gezeugt hätte.
    Es war schwer zu glauben, dass Carolins Vater der Bruder dieses uralten Königs gewesen sein sollte, obwohl Carolin schon erklärt hatte, dass zwischen den beiden ein Altersunterschied von beinahe zwei Jahrzehnten lag. Deren Vater, der vor Felix in Carcosa geherrscht hatte, hatte mehrere Frauen überlebt und noch Söhne gezeugt, als Männer gleichen Alters längst im Grab lagen.
    König Felix mochte einmal ein imponierender Mann gewesen sein, aber nun hing die

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