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Darkover 05 - Zandrus Schmiede

Titel: Darkover 05 - Zandrus Schmiede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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König sein würde. Bevor er jedoch nach Arilinn gekommen war und sich der Disziplin unterworfen hatte, hatte er nicht erkannt, dass vielleicht sogar ein noch größeres Schicksal vor ihm lag.
    In einen pelzgefütterten Umhang gewickelt, schaute Carolin auf die Höfe und Gärten des Schlosses und auf die Dächer von Hali dahinter hinaus und fragte sich, ob er jemals wieder die gleiche Ruhe empfinden würde. Es war niemals vollkommen still im Schloss. Immer war jemand wach und hatte zu tun, ein Wachtposten oder ein Küchenjunge, ein Berater, der sich über seine Papiere beugte oder jemand im Stall, der sich um ein lahmes Pferd oder eine werfende Hündin kümmerte.
    Das hier ist mein Zuhause, mein Platz, mahnte er sich zum hundertsten Mal, seit er eingetroffen war. Morgen war Mittwintertag, und die Festlichkeiten würden bis zum nächsten Morgengrauen weitergehen. Ein paar Tage danach würden Varzil und Eduin zu ihrem Turm zurückkehren. Er würde allein inmitten einer Menge sein, wie er es nie zuvor gewesen war, denn obwohl er die Gefährten seiner Kindheit immer noch liebte, hatten sie nicht gesehen, was er in seinem eigenen Geist erblickt, und nicht gespürt, was er gespürt hatte.
    Und bald würden auch sie getrennte Wege gehen. Maura würde in den Turm von Hali zurückkehren, zu der schwierigen, herausfordernden Arbeit einer Seherin. Orain blieb vielleicht noch einige Zeit, denn er war Lyondris Friedensmann, aber irgendwann musste er zu seinem Landsitz und zu seiner Familie zurückkehren. Es war eine Schande, dass seine Ehe, die König Felix arrangiert hatte, so schlecht ausgegangen war. Es lag nicht in Orains Wesen, irgendeine Frau zu begehren, aber diese beiden hatten sich von Anfang an verachtet. Orain hatte einen guten Sohn, der ihn abgöttisch liebte, aber er war zu tief in seinem Widerwillen gegen die Mutter des Jungen versunken, um die Liebe, die der Kleine für ihn empfand, zu schätzen oder sie auch nur zu bemerken.
    Es war Zeit, seine Jugend hinter sich zu lassen. Bald würde es Zeit sein, König zu werden. Aber noch nicht ganz.
    Er bemerkte eine Bewegung, eine Gestalt, die aus der Küchentür in den Hof schlüpfte und im Schnee der letzten Nacht tiefe Spuren hinterließ. Aus dieser Höhe war die Gestalt in ihrer dicken Kleidung nicht zu erkennen, aber Carolin hätte sie überall erkannt. Wer sonst wäre am Brunnen stehen geblieben, als lauschte er dem Herzschlag der Erde? Wer sonst brauchte einen Augenblick stillen Nachdenkens, wie ein Fisch Wasser brauchte und ein Falke seine Flügel?
    »Varzil!«, rief Carolin.
    Das war nicht notwendig gewesen. Sein Freund hatte sich bereits umgedreht, um zu ihm aufzuschauen und eine Hand zum Gruß gehoben. Carolin eilte die Treppe hinunter, vorbei an Wachtposten und Dienerinnen mit Bergen von Leinen, Besen, Eimern und Krügen voll mit dampfendem Wasser für die königlichen Suiten. Er rannte durch die Küche, die warm war und nach dem ersten Backwerk des Tages duftete.
    Varzil stand immer noch neben dem Brunnen, als Carolin ihn erreichte. Die eisige Luft biss ihm in die Haut. Als er näher zu seinem Freund kam, bewirkte die Frische des Morgens, dass es ihn überall kribbelte.
    Lass uns davonlaufen!, wollte er rufen. Reiten wir zum Ende der Hellers und darüber hinaus!
    »Was machst du hier draußen?«, fragte er stattdessen.
    Einer von Varzils Mundwinkeln verzog sich zu diesem seltsamen Halblächeln, das für ihn so typisch war, als freue er sich über etwas, das nur er wusste. »Und du?«
    »Lass uns in die Stadt gehen«, sagte Carolin. »Es muss irgendwo einen Ort geben, wo wir um diese Tageszeit einen Jaco bekommen können.«
    »Ein Abenteuer hinter den Toren?«, fragte Varzil. »Du setzt dich der Gefahr eines Meuchelmords oder einer Entführung aus? Lyondri wäre außer sich, wenn er das wusste.«
    »Widersprichst du etwa deinem Prinzen?«
    »Bist du mein Prinz?«
    »Dreister Ridenow, hast du keinen Respekt?« Carolin legte den Arm um Varzils Schultern und schob ihn aufs Tor zu. In Arilinn hatte man ihn gelehrt, solch beiläufigen Körperkontakt zu vermeiden, aber er spürte keinen Widerstand von Varzil. Die Geste wurde so natürlich aufgenommen, wie sie angeboten worden war.
    Die Wachtposten am Tor waren unsicher, ob sie Carolin durchlassen oder darauf bestehen sollten, ihn zu begleiten. Carolin scheuchte sie zurück und erklärte, dass um diese Zeit nur gute Menschen unterwegs sein konnten. Missetäter waren doch zweifellos noch im Bett und erholten sich von

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