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Darkover 05 - Zandrus Schmiede

Titel: Darkover 05 - Zandrus Schmiede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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so, als konzentrierten sie sich auf das Essen.
    Carolin brach schließlich das Schweigen und wandte sich an seinen Vetter Lyondri. »Rakhal lässt sich heute Abend Zeit. Hat er unserer Gesellschaft vollkommen entsagt?«
    »Er hat sich sehr um den König bemüht, seit du nach Arilinn gegangen bist«, sagte Orain mit seltsamem Zögern.
    »Du sagst das, als wäre es nicht das angemessene Verhalten für einen Verwandten«, erwiderte Maura spitz. »Aber wer sonst sollte sich um Seine Majestät kümmern, wenn der König Hilfe braucht?«
    Carolin stellte die Schale mit den Nüssen neben die andern Gefäße. Er runzelte die Stirn, und seine Stimme klang ein wenig angespannter. »Man hat mich nicht informiert, dass der König krank ist. Warum hat man mir keine Botschaft nach Arilinn geschickt?«
    »Er ist nicht krank gewesen, jedenfalls nicht wirklich. Es handelt sich nur um die natürliche Gebrechlichkeit hohen Alters«, sagte Maura. »Es gibt Beschwerden, die man nicht heilen kann.«
    »Es gab keinen Grund, dich zu stören«, fügte Lyondri hinzu. »Prinz Rakhal hat persönlich jeden Aspekt der Fürsorge für den König überwacht.«
    »Prinz Rakhal?«, fragte Carolin und hob den Kopf. »Sind wir so förmlich miteinander geworden?«
    »Er ist der Sohn des jüngsten Bruders des Königs«, sagte Lyondri. »So wie Ihr der des nächstälteren seid, Euer Hoheit. Eure Rückkehr nach Hali hat Euch dem Tag, an dem Ihr den Thron besteigt, einen Schritt näher gebracht. Ihr müsst daher die Würde annehmen, die Eurem Rang zufällt.«
    Carolin warf einen Blick von Maura zu Orain und dann zu Jandria, um zu sehen, wer von ihnen diese Aussage ernst nahm.
    »Wir sind keine Spielgefährten mehr, die an nichts anderes denken als an die Freuden von morgen«, erklärte Maura ernst. »Lyondri hat ganz Recht.«
    »Maura, ich will nie etwas anderes sein als dein wahrer Freund«, sagte Carolin.
    »Du wirst eines Tages mein König sein«, erklärte sie. »Und das ist ein Schicksal, dem wir alle nicht entgehen können.«
    Carolin setzte sich wieder neben Orain und streckte die Beine zum Feuer hin. »Bitte verschwendet nicht eure Zeit mit Titeln. Es gibt genug Kräfte in der Welt, die selbst Brüder voneinander trennen, ohne dass man noch künstliche Schranken errichten muss. Hier in diesem Zimmer sind wir Verwandte und Freunde. Wir erinnern uns doch sicher alle an die Stunden, die wir als Kinder in diesen Hallen im Spiel verbracht haben. Jetzt komm und setz dich neben mich, Lyondri. Entspann dich. Lass uns diese Feiertage genießen, unsere Verbindung mit alten Freunden erneuern und neue begrüßen. Es wird später noch genug Zeit sein, um über Staatsangelegenheiten zu sprechen.«
    Ein seltsamer Ausdruck zuckte über Lyondris Züge, als er sich hinsetzte. Es war ihm zweifellos nicht entgangen, was es bedeutete, dass Carolin ihn bat, sich zu seiner Rechten niederzulassen. Die angespannten Linien um Kinn und Mund glätteten sich, und das gab ihm einen offeneren, großzügigeren Ausdruck.
    Und so saßen sie da, unterhielten sich über bedeutungslose Dinge - Orains Lieblingsstute hatte gefohlt; eine Dame, die sichtlich von einem anderen Mann schwanger war, hatte geheiratet; der Versuch des königlichen Kochs, einen Kuchen in Form eines fliegenden Drachen herzustellen, war katastrophal gescheitert -, bis man sie zum Abendessen rief und sie unbeschwert die Treppe hinuntereilten.

12
    In dem Jahr in Arilinn hatte Carolin sich angewöhnt, schon vor dem Morgengrauen zu erwachen. Wenn die Arbeit des Abends vollendet war, lösten sich die Kreise auf, und die Tätigkeiten, für die man Tageslicht brauchte, hatten noch nicht begonnen. Als Carolin im Sommer eingetroffen war, war dies die angenehmste Tageszeit gewesen, aber auch als die Tage kürzer wurden und Eis den Balkon vor seinem Zimmer überzog, war er früh aufgestanden und hatte sich in Decken gewickelt, um nach draußen zu schauen. Sein Zimmer ging auf die Zwillingsgipfel hinaus - Erde, die nach dem Himmel griff -, und der Anblick bewirkte, dass die Menschen sich klein fühlten. Er hielt das für eine angemessene Mahnung für einen künftigen König. Die Morgenstille sank ihm bis in die Knochen, während er zusah, wie die große blutige Sonne über den Horizont aufstieg und den Himmel mit ihrem Licht färbte, und es kam ihm vor, als erstreckte sich die ganze Welt vor ihm und wartete darauf, was er mit ihr anfangen würde.
    Er hatte immer gewusst, dass er kein gewöhnlicher Mann war, dass er eines Tages

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