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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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Obwohl Dyannis' Haut unangenehm kribbelte, suchte sie erneut nach einer Spur der Wassermühle. Sie fand fragmentarische Bilder in der Mitte des Strombetts, wo die Kraft immer noch floss. Nur noch gezackte Umrisse wie von Glasscherben ließen vermuten, dass es hier einmal ein Gebäude gegeben hatte.
   Dyannis runzelte die Stirn. Das hier war nicht einfach das Ergebnis von Erosion eines nicht benutzten Gebäudes nach langer Zeit. Von dem bearbeiteten Gedankenstoff des Mühlrads des Hauses war bis auf diese schwachen Überreste von Vibration kaum mehr etwas geblieben. Wer immer die Mühle erricht hatte, hatte sich große Mühe gegeben, sie wieder auseinander zu nehmen.
   Es würde nichts nützen, wenn sie noch länger hier blieb. Dyannis ließ sich wieder in ihren Körper sinken und machte sich auf um den Bewahrer zu informieren, was sie festgestellt hatte.

Als Varzil in Thendara eintraf, waren nur noch geringe Spuren von Strom und Mühle zu erkennen, und auch sie waren nur bei Betrachtung aus nächster Nähe wahrzunehmen. In Hali nahm man überwiegend an, dass der Kreis von Cedestri befürchtet hatte, dass man sie entdecken würde oder dass ihre Feinde den Weg über die Überwelt nutzen könnten, um sie zu sabotieren oder aus dem Hinterhalt anzugreifen. Was immer der Grund sein mochte, alle außer Raimon waren über diese Nachricht erfreut, aber der Bewahrer wies darauf hin, dass Cedestri bereits über einen Vorrat an kristallisiertem Knochenwasser und vielleicht auch über andere Waffen verfügte, von denen sie nichts ahnten, und nun außerdem wusste, dass man sie entdeckt hatte.
   Er sprach darüber mit Dyannis, als sie zusammen mit Rorie und ein paar Dienern zum Schloss des Königs in Thendara ritten. Der Tag war mild, denn nun war es wirklich Frühling, aber die Reisenden trugen Umhänge und Kapuzen. Die Straße rings um den See und vorbei an der Stadt Hali war trocken, und sie kamen gut voran, aber Dyannis spürte das Kribbeln elektrischer Ladung in der Luft. Nach einer kurzen Atempause hatte sich die Spannung seit einiger Zeit wieder aufgebaut.
   Es war lange her, seit Dyannis in Thendara gewesen war, und nun, da ihre Nerven ohnehin von der Spannung zwischen Himmel und Erde wund gerieben waren, fragte sie sich, ob es vielleicht einen Staatsstreich gegeben hatte, einen zweiten Usurpator auf Carolins Thron, denn die Stadt war vollkommen verändert.
   Anders als Hali war Thendara eine ummauerte Stadt und zur Verteidigung gebaut. Wenn Dyannis früher durch das eine oder andere Tor hereingekommen war, war sie von den Wachen dort einfach beiläufig begrüßt worden. Die Wege in die Stadt selbst hatten offen gestanden, der Fluss von Reisenden und Kaufleuten war ohne Stockung hinein- oder herausgeströmt. Nun drängten sich Menschen und Packtiere vor dem Tor. Statt einem oder zwei Wachtposten in den Farben der Stadt gab es vier, und sie nahmen sich Zeit, um jeden Einzelnen zu befragen und jeden Wagen und jede Satteltasche zu durchsuchen.
   Raimon lenkte sein Pferd an den Anfang der Reihe. Er und seine Gruppe waren über jeden Verdacht erhaben; es war nicht notwendig, dass sie warten mussten. Selbst wenn die Wachen sie nicht persönlich erkannten, würde schon ein Blick zeigen, dass sie Comyn waren.
   »Halt!«, rief einer der Wachtposten, und im gleichen Augenblick begannen auch die anderen Reisenden zu protestieren: »Wartet, bis ihr dran seid!«
   Ein Mann in schlichter Bauernkleidung eilte nach vorn und packte Raimons Pferd am Zügel. Das Tier erschrak, riss den Kopf hoch und tänzelte seitwärts. Raimon hatte Mühe, im Sattel zu bleiben, denn er war kein besonders erfahrener Reiter. Seine Kapuze rutschte herunter und sein hellrotes Haar war zu sehen.
   Ein Laranzu! Der Gedanke schoss durch die Menge.
   Rorie, ein guter Reiter, stieß einen Ruf aus und trieb sein Pferd vorwärts, zwischen die Menge und seinen Bewahrer. Der Bauer kehrte murrend an seinen Platz zurück, aber nicht, bevor Dyannis seine Gefühle wahrgenommen hatte. Sie bemerkte Überraschung, was sicher zu erwarten gewesen war, aber… Hass?
   Warum? , fragte sie sich. Was haben wir den einfachen Leuten angetan? Wir haben ihnen nie Böses gewollt. Vielleicht ist es ja die Krankheit der Zeit, diese Müdigkeit der Seele, die von Schmerzen kommt, die zu schwer zu ertragen sind .
   Aber bevor sie reagieren konnte, waren die Wachen da. Einer der Soldaten beruhigte Raimons Pferd, während der andere Platz machte, damit sie

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