Darkover 06 - Die Flamme von Hali
Leronyn hörte, beunruhigt war.
Schließlich sagte Carolin: »Es gibt keine andere Möglichkeit - wir müssen eine Delegation nach Cedestri schicken und die Leronyn dort mit allen möglichen Mitteln überzeugen, den Pakt zu unterzeichnen. Sie nutzen die Energie des Sees zwar nicht mehr, aber sie haben zweifellos einen Vorrat von diesem teuflischen neuen Knochenwasser und wenig Grund, sich zurückzuhalten.«
Varzil nickte. Er hatte in solchen Angelegenheiten schon öfter als Carolins Botschafter gedient, sodass die meisten Menschen glaubten, der Pakt sei ausschließlich seine Idee. »Du hast Recht, Carlo, aber weder Strategie noch Diplomatie wird das Problem langfristig lösen. Selbst wenn Cedestri zustimmt, wird das andere Türme - von illegalen Kreisen gar nicht zu reden - nicht abhalten, das Gleiche zu tun.«
»Aber nun, wo der Turm in Hali auf diese Dinge aufmerksam geworden ist, ist so etwas doch sicher nicht länger möglich«, sagte Carolin.
Raimon schüttelte den Kopf. »Das wäre nur so, wenn es um den physischen See ginge. In der Überwelt kann man keinen Hund einsetzen, um ein Tor zu bewachen. Zeit und Entfernung sind dort vollkommen andersartig, und ein ausgebildeter Laranzu kann beides mit einem Gedanken formen. Selbst wenn wir ununterbrochen an diesem Energiereservoir Wache hielten, wäre es niemals wirklich sicher, und auch das würde voraussetzen, dass wir genügend Arbeiter hätten, um es zu tun.«
Niemand widersprach, denn der Turm von Hali hatte wie so viele andere kaum genug Leute, um die Routinearbeit zu erledigen. Ihr Hastur-König hatte die Benutzung und Herstellung von Laran -Waffen aufgegeben, aber er konnte keinen dauerhaften Frieden garantieren. Der nächste bewaffnete Konflikt würde ihre Ressourcen, zu heilen und zu kommunizieren, noch mehr beanspruchen.
»Wir müssen etwas unternehmen, um die Quelle dieser Kraft zu eliminieren«, sagte Varzil. »Je länger wir zögern, desto mehr psychische Energie wird, fürchte ich, durch den Riss in die Überwelt eindringen und desto instabiler wird alles.«
Varzil ließ sich im Hali-Turm nieder, während er und Raimon die Situation erforschten, am Seeufer ebenso wie in der Überwelt. Die Nachricht von Varzils Anwesenheit verbreitete sich rasch in Thendara und Hali. Gruppen von Menschen, Stadtbewohner ebenso wie Durchreisende, versammelten sich vor dem Schloss und hofften, ihn zu erspähen, wurden aber von Carolins Männern weggeschickt.
Die Unwetter wurden immer schlimmer, sowohl was die Häufigkeit als auch die Intensität anging. Mehrere Gebäude in Thendara und Hali wurden vom Blitz getroffen.
Varzil war der Ansicht, dass die Säulenruinen Überreste eines gewaltigen Laran -Geräts aus dem frühesten Zeitalter des Chaos waren. Als er vor so vielen Jahren die Hände darauf gelegt hatte, hatte er Eindrücke von ihrem Gebrauch erhalten - das Gerät selbst hatte als Magnet gedient und ihn zurückgeführt zu den Ereignissen, die zu der schrecklichen Katastrophe geführt hatten. Er hatte nur Fragmente dieser Geschichte erblickt, zwei mächtige Türme in tödlichem Konflikt, die sich beide irgendwelcher Kraft bedienten, die über alles derzeit Bekannte hinausgingen. Vielleicht hatte sein eigenes Handeln eine Öffnung zwischen der einen und der anderen Zeit geschaffen, zwischen der gewöhnlichen körperlichen Welt und der Überwelt. Irgendwie hatten die Arbeiter von Cedestri dieses Reservoir von roher, instabiler Energie in der Überwelt entdeckt und es so gut wie möglich ausgenutzt.
»Niemand, ich am allerwenigsten, hätte vorhersehen könne was aus diesem einen impulsiven Morgen entstehen könnte«, sagte er. Sein Blick war seltsam nach innen gerichtet, als sähe er andere Zeiten, andere Menschen. Dyannis spürte die unausgesprochene Trauer, die von ihm ausging, aber vielleicht galt sie auch nur dem Jungen, der er einmal gewesen war, diesem so hoffnungsvollen und verrückten Träumer.
Wir haben alle diese Unschuld verloren , dachte sie. In einem Aufblitzen von Einsicht, die ebenso schnell wieder vergessen war, kam ihr die Vermutung, dass ihre eigene Impulsivität vielleicht einen Versuch darstellte, zu bleiben, was sie einmal gewesen war, jung, verwegen und begabt, ein Mädchen, das das ganze Leben noch vor sich hatte und nichts von den Tragödien wusste, die seine Schritte überschatten würden.
Schließlich formulierten Varzil und Raimon ihre Strategie. Um zu verhindern, dass weiterhin Kraft aus
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