Darkover 06 - Die Flamme von Hali
und hatte damit auch Deslucidos Männer zum Tode verurteilt. Es hieß, Rumail sei auf diese Weise durch seine eigene Hand umgekommen, aber seine Leiche war nie identifiziert worden. Auch jetzt wagte sich niemand, dem sein Leben lieb war, in das Ödland von Drycreek.
Dyannis musste es Varzil sagen. Der Comyn -Rat musste alarmiert werden…
Dyannis beherrschte den Impuls, sich sofort zurückzuziehen. Es würde nicht viel nützen, wenn sie über die Knochenwasserkristalle Bescheid wussten, aber nicht, wer sie herstellte. Sie zwang sich, sich intensiver zu konzentrieren, die bewegten unirdischen Schichten der Überwelt zu durchdringen. Sie war eine starke Telepathin, aber die Anstrengung war zu groß. Nur einen winzigen Augenblick lang sah sie den Raum, in dem der Kreis zusammensaß. Sie saßen um einen großen ovalen Tisch. Blauweißes Licht von der künstlichen Matrix an einem Ende zuckte über Gesichter, die ausdruckslos vor Konzentration waren. Der größere Teil des Tischs war voller Apparaturen - Glasbehälter, Destillatoren, Zentrifugen und anderen, die so spezialisiert waren, dass Dyannis sie nicht erkannte. Einige waren halb gefüllt, und ihr Inhalt leuchtete schwach grünlich. Der Raum und sein Zuschnitt waren ihr nicht vertraut, aber ein plötzliches Aufleuchten des Lichts bewirkte dass die Züge des Bewahrers sich deutlicher abzeichneten.
Sie kannte diesen Mann, denn er hatte seine Ausbildung in Hali begonnen und war immer noch dort gewesen, als sie zum ersten Mal in den Turm gekommen war.
Francisco Gervais. Bewahrer des Turms von Cedestri.
Dyannis… Rories geistige Stimme klang nun hohl und seltsam, verzerrt.
Zandrus Fluch! Während sie ihren eigenen Impulsen gefolgt, war, hatte sie vergessen, ihre Freunde zu überwachen. Ohne die normalen Luftgase, die das Atmen auslösten, war ihnen das Nachlassen ihrer Aufmerksamkeit nicht aufgefallen. Sofort berührte sie sie im Geist. Sie konnte sie mit ihrem inneren Blick erkennen. Alderic war auf die Knie gesunken, gebannt vom Muster des Schlamms in dem wirbelnden Wolkenwasser. Lethargie ließ seine Arme und Beine schwer werden. Eine lang gezogene, silbrige Gestalt schlängelte sich durch das trübe Wasser, und ein winziges Leuchten hing über der Nase des Geschöpfs. Alderic folgte seiner Bewegung verträumt.
Müssen… uns bewegen… , sagte Rorie, aber ohne Überzeugung.
… ein Weilchen ausruhen… so angenehm und warm…
Warm? So tief im See war es kalt !
Steht sofort auf, ihr beiden! Atmet! Bewegt euch! , schrie Dyannis lautlos.
Dyannis… keine Sorge… geht uns gut…
Gut? Konfus, halb ertrunken - ach, was hat es für einen Sinn zu streiten? Ich komme!
Dyannis sprang auf und rannte zum Wasser. Das Wolkenwasser spritzte über ihre Stiefel, und der Saum ihres weiten Rocks wurde nass. Feuchter Nebel wand sich um ihre Beine, drang durch alle Schichten ihrer Kleidung. Sie keuchte über die plötzliche Kälte.
Sobald ich richtig durchnässt bin, werden diese dummen Röcke so schwer an mir hängen wie Durramans Esel!
Dyannis blieb stehen, wo sie war, knietief im Wasser, und griff noch den Bändern ihres Überrocks. Sie bedankte sich mit einem Stoßgebet bei Cassilda oder wer immer Frauen mit zu viel Kleidung beschützte, dass sie an diesem Morgen über ihr knöchellanges Hemd zwei Röcke und ein Mieder gezogen hatte. Sie kämpfte sich aus dem dicken wollenen Überrock, ließ ihn fallen und trat ihn beiseite. Der untere Rock, den sie im Haus trug, war leichter, wurde aber auch schnell nass. Sie zog ihre Jacke aus, warf sie zurück auf den Sand und nestelte an den Schließen des zweiten Rocks. Sie schauderte bereits, aber zumindest würde sie imstande sein zu laufen - oder zu schwimmen -, wenn das nötig wurde.
Dyannis! Schon gut! Wir sind auf dem Weg! Rories Gedanken waren klar genug, um sie davon zu überzeugen, dass er zumindest zum Teil aus seiner Lethargie erwacht war.
Lächelnd watete sie zurück ans Ufer und zog ihre Jacke wieder an. Der Überrock war zu nass, aber zumindest würde sie den Skandal vermeiden, dass eine Leronis von Hali halb nackt in der Öffentlichkeit herumlief, selbst wenn es ein angenehmer Frühlingsmorgen war.
Rorie tauchte als Erster aus dem See auf und stützte Alderic. Die Kleidung der beiden war feucht, und ihr Haar hing in schlaffen Strähnen herunter wie Wasserpflanzen. Alderic hustete und spuckte, als er wieder normale Luft einatmete. Dyannis
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