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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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dem See sickerte, mussten sie den Riss schließen, dieses Portal zur Überwelt. Wenn sie das taten, bestand eine gute Möglichkeit, dass sie auch imstande sein würden, den Schaden am See selbst zu beheben, die alte Katastrophe umzukehren. Diese Idee begeisterte alle im Turm. Ein wiederhergestellter See würde ein Symbol der Hoffnung sein, ein Zeichen der Heilung, noch mächtiger als der Wiederaufbau des Turms von Neskaya.
   Die Vorbereitungen waren bald abgeschlossen, und der Kreis kam zusammen. Laran -Arbeit wurde üblicherweise nachts durchführt, um die Ablenkung durch verirrte Gedanken und psychisches Rauschen zu vermeiden, aber dieser Kreis sollte im Tageslicht und direkt am Seeufer arbeiten.
   Dyannis war an diesem Morgen schon sehr früh aufgestanden, weil sie zu aufgeregt gewesen war, um zu schlafen. Zusammen mit Varzil, Rorie und den anderen ging sie am Seeufer entlang. Varzil führte sie und suchte nach einer Stelle, die flach genug war, um sich dort bequem niederlassen zu können und gleichzeitig eine klare Energieleitung durch die Strömungen des Wolkenwassers bis zum Boden des Sees zu erhalten. Schließlich bat er sie, stehen zu bleiben.
   Varzils Plan bestand darin, mit der Arbeit im Kreis zu beginnen mit Raimon als Bewahrer. Sobald ein angemessener Gleichklang hergestellt war, würde Varzil, assistiert von Alderic, in den See hineingehen. Er wollte eine körperliche Verbindung mit der Säule herstellen und dennoch imstande sein, sich der Kraft und Konzentration des Kreises zu bedienen.
   Dyannis nahm ihre Position ein mit Raimon auf einer Seite und Rorie auf der anderen. Sie stand nach Westen gewandt, und die Sonne schien warm auf den Rücken ihrer Jacke. Es gab so gut wie keinen Wind, aber in der Luft hing der Duft der winzigen lila Blüten, die in den Dünen wuchsen. Ein paar Strähnen von Dyannis' Haar hatten sich aus der Spange im Nacken gelöst und streiften ihre Wangen. Ihre Laune hatte sich erheblich gebessert. An diesem Tag, in diesem Kreis, würden sie an Taten teilhaben, über die Barden ein ganzes Zeitalter lang singen würden.

Den vergangenen Zehntag lang hatte ganz Thendara vor wachsender Spannung geknistert. Die Luft stank geradezu nach bevorstehenden Gewittern. Eduin spürte Angst und Misstrauen, wann immer er auf den Straßen unterwegs war. Gemurmel wie »Hexenkönige« und »Verdammte Zauberei!« freute ihn ungemein Zum ersten Mal seit vielen Jahren hatte er wieder Hoffnung - Hoffnung auf Gerechtigkeit, Hoffnung auf Rache, Hoffnung, endlich den Geist seines Vaters zur Ruhe betten zu können.
   Wenn Saravio in der Öffentlichkeit sprach und dabei Worte benutzte, die sie sorgfältig einstudiert hatten, wurden die Mengen immer größer und unruhiger. Die Anzahl von Kranken, die zum Turm von Hali gingen, nahm ab, und jene, die die Reise dennoch auf sich nahmen, hatten nun eine Aura von Verzweiflung, gemischt mit Entsetzen, an sich.
   Tag um Tag, während der Winter in den Frühling überging, brodelte die Stadt vor sich hin. Eduin spürte sie wie ein gefesseltes Tier, das kurz davor stand, sich loszureißen.
   Die Unwetter nahmen nach einer kurzen Pause wieder an Heftigkeit zu. Es hieß, der Kreis im Turm von Hali arbeitete daran, sie zu beherrschen, aber das interessierte Eduin nicht, wenn man einmal davon absah, dass er selbstverständlich auch diese Gelegenheit nutzte, den Türmen Schuld zuzuweisen. Wenn das seltsame Wetter die Hali'imyn von der Revolte ablenkte, die vor ihrer Nase ihren Anfang nahm, war das nur gut so. Je länger sie sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmerten, desto zorniger und unaufhaltsamer würde der Aufstand des Volkes sein. Aber nichts, nicht einmal sein bemerkenswerter Erfolg beim Ausnutzen des weiterhin gärenden Grolls der Bevölkerung, hätte Eduin auf die nächsten Nachrichten vorbereiten können.
   Eines Abends arbeitete er zusammen mit Saravio im Hinterzimmer der Weißen Feder an ihren neuen Ansprachen. Es war ein milder Abend, und sie hatten das schmale Fenster einen Spaltbreit offen gelassen, was eine Spur frischer Luft hereinließ. Die Reste einer schlichten Mahlzeit - vom Eintopf immer noch feuchte Holzschalen, Krümel von grobem Nussbrot und ein leerer Krug - befanden sich noch auf dem verkratzten Tisch. Eine einzelne Laterne füllte den Raum mit lohfarbenem Licht.
   Es klopfte an der Tür. Eduin spannte sich an und zögerte, bevor er »Wer da?« rief.
   Einer ihrer ergebensten Anhänger, der Bauer, dessen Arm von

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