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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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durchs Tor reiten konnten.
   Nur Minuten später brachte man sie vorbei an den Marktständen, die die breiteren Straßen säumten, zu Carolins Palast. Dyannis sah vieles, was ihr vertraut war, aber auch überall Veränderung. Der Winter war grausam gewesen, und sie hatte sich ebenso wie die anderen in Hali um Kranke gekümmert. Einige hatten das übliche winterliche Lungenfieber gehabt, verschlimmert durch Kälte und Hunger, aber es hatte auch mehrere Gruppen von Flüchtlingen aus der einen oder anderen Region gegeben, in der Krieg herrschte - Bauern, deren Land von Kämpfen verwüstet war, Dorfbewohner mit Narben von Haftfeuer -Verbrennungen, Kinder, die sich zu nahe an Bereiche gewagt hatten, die immer noch vom Gift des Knochenwasserstaubs durchsetzt waren. Die Anstrengungen der Leronyn waren stets dankbar entgegengenommen worden; selbst wenn sie zu spät erfolgt waren. Dyannis war nie solch finsteren Blicken und rasch verborgenen Fäusten begegnet wie hier.
   Einmal hörte sie ein verbittertes: » Zauberei! Tyrannische Hexenbrut! «
   Was in Aldones' Namen war hier los?
   »Raimon… «, begann sie, aber der Bewahrer bedeutete ihr zu schweigen. Eine weitere Eskorte, diesmal im Blau und Silber der Hasturs statt in den Farben der Stadtwache, kam ihnen entgegen. Dyannis hatte es nie gefallen, von mental blinden Fremden umgeben zu sein, aber sie verhielt sich ruhig, als sie in einen umzäunten Hof kamen. Stallknechte nahmen ihre Pferde, und ein Würdenträger, wahrscheinlich ein Assistent des Coridom oder Schlossverwalters, grüßte sie mit einer tiefen, förmlichen Verbeugung, bevor er sie nach drinnen bat.
   Varzil und Carolin warteten in dem am wenigsten förmlichen Audienzraum des Königs auf sie. Varzil stand auf, als Dyannis hereinkam. Sie spürte seine plötzliche Freude, als er sie sah, und sein Geist war so klar wie ein Bergsee an einem windlosen Tag. Er sah schmaler aus, als sie ihn in Erinnerung hatte, sein Gesicht war abgehärmt und wettergegerbt.
   Dyannis verlangsamte ihren Schritt und knickste vor Carolin. Die Jahre des Exils und des Königtums hatten den einstmals strahlenden jungen Mann schwer gezeichnet, und man sah ihm die Sorgen seines Amtes an. Er begrüßte sie mit natürlicher Freundlichkeit, was sie sofort beruhigte.
   Als sie von Carolin zu ihrem Bruder schaute, spürte Dyannis die Harmonie zwischen diesen beiden, den geistigen Gleichklang. Sie waren von gleicher Art, dachte sie, wenn auch sehr unterschiedlich in Aussehen und Temperament. Eine gemeinsame Leidenschaft band sie aneinander und sorgte dafür, dass sie sich gegenseitig stützen konnten. Dyannis beneidete die beiden ein wenig, denn sie hatte keine solch enge Freundin. Ellimara kam dem noch am nächsten, aber auch ihr gegenüber war wirkliche Vertraulichkeit schwierig, vor allem wegen des Altersunterschiedes.
   Raimon und die anderen aus Hali verhielten sich Varzil gegenüber so untertänig, dass Dyannis sich einen Augenblick lang fragte, ob auch sie sich verbeugen sollte, bevor sie zu dem Schluss kam, dass das eine lächerliche Idee war. Als Varzil ihr die Hand entgegenstreckte, schob sie sie beiseite, ging näher zu ihm und ' drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
   »Bin ich gewachsen, Bruder, oder bist du geschrumpft?«, fragte sie. »Ich bin beinahe so groß wie du!«
   »So klein, meinst du wohl«, erwiderte Varzil mit einer Spur seiner üblichen Selbstironie.
   »Ich hoffe, nicht so klein, dass du nicht dieses Rätsel für uns lösen kannst.«
   »Ich freue mich ebenfalls, dich zu sehen«, sagte Varzil und ignorierte die schockierte Miene des anderen Bewahrers. »Und meine Größe hat sich bisher noch nie negativ auf mein Laran ausgewirkt, oder es gäbe für uns beide wenig Hoffnung.«
   Sie musste lachen und war froh zu sehen, dass Varzil seinen Sinn für Humor bewahrt hatte, ganz gleich, wie sehr die Welt ihn ehrte. Auf die gleiche lässige Weise wandte er sich nun wieder Raimon zu, und schon bald hatten sich alle niedergelassen.
   Carolin hörte ernst zu, als Raimon ihnen die neuesten Informationen gab. Nachdem Dyannis ihre Geschichte wiederholt hatte, saß er lange da, die Ellbogen auf die Armlehnen seines Stuhls und das Kinn in die Hand gestützt. Seine Augen waren dunkel und lagen tief. Ein Kern von Kraft, leuchtend und hart wie Stahl, war eindeutig wahrzunehmen. Obwohl Dyannis ihre Laran -Schilde respektvoll aufgebaut hatte, spürte sie, wie sehr er über das, was er von den

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