Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche
und was tue ich hier? Und, nebenbei gefragt, wer bist du?«
Bard wiederholte seinen Namen, und Paul versuchte seine Zunge daran. »Bard di Asturien.« Gar so ausländisch war das nicht. Er dachte darüber nach, was Bard ihm über die Hundert Königreiche erzählt hatte. Gern hätte er gewußt, welchen Namen die Sonne trug - wenn das hier eine Kultur vor Entdeckung der Raumfahrt war, nannten sie sie wahrscheinlich Die Sonne. Er kannte keine Welt innerhalb der Konföderation, die eine so große und so rote Sonne hatte. Im allgemeinen hatten große rote Sonnen keine bewohnbaren Planeten. »Gibt es tatsächlich hundert Königreiche?«
Er stellte sich darunter eine Art Staatenbund vor, dessen Könige sich wie beim alle vier Jahre stattfindenden Kongreß der Weltenkonföderation trafen. Nur waren das keine hundert bewohnten Planeten. Hundert Könige zusammen mußten eine ganz hübsche Versammlung vorstellen, besonders wenn sie nicht besser miteinander zu Rande kamen als die Botschafter der Konföderation! Und das waren nur zweiundvierzig!
Bard nahm seine Frage ganz ernst.
»Ich bin in Strategie besser als in Geographie«, sagte er, »und ich habe in letzter Zeit keinen Landkartenmacher mehr befragt. Es mag einige neue Bündnisse gegeben haben, und die Hasturs haben kürzlich einen oder zwei leere Throne übernommen. Es sind vielleicht fünfundsiebzig, mehr nicht. Aber Hundert Königreiche ist eine schöne, runde Zahl und klingt jenseits ihrer Grenzen gut.«
»Und wie ist es euch gelungen, mich herzubringen?« erkundigte sich Paul »Nach dem, was ich weiß, braucht es eine ungeheure Zeitspanne, um selbst mit dem Hyperantrieb wesentlich über die Alpha-Kolonie hinauszukommen, und ich stelle fest, daß mein Haar und meine Nägel so viel nicht gewachsen sind.«
Bard machte ein finsteres Gesicht. »Ich habe nicht die geringste Ahnung, über was du redest.« Hat er Zauberkräfte, die stärker als unsere sind? Paul hörte den unausgesprochenen Gedanken ganz deutlich.
»Dann kann ich davon ausgehen, daß wir uns außerhalb der Weltenkonföderation befinden?«
»Bestimmt - mag das sein, was es will«, sagte Bard.
»Und die terranische Polizei hat hier keine Befugnisse?«
»Gewiß nicht. Das einzige Gesetz in diesem Königreich ist das meines Vaters, der Regent für meinen Bruder Alaric ist. Warum fragst du? Bist du auf der Flucht vor dem Gesetz, oder bist du ein zum Tode verurteilter Verbrecher?«
»Ich habe genug Zeit auf der Flucht verbracht«, antwortete Paul. »Man hat mich zweimal zur Rehabilitation vorgeladen, ehe ich achtzehn war. Im Augenblick müßte ich mich eigentlich in Gewahrsam befinden, verurteilt zu… « Es hatte keinen Sinn, von der Stasis-Zelle zu berichten. Offenbar kannte man sie hier nicht, und warum sollte er die Leute erst auf die Idee bringen?
»Dann kommt man in deinem Land ins Gefängnis, statt hingerichtet oder verbannt zu werden?«
Paul nickte.
»Und du - warst im Gefängnis? Dann schuldest du mir einen Dienst, da ich dich daraus befreit habe.«
»Das ist ein strittiger Punkt«, meinte Paul, »und wir wollen später darüber diskutieren. Wie habt ihr mich hergeholt?«
Die Erklärung - Sternensteine, ein Kreis von Zauberern war für ihn jedoch nicht verständlicher, als, so nahm er an, es eine Beschreibung der Stasis-Zelle für den Wolf gewesen wäre. Aber wenn er es recht bedachte, war es ebenso glaubhaft wie alles andere, was ihn aus der Stasis-Zelle hätte herausholen können. Natürlich hatte es schon entsprechende Versuche gegeben, aber geglückt waren sie nie - oder falls doch, verriet die Regierung es niemandem.
»Was ist mit den Leuten, die mich hergeholt haben?«
Bards Gesicht war finster. »Sie sind nicht in der Verfassung, es herumzuerzählen.« Paul verstand sehr genau, was er damit meinte. »Wie du es wohl ausdrücken würdest, sie liegen in der Erde, ausgenommen mein Vater. Ihn wirst du später kennenlernen; er schläft noch. Für einen so alten Mann war die Arbeit dieser Nacht - anstrengend.« Vor Pauls geistigem Auge tauchte kurz ein Bild auf: drei Gräber, hastig bei Mondlicht ausgehoben, und plötzlich wurde ihm kalt. Das hier war kein Ort für ängstliche Konformisten. Nun ja, einen solchen Ort hatte er sich sein ganzes Leben lang gewünscht. Die Menschen hier spielten nach Regeln, die er verstehen konnte. Er erkannte, daß es in Bards Absicht lag, ihm Furcht einzujagen, und er kam zu dem Schluß,
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