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Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche

Titel: Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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schicken, eine nach Westen gegen Serrais und eine nach Osten zum Kampf gegen Carolins Armee. In beiden Fällen sollten die Soldaten glauben, Bard selbst führe sie an. Das Endziel war, das ganze Gebiet und dann alle Hundert Königreiche unter der Oberherrschaft Alarics von Asturias zu vereinigen. Waren die Hasturs erst einmal unterworfen, konnten die Domänen zusammengeschlossen werden. Dann würde Frieden herrschen, ohne daß man sich nach den tyrannischen Gesetzen von Varzils berüchtigtem Vertrag richten mußte! Frieden ohne den Druck kleiner Bürgerkriege, die ständig vom Frühlingstauwetter bis zur Ernte ausbrachen, ohne das Entstehen neuer Königreiche, wann immer einer kleinen Gruppe von Männern ihr Herrscher nicht paßte und sie sich entschlossen, ein neues Reich ohne ihn zu gründen!
   Und dann, dachte Bard, mochte ein Goldenes Zeitalter einkehren, wie man es nicht mehr erlebt hatte, seit der Lord von Carthon den Vertrag mit dem Volk der Waldläufer schloß!
   Doch Kernstück dieses Plans war das militärische Genie Bards di Asturien und das besondere Charisma des Kilghard-Wolfes. Paul fing etwas von diesen Gedanken auf, während er in seiner Rolle als armer Verwandter langsam hinter Bard und Dom Rafael herritt. Also soll ich den Hund für seinen Wolf machen? Das wollen wir erst einmal abwarten!
   Paul dachte über die Theorie nach, aufgrund derer man ihn hergeholt hatte. Danach waren Bard und er im Grunde der gleiche Mann. Er neigte dazu, das zu glauben. Er hatte sich immer für größer als seine Mitmenschen gehalten, nicht allein im Körper - obwohl das mit dazu beitrug -, sondern auch im Geist auf ein gewaltigeres und heroischeres Zeitalter zugeschnitten als jenes, in das er hineingeboren war.
   Er legte es sich so zurecht: Die meisten Menschen hatten entweder Verstand, aber keinen Mumm in den Knochen, oder umgekehrt, und von den seltenen Exemplaren, die sowohl Verstand als auch Mumm hatten, fehlte es den meisten an Phantasie. Paul wußte, daß er alle drei Eigenschaften besaß. Aber in der Welt, in der er gelebt hatte, waren sie verschwendet gewesen. Damals, als man noch versucht hatte, ihn der Gesellschaft anzupassen, hatte ihm einer seiner ersten Psychiater offen gesagt, er gehöre in ein Grenzland, und in einer primitiven Umgebung wäre er eine überragende Persönlichkeit geworden. Was keine Hilfe gewesen war. Der Psychiater hatte einräumen müssen, daß Pauls Vorzüge ihm in dieser Gesellschaft nur zum Nachteil gereichten, falls es ihm nicht gelang, sich anzupassen.
   Jetzt konnte er sowohl seinen Verstand als auch seine Phantasie auf Bards Welt einsetzen. Die vier farbigen Monde hatten ihm bereits verraten, daß dies keine der bekannten Kolonien der Weltenkonföderation war. Aber die Bewohner waren völlig menschlich, so daß sie unbedingt von terranischen Vorfahren abstammen mußten. Und obwohl Paul kein Linguist war, erkannte er, daß die Casta mit ihrem Gehalt an spanischen Wörtern sich aus nichts anderem als einer terranischen Kultur hatte entwickeln können. Er stellte die vorläufige Hypothese auf, daß die Menschen hier Nachkommen eines der »Verlorenen Schiffe« waren. Diese waren in der alten Zeit vor dem Hyperantrieb ausgesandt worden, ein Universum zu kolonisieren, von dem man bereits wußte, daß es durchaus nicht unbewohnt war. Eins dieser Schiffe hatte die Alpha-Kolonie gegründet, andere die frühen Kolonien, aber die meisten waren spurlos verschwunden, und man hatte sie mitsamt ihrer Besatzung für verloren gehalten. Paul war bekannt, daß die Weltenkonföderation darauf vorbereitet war, eines Tages eine oder zwei isolierte Kolonien von Überlebenden zu finden. Er hoffte, diese hier würden sie, solange er lebte, nicht entdecken. Es wäre eine Tragödie, sollte diese Welt zu der gleichen Mittelmäßigkeit herabgewürdigt werden wie Terra oder Alpha oder irgendeine andere der bekannten Welten!

Kurz vor Mittag kam Burg Asturias in Sicht, und Paul erkannte, daß es sich um eine befestigte Anlage handelte, wie sie auf der Erde seit ein paar tausend Jahren nicht mehr gebaut worden war. Den Bildern von historischen Burgen, die er gesehen hatte, war sie nicht sehr ähnlich. Das Baumaterial war anders, der Lebensstil, der die Architektur diktierte, war ebenfalls anders. Aber in den letzten Tagen war er in die Theorie des Festungsbaus und der Strategie eingeführt worden, und er begann darüber nachzudenken, wie er diese Burg erobern würde. Leicht wäre es nicht! Aber

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