Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche
mit einer Person klappte! -, beschwor große Schwierigkeiten herauf. Deshalb mußte es einen guten Grund, einen zwingenden Grund geben, daß man sich die Mühe mit ihm machte. Sie brauchten jemanden, der wie Bard war, aber nicht nur äußerlich, sondern ebenso innerlich.
Dies mochte eine wirkliche Welt sein, die ihm mehr als ein Leben innerhalb enger Grenzen bot, eine wirkliche Welt, in der er ein wirklicher Mann unter wirklichen Männern sein konnte, die keine blutlosen Androiden und Pfaffen waren!
Bard stand auf.
»Hungrig? Ich werde dir etwas zu essen bringen lassen. Nach dem, was mein Vater sagt, wird dir schmecken, was mir schmeckt. Und Kleider sollst du auch bekommen. Du hast ungefähr meine Größe… « Er erinnerte sich und brach in hartes Gelächter aus. »Nein, verdammt noch mal, du hast meine Größe. Wir können nichts unternehmen, bis deine Haare nachgewachsen sind - ohne den Kriegerzopf kann ich mich nicht blicken lassen. Das gibt uns etwas Zeit, dir die Grundbegriffe des zivilisierten Lebens hier beizubringen. Anfängerwissen im Schwertkampf wirst du sicher haben oder? Deine Welt muß merkwürdiger sein, als ich mir vorstellen kann! Ich bin kein Duellant, also brauchst du kein eleganter Fechter zu werden, aber du mußt die Selbstverteidigung beherrschen. Und du mußt die Sprache lernen. Ich werde nicht ständig in deiner Nähe sein, und es ist lästig, wenn man immerzu die Gedanken des anderen lesen muß. Bis nachher.« Ohne weitere Förmlichkeit stand er auf und ging. Paul blieb nichts übrig, als den Kopf zu schütteln und sich von neuem zu fragen, ob dies nicht doch nur ein bizarrer Traum in der Stasis-Zelle war.
Nun, wenn es ein Traum war, dann konnte er ihn ebensogut genießen.
2
Doch schon zehn Tage später brachen sie nach Burg Asturias auf. Dom Rafael hatte die Regierung nicht länger in den unerfahrenen Händen Alarics lassen wollen. Deshalb mußte der Plan aufgegeben werden, so lange zu warten, bis Paul imstande war, Bard perfekt darzustellen. Man kam zu dem Schluß, daß es im Gegenteil nur günstig war, wenn Paul mit Bard zusammen gesehen und eine leichte Ähnlichkeit festgestellt wurde. Dann würde später, wenn Paul tatsächlich als Bard auftrat, kein Mensch glauben, er sei jener Verwandte, der dem ein wenig ähnlich sah, doch längst nicht genug für eine solche Täuschung. Es sollte gar nicht erst das Gerücht entstehen, ein ihm völlig gleichender Mann werde sorgfältig versteckt gehalten. Die Menschen, so sagte Bard zu seinem Vater, sahen für gewöhnlich das, was sie zu sehen erwarteten. Wenn er nun häufig zusammen mit einem angeblichen Verwandten gesehen wurde, mit dem er einige Familienzüge gemeinsam hatte, würden Leute, die gern über Dinge klatschten, die sie nichts angingen, sich gegenseitig sofort darauf aufmerksam machen, daß die Ähnlichkeit im Grunde gar nicht so groß sei.
Für den Augenblick wurde also Pauls kurzes Haar, von einer helleren Sonne als dieser gebleicht, in einem rötlichen Ingwerton eingefärbt, und er ließ sich einen kleinen, zottigen Schnurrbart wachsen. Die Unterschiede im Auftreten und Benehmen, so sagten sie sich, würden ein Übriges tun. Sie wollten die Nachricht aussprengen, er sei ein Nedestro -Enkel von einem der Brüder Ardrins und Rafaels, der vor Ardrins Thronbesteigung gestorben war, und folglich ein Cousin Bards, den dieser in den Jahren seines Exils entdeckt habe.
Er sollte weit im Norden des Kadarin gelebt haben, in der Nähe des Karawanen-Landes. Dies Gebiet lag so weit entfernt, daß nicht die geringste Möglichkeit bestand, jemand, der die Sprache beherrschte oder die dortigen Sitten kannte, werde an den Hof kommen. Jeder Fehler, den Paul machte, würde seiner bäurischen, unzivilisierten Erziehung zugeschrieben werden.
Und es war gut, wenn Paul eine Zeitlang offen am Hof leben und selbst Kenntnisse über die Sitten und die politische Situation sammeln konnte. Mit Erleichterung stellte Bard fest, daß Paul gut ritt, wenn auch nicht ganz so gut wie er selbst. Das Gedankenlesen war eine Hilfe gewesen. Paul sprach bereits ein wenig Casta , und sein merkwürdiger Akzent konnte damit erklärt werden, daß er in den Hellers aufgewachsen war. Ihre erste Aufgabe, dachte Bard, mußte darin bestehen, die letzten Spuren dieses Akzents zu beseitigen.
Denn der tollkühne Plan sah nichts Geringeres als dies vor: Sie wollten die Truppen, die sie aufbringen konnten, teilen und auf zwei verschiedene Feldzüge
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