Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche

Titel: Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
es sei an der Zeit, diesen selbsternannten Wolf merken zu lassen, daß er sich nicht so leicht einschüchtern ließ. Wer hat Angst vor dem bösen Wolf? Ich nicht!
   Die Art, wie man ihn hergeholt hatte, mußte illegal sein, andernfalls hätten sie nicht alle Zeugen umgebracht. Deshalb hatte er bereits etwas gegen Bard und seinen Vater in der Hand.
   »Ich nehme nicht an, daß ihr mich aus reiner Liebe zur Wissenschaft geholt habt«, bemerkte er. »Denn dann würdet ihr es von den Hausdächern hinabbrüllen, statt mich zu verstecken und alle zu ermorden, die davon wissen.«
   Bard wirkte beunruhigt. »Kannst du meine Gedanken lesen?«
   »Einige ja.« Längst nicht so viele, wie er Bard gern hätte glauben lassen. Aber er wollte den Wolf ein bißchen aus dem Gleichgewicht bringen. Dies war ein rücksichtsloser, ein auf seinen Vorteil bedachter Mann, und Paul mußte sich jeden möglichen Vorteil sichern.
   Aber Bard hatte sich all diese Mühe sicher nicht umsonst gemacht. Wahrscheinlich war er ungefährdet, dachte Paul, bis er erfuhr, zu welchem Zweck Bard ihn brauchte. Und wenn er den Ehrengast bei einer öffentlichen Hinrichtung abgeben sollte, war das auch nicht schlimmer als die Stasis-Zelle.
   »Was hast du mit mir vor? Ich habe nie einen Preis für gutes Betragen bekommen - ebensowenig wie du.« Das war ein Schuß ins Dunkle.
   Bard grinste. »Richtig. Ich wurde mit siebzehn zum Gesetzlosen erklärt, und seitdem bin ich Söldner gewesen. Dies Jahr kam ich zurück und half meinem Vater, den Thron von Asturias für meinen Bruder zu erobern.«
   »Nicht für dich selbst?«
   »Teufel, nein. Ich weiß mir etwas Besseres, als mit sämtlichen Graubärten des Königreichs im Rat zu sitzen und Gesetze über das Einzäunen von Viehweiden und die Versorgung von Schutzhütten für Reisende mit Vorräten zu erlassen oder darüber zu entscheiden, ob die Schwesternschaft vom Schwert zusammen mit Männern Feuerwache halten sollte!«
   Wenn man es so darstellte, entschied Paul, mußte der König einen ziemlich langweiligen Job haben. »Dann bist du ein jüngerer Bruder, und dein älterer Bruder ist der König.«
   »Nein, umgekehrt. Mein jüngerer Bruder ist der legitime Sohn. Ich bin Nedestro… mehr als ein Bastard, aber nicht in der Erbfolge.«
   »Auf der verkehrten Seite der Decke geboren, wie?«
   Einen Augenblick lang blickte Bard verwirrt drein, dann begriff er und lachte vor sich hin. »So kann man es ausdrücken. Über den alten Mann kann ich mich nicht beklagen; er hat mich in seinem eigenen Haus aufgezogen und mir geholfen, als ich Streit mit dem früheren König hatte. Und jetzt hat mir mein Bruder den Befehl über seine Armee gegeben.«
   »Also, wozu brauchst du mich?« verlangte Paul zu wissen, »und was ist für mich drin?«
   »Zumindest Freiheit«, antwortete Bard. »Wenn du mir innerlich ebenso ähnlich bist wie äußerlich, bedeutet das eine Menge für dich. Und außerdem? Ich weiß es nicht. Frauen, wenn du willst, und noch einmal, wenn du mir gleichst, wirst du sie wollen und auch bekommen. Reichtum, wenn du nicht zu habgierig bist. Abenteuer. Vielleicht die Chance, Regent eines Königreichs zu werden. Auf jeden Fall ein besseres Leben, als du in deinem Gefängnis gehabt hast. Ist das nicht schon einmal ein guter Anfang?«
   Es klang ganz danach. Er würde ein Auge auf Bard halten müssen, aber wenigstens war er nicht zu dem Zweck hergebracht worden, im Gefängnis zu verfaulen, damit sein Double draußen herumlaufen konnte.
   Aus Bards Gedanken fing er Bilder auf, die ihn bereits erregten. Verdammt noch mal, das hier mochte eine Welt sein, in der es sich zu leben lohnte, keine zahme Welt, deren Funktionieren davon abhing, daß jedermann auf ein Niveau strikter Konformität hinabgedrückt wurde und man einem, der sich aus der Masse heraushob, den Kopf abhackte!
   Viele wichtige Persönlichkeiten hatten Doubles, Generäle, Herrscher. Aber irgendwie hatte er den Eindruck gewonnen, daß es sich um mehr als das handelte. Sie hätten wahrscheinlich jemanden finden können, vielleicht einen Verwandten, der Bard einigermaßen ähnlich sah, ohne so weit gehen zu müssen. Mit einem Mann, der Sprache und Sitten des Landes kannte, wäre es auch viel leichter gewesen. Einer wie Paul, der sich in dieser Gesellschaft nicht einmal anziehen konnte, ohne daß man ihm zeigte, wie, und der sich vorerst durch Gedankenübertragung verständigen mußte - was außerdem nur

Weitere Kostenlose Bücher