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Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche

Titel: Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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bisher nicht gesprochen hatte, »daß sie die Weinration für zwei Tage auf einmal ausgetrunken hat und jetzt stockbetrunken daliegt!«
   »Und wenn, ist das auch kein Kapitalverbrechen«, meinte die erste Frau. »Trotzdem glaube ich, ich sollte das Boot zurückziehen und hinüberfahren. Sie mag krank sein und hilflos in ihrer Hütte liegen, oder sie hat sich einen Knochen gebrochen, wie es bei alten Frauen so schnell geschieht. Es kann Tage dauern, bis die nächsten Pilgerinnen kommen und sie finden.«
   »Wenn so etwas geschähe, würde ich es mir nie verzeihen«, stimmte die andere zu, und sie zogen an dem Seil und holten das Boot herüber. Dann stiegen sie ein und ruderten über den See. Paul stahl sich den Abhang hinauf, froh, daß er keine Gewalt angewendet hatte. Man würde die alte Fährfrau in der Tat stockbetrunken antreffen, aber es war kein Beweis dafür zu finden, daß ihr jemand etwas angetan hatte oder auch nur in ihre Nähe gekommen war. Im Grunde hatte er der alten Dame ja auch nichts angetan - er hatte ihr nur zu einem angenehmen Rausch verholfen, und aus dem, was die Frauen gesagt hatten, ging hervor, daß sie sich sowieso nicht zum ersten Mal auf ihrem Posten betrunken hatte und eingeschlafen war.
   Ein Schauer lief ihm das Rückgrat hinunter. Wäre er seinem ersten Impuls gefolgt, sie niederzuschlagen und zu fesseln, bevor er sich das Boot nahm, wäre jetzt schon Alarm gegeben, daß sich ein Eindringling auf der Insel herumtreibe.
   Er hatte sich vergewissert, daß keine dieser Frauen die war, die er suchte. Bard hatte ihm ein Porträt von Carlina gezeigt und dazu gesagt, es sei sehr idealisiert und auf jeden Fall vor sieben Jahren gemalt worden. Aber Paul war überzeugt, er werde Carlina erkennen, wenn er sie sah. Und gleichzeitig empfand er ein scheußliches Unbehagen. Er und Bard hatten die schlechte Gewohnheit, die gleichen Frauen zu begehren. Doch Bard hatte es ganz deutlich gemacht: Diese eine konnte Paul nicht haben. Paul hatte genug in Bards Gedanken gelesen, um zu wissen, daß Carlina fähig war, zumindest für einige Zeit alle seine Gedanken an andere Frauen zu vertreiben. Dergleichen hatte Paul nie zuvor in Bard gespürt. Er war besessen von Carlina, nicht so sehr von der Frau aus Fleisch und Blut, sondern von dem, was sie für ihn symbolisierte.
   Allmächtiger Gott , dachte Paul, einmal angenommen, Carlina hat auf mich die gleiche Wirkung, sobald ich sie erblicke, und ich kann ihr nicht widerstehen!
   Nun, das würde nur bedeuten, daß die unvermeidliche Konfrontation mit Bard ein wenig früher eintraf, das war alles.
   Wenn er dem Mädchen vormachen konnte, er sei Bard - war die Entführung dann einfacher? Oder haßte und fürchtete sie Bard, wie Melisandra ihn hassen und fürchten gelernt hatte? So wie Bard es erzählte, hatten sie sich von Kindheit an geliebt, waren verlobt gewesen und durch die Grausamkeit des früheren Königs getrennt worden. Aber wenn sie so darauf brannte, mit ihm wiedervereinigt zu werden, wie sich daraus schließen ließ, warum versteckte sie sich dann hier unter den Priesterinnen Avarras?
   Er konnte sich überall als Bard ausgeben, ausgenommen bei jemandem wie Melisandra, die jede Nuance von Bards Benehmen kannte. Aber Carlina hatte keine intimen Erfahrungen mit Bard gemacht. Aus Bards Gedanken wußte Paul, daß sein Double es mit ihr nicht weiter gebracht hatte als zu ein paar keuschen Küssen - vor denen das Mädchen auch noch zurückgeschaudert war. Wenn er es schaffte, daß Carlina ihn als Bard akzeptierte, konnte das Original dieses Namens heimlich, still und leise aus dem Weg geräumt werden, und er hätte Freiheit und ein Königreich…
   Aber dann hätte er das eine nicht, das dieser Welt für ihn Wert verlieh. Wenn er mit Melisandra falsches Spiel trieb, hätte sie keinen Grund, ihn nicht bloßzustellen. Und außerdem mußte er Bard ähnlicher sein, als er selbst geglaubt hatte. Er hielt es für langweilig, ein Königreich zu regieren. Ungleich Bard fand er keinen Geschmack am Krieg um seiner selbst willen, wenn er auch Bards Begabung für den Krieg zu teilen schien. Für Paul war der Krieg nur ein Vorspiel zu den Maßnahmen, die die Dinge wieder in Ordnung brachten, und ihm schien es tödliche Langeweile zu bedeuten, ein in Ordnung gebrachtes Königreich zu regieren. Was wollte er aber dann? Seltsamerweise hatte er nie darüber nachgedacht, und ebensowenig war es Bard in seiner Überzeugung, daß Paul als sein Double

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