Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche
auf sie. Einmal schrie sie auf. Dann lag sie still, zitternd, aber sie weinte nicht einmal. Ha, sie wußte, es würde ihr nichts nützen! Ihr Entsetzen erregte ihn, wie ihn Carlinas Entsetzen erregt hatte. Diese Frau würde ihn nicht zurückweisen, diese hier hatte er in seiner Gewalt!
Er rollte sich weg von ihr und blieb erschöpft und triumphierend liegen. Was hatte sie zu schnüffeln? Sie hatte es ebenso gewollt wie er, und er hatte ihr gegeben, was alle Frauen wollten, sobald man einmal mit dem Blödsinn von schönen Worten und Schmeicheleien fertig war. Einer ihm gesetzlich angetrauten Frau wäre er wohl einiges davon schuldig gewesen. Schmerz durchzuckte ihn, als ihm einfiel, wie er und Melora neben dem Lagerfeuer gesessen und miteinander gesprochen hatten. Er hatte auf sie keinen Zwang ausüben wollen, und deshalb hatte sie ihn zum Narren gehalten. Diese Frau würde keine Gelegenheit bekommen, das zu tun! Frauen waren sowieso alle Huren. Er hatte genug gehabt, die kein großes Theater machten; warum sollte ein hochgeborenes Mädchen anders sein? Hatten sie nicht alle dasselbe unter ihren Röcken? Nur ihr Preis war unterschiedlich. Die Huren verlangten Geld, die Edeldamen schöne Worte und Schmeicheleien und die Opferung eines Teils seiner Männlichkeit!
Und dann plötzlich fühlte er sich zum Sterben krank und erschöpft. Er ging ins Exil, er verließ seine Heimat für Jahre, und er war gezwungen, Zeit und Gedanken auf Weiber zu verschwenden! Verdammt sollten sie sein! Melisandra lag immer noch mit dem Rücken zu ihm. Schluchzen schüttelte sie. Auch sie sollte verdammt sein! Mit Carlina wäre es anders gewesen. Was machte er da mit dieser verdammten kleinen Hure in seinem Bett? War es eine verworrene Vorstellung gewesen, so könne er sich an Melora rächen? Das rote Haar, das über das Kissen flutete, erfüllte ihn irgendwie mit Bestürzung. Meister Gareth wäre zornig geworden. Meister Gareth hätte wissen sollen, daß Bard mac Fianna kein Junge war, den man von einer Frau, die er begehrte, wegjagte. Aber das leise Schluchzen beunruhigte ihn.
Zögernd streckte er eine Hand nach ihr aus, »Melora«, bat er, »weine nicht.«
Sie drehte sich zu ihm um. Ihre Augen mit den feuchten Wimpern wirkten riesengroß in ihrem weißen Gesicht. »Ich bin nicht Melora. Wenn du Melora das angetan hättest, hätte sie dich mit ihrem Laran getötet.«
Nein, dachte er. Melora hatte ihn gewollt, aber aus ihren eigenen verdrehten Gründen hatte sie sich dafür entschieden, ihnen beiden eine Enttäuschung zu bereiten. Die hier - wie hieß sie gleich wieder? -, Mirella… Melisandra, das war es. Sie war Jungfrau gewesen. Damit hatte er nicht gerechnet; er wußte, daß die meisten Leroni sich Liebhaber nahmen, wenn sie wollten. Er wünschte, es wäre Melora gewesen. Melora hätte auf seinen eigenen Hunger reagiert. Melisandra war nur ein schlaffer, unwilliger Körper in seinen Armen gewesen. Und doch… und doch war auch das erregend, zu wissen, daß er ihr ihren Willen aufzwang und daß sie ihn nicht zum Narren halten konnte, wie es Melora getan hatte.
»Verdammt noch mal, hör auf zu heulen«, sagte er. »Es ist nun einmal passiert.«
Sie mühte sich, ihr Schluchzen zu unterdrücken. »Warum bist du böse auf mich, jetzt, wo du deinen Willen gehabt hast?«
Warum sprach sie, als sei sie unwillig gewesen? Er wußte doch, wie sie ihn angesehen hatte. Er hatte ihr nur eine Gelegenheit gegeben, zu tun, was sie tun wollte, ohne sich mit törichten Skrupeln abplagen zu müssen wie jene, die Melora aus seinen Armen ferngehalten hatten!
»Meine Lady wird zornig sein«, sagte sie. »Und was soll ich tun, Cousin, wenn ich ein Kind von dir bekomme?«
Er warf ihr ihre Kleider zu. »Das geht mich nichts an. Ich gehe ins Exil. Oder bist du so wahnsinnig verliebt in mich, daß du, als Mann verkleidet, mit mir reiten willst, wie es ein Mädchen in irgendeiner alten Ballade tat, die ihrem Liebhaber als Page folgte? Nein? Nun, Damisela , du wirst weder die erste noch die letzte sein, die dem Haus di Asturien einen Bastard gebiert. Meinst du, du seist etwas Besseres als meine eigene Mutter? Solltest du wirklich ein Kind bekommen, bin ich überzeugt, daß mein Vater weder dich noch das Kind auf den Feldern verhungern läßt.«
Sie sah ihn mit ihren großen Augen an und wischte die Tränen fort, die ihr immer noch über das Gesicht strömten.
»Du bist kein Mensch«, flüsterte sie, »du bist
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