Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche
damit wir das Nötige aus den Vorratsräumen holen und fertigmachen können.«
Bard antwortete: »Ich werde Reiseproviant für drei Tage brauchen, und ich wäre dankbar für eine oder zwei Flaschen Wein. Sonst möchte ich die Lady nicht weiter bemühen.« Sein Blick konnte sich von Gesicht und Körper, die ihm vertraut und doch auf subtile Weise fremd waren, nicht lösen. Das rothaarige Mädchen war hübscher als Melora, schlanker, jünger, aber sie erweckte in Bard die gleiche seltsame Mischung aus Groll und Begehren, das er für Melora empfunden hatte.
»Du siehst«, sagte Dom Rafael, »meine Frau will dir nicht übel, Bard. Sie trifft eifrig Vorsorge, daß du in deinem Exil keinen Mangel leiden sollst. Hast du einen ausreichenden Vorrat an Decken, und hättest du gern einen oder zwei Kochtöpfe?«
Bard lachte. »Möchtest du mich von Lady Jeranas Liebe überzeugen, Vater? Das gelingt dir nie! Wie der König brennt sie darauf, mich auszuzahlen und auf den Weg zu schicken. Aber ich werde von ihrer Großzügigkeit Gebrauch machen. Eine oder zwei Decken kämen mir zupaß, und vielleicht noch eine wasserdichte Plane für mein Gepäck. Werdet Ihr mir das besorgen, Damisela! Ihr seid neu unter den Damen meiner Mutter?«
»Melisandra ist keine Kammerfrau, sondern eine Pflegetochter meiner Frau«, erklärte Dom Rafael, »und außerdem deine Verwandte. Sie ist eine MacAran, und deine Mutter gehörte zu dieser Sippe.«
»Tatsächlich? Hört, Damisela , ich kenne Euren Verwandten«, berichtete Bard, »denn Meister Gareth war Laranzu , als ich für König Ardrin in die Schlacht zog, und ebenso kenne ich Eure Schwester Melora und Eure Verwandte Mirella… «
Ihr Gesicht leuchtete in einem schnellen Lächeln auf. »Wirklich? Melora ist als Leronis viel besser als ich. Sie schickte mir die Nachricht, sie werde nach Neskaya gehen. Wie geht es meinem Vater, Sir?«
»Als ich ihn zu Mittwinter zuletzt sah, ging es ihm gut«, antwortete Bard, »doch ich nehme an, Ihr wißt, daß er in der Schlacht nahe Morays Mühle eine Wunde von dem vergifteten Dolch eines Trockenstädters davontrug, die ihn lähmte. Und er ging immer noch mit Hilfe eines Stockes.«
»Er sandte mir einen Brief«, sagte sie. »Melora schrieb ihn, und sie rühmte Eure Tapferkeit… «, plötzlich schlug sie die Augen nieder und errötete.
Bard stellte mit ruhiger Höflichkeit fest: »Es freut mich, daß Melora gut von mir denkt«, aber innerlich zerrissen ihn widersprüchliche Empfindungen. Melora, die ihn trotz all ihrer schönen Worte über Freundschaft zurückgewiesen hatte!
Er sagte: »Wenn Eure Verwandte gut von mir denkt, Damisela , bin ich froh, denn ich habe daran gedacht, nach El Haleine zu reiten, um Dom MacAran meine Dienste anzubieten.«
Sie erwiderte: »Aber Dom MacAran braucht keine Söldner, Sir. Er hat einen Friedensvertrag mit den Hasturs und mit Neskaya unterzeichnet, und sie haben gelobt, innerhalb ihrer Grenzen Frieden zu halten und keinen Angriffskrieg nach außen zu führen. Ihr könnt Euch die Mühe einer Reise dorthin sparen, Sir, denn sie werden keine Söldner von jenseits der Grenzen aufnehmen.«
Bard hob die Augenbrauen. Also erweiterten die Hasturs von Thendara und Hali ihr Einflußgebiet auf El Haleine? »Ich danke Euch für den Rat, Damisela . Der Friede mag den Bauern willkommen sein, doch für einen Soldaten ist er immer eine schlechte Nachricht.«
»Aber«, wandte Melisandra mit ihrem reizenden Lächeln ein, »wenn der Friede lange genug währt, mag eine Zeit kommen, wo Männer aus ihrem Leben mehr zu machen wissen, als dem Soldatenberuf nachzugehen, und Männer wie mein Vater könnten dann Besseres mit ihren Talenten anfangen, als ihr Leben aufs Spiel zu setzen, indem sie unbewaffnet in Schlachten reiten!«
Dom Rafael mischte sich ein, und er wirkte ein bißchen verärgert. »Geh zu deiner Dame, mein Mädchen, und teile ihr die Wünsche meines Sohnes mit. Sag ihr auch, daß er bei Sonnenuntergang fortreiten wird.«
»Was, Vater, willst du mich so schnell loswerden?« fragte Bard. »Ich habe die Absicht, heute nacht in meines Vaters Haus zu schlafen, denn ich werde es ebenso wie dich für sieben lange Jahre nicht wiedersehen.«
»Dich loswerden? Das verhüten die Götter«, sagte Dom Rafael. »Aber du hast nur drei Tage, um Asturias zu verlassen.«
»Ich brauche nur einen Tag, um die Grenze zu erreichen, wenn ich nordwärts zum Kadarin reite«,
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