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Darkover 09 - An den Feuern von Hastur

Titel: Darkover 09 - An den Feuern von Hastur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Mercedes Lackey
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kostbare Kind ihres Bruders hatte vernichtet werden müssen. Andererseits wußte sie, daß die junge Darkovanerin sich inzwischen auf sie verließ, ob das nun durch die kurze Verbindung im Fleisch oder durch die gemeinsame Liebe zur Musik entstanden war. Einen Kontakt wie mit ihr konnte die zukünftige Bewahrerin mit niemandem sonst herstellen, ob er ihr durch verwandtschaftliche Bande nahestand oder physisch in ihrer Nähe weilte. War diese Abhängigkeit eine Schwäche Leonies, oder war sie lediglich auf ihre Einsamkeit zurückzuführen? Ysaye machte sich nicht die Mühe, darüber nachzudenken.
   Seufzend öffnete sie dem Mädchen ihren Geist. Sie fühlte sich alt und von Schmerzen ausgelaugt.
   Hallo, Leonie. Was gibt es?
   Die Gedanken des Mädchens verrieten Unruhe. Es nützt dir nichts, wenn ich dir sage, daß es mir leid tut, Ysaye, aber es ist wahr. Und ich weiß, daß es nicht deine Schuld ist.
   Wie großzügig von dir , dachte Ysaye ironisch - aber wahrscheinlich war es das wirklich. In Anbetracht ihrer Kultur und ihres eigenen Stolzes mochte das ein bemerkenswertes Eingeständnis sein. Es war durchaus möglich, daß die meisten Darkovaner ihr allein die Schuld an dem gegeben hätten, was gegen ihren Willen geschehen war.
   Ich danke dir , antwortete sie. Auch mir tut es leid . Sie brauchte nicht zu sagen, wie leid, das lag wie eine klaffende Wunde vor Leonies Augen. Kann ich etwas für dich tun?
   Ein Augenblick des Zögerns. Dürfte ich etwas von deiner Musik hören? fragte das Mädchen vorsichtig. Ich kann nicht schlafen… Ich habe dir doch erzählt, daß ich deiner Musik durch dich gelauscht habe, erinnerst du dich? Vielleicht würde die Musik auch dir Ruhe bringen .
   Das war ein guter Gedanke und von Leonies Seite ein erstaunlich freundlicher.
   Aber vielleicht ist dir bei all deinem Kummer nicht danach, Musik zu hören .
   Wieder wunderte Ysaye sich. Das war beinahe das erste Mal, daß Leonie sich Gedanken um etwas anderes machte als das, was sie selbst betraf. Sogar das Kind war für sie nur von Wert gewesen, weil es von Hastur-Blut war.
   Ich weiß , beantwortete Leonie den Gedanken. Du mußt mich für sehr selbstsüchtig gehalten haben .
   Das rührte Ysaye mehr als die beiläufige Besorgnis Auroras. Wenn ich das getan habe , erwiderte sie ruhig, so habe ich mir dabei doch gesagt, daß junge Leute immer ein bißchen selbstsüchtig sind. Das hängt wohl mit dem Willen zum Überleben zusammen, daß sie sich den stärkeren und mit einem stärkeren Willen ausgerüsteten Erwachsenen widersetzen. Sie müssen zuerst an sich selbst und ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche denken, die im Widerspruch zu denen der Erwachsenen stehen mögen . Tatsächlich ermunterte sie das Gespräch ein wenig. Was die Musik angeht, so denke ich, es wird mir guttun, etwas anderes zum Nachdenken zu haben .
   Leonie freute sich über die Maßen, daß Ysaye ihr den Gefallen tun wollte. Du bist so gut zu mir - und ich bin so ein selbstsüchtiges kleines Biest . Hinter dem Gedanken standen andere. Leonie hatte Ysaye tatsächlich auf jedem Schritt des Weges begleitet, hatte jeden Augenblick des Leidens mit ihr geteilt, und das, was ihr angetan worden war, hatte Leonie überdeutlich vor Augen geführt, ein wie privilegiertes Leben sie selbst führte.
   Nein, Leonie , sagte Ysaye freundlich. Ich halte dich nicht für selbstsüchtig. Nur für jung .
   Leonie fiel kurz aus dem Rapport. Offenbar dachte sie über Ysayes Worte und ihre Reaktionen nach. Als sie zurückkam, hatten ihre Gedanken eine Färbung von neuer Demut. Das haben meine Lehrerinnen versucht, mir beizubringen. Und ich war so töricht, daß ich glaubte, ich müßte mit einem Mal perfekt sein und alles wissen .
   Das griff Ysaye seltsam ans Herz. Es ging ihr durch den Sinn, daß sie, wären die Umstände anders gewesen, ein Leonie sehr ähnliches Mädchen als Tochter hätte haben können.
   Nein. Das war unwiderruflich vergangen. Es war genug, daß diese arroganteste aller jungen Frauen an etwas anderes als ihre eigenen Wünsche dachte. Und es war genug, daß sie irgendwie einen Platz als Leonies Mentor gewonnen hatte. Keiner von ihnen würde es nützen, wenn sie sich selbst mit ungesunder Selbstbeobachtung quälten.
   Welche Musik möchtest du gern hören, Leonie? Wagner?
   Leonies Gedanken strahlten auf. Offenbar hatte sie eine Vorliebe für Heldenmusik, große Orchester und alles Überlebensgroße. Wenn du so

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