Darkover 10 - Die zerbrochene Kette
brauchst nicht in einem Gildenhaus zu leben, wenn du es nicht möchtest, aber wenn du dich dafür entscheidest, erwartet man von dir, daß du bei der Haus- und Gartenarbeit und was sonst so anfällt, mithilfst. In jedem Fall ist das Gildenhaus unsere wahre Heimat, die wir aufsuchen wie andere ihre Familien, wohin wir sonst auch reisen mögen.«
Magda hatte seit dem Tod ihres Vaters kein Familienleben mehr gekannt; sie und Peter hatten nie ernsthaft versucht, ein Heim zu gründen. Die Vorstellung, ein echtes Zuhause, ein darkovanisches Zuhause, zu haben, in das sie nicht als Fremde oder als Gast kam, sondern wo sie Heimatrechte hatte, erfüllte sie mit einer Wärme, die sie seit Jahren nicht gespürt hatte.
Jaelle fuhr fort: »Wir können dort wohnen, wenn wir alt und arbeitsunfähig geworden sind, und wir können unsere Kinder dort erziehen lassen.«
»Dann bekommt ihr Kinder?«
»Nur, wenn wir es wünschen.« Bei der Erinnerung an Rohanas Worte überzog ein trauriger Ausdruck Jaelles Gesicht. »Hast du geglaubt, wir legten die Gelübde einer Bewahrerin ab? Unsere Töchter bleiben im Gildenhaus, bis sie erwachsen sind, und treffen dann die Wahl, ob sie der Gilde beitreten oder heiraten wollen. Unsere Söhne werden im allgemeinen nach der Entwöhnung dem Vater übergeben, aber wenn der Vater deines Kindes nicht bereit ist oder du ihn für unfähig hältst, dein Kind aufzuziehen, oder wenn du nicht weißt, wer dein Kind gezeugt hat - dann triffst du nach eigenem Ermessen Anordnungen für seine Unterbringung und Erziehung. Jungen über fünf dürfen nicht im Gildenhaus leben.« Jaelle hatte laut gedacht; plötzlich kehrte sie in die Gegenwart zurück. »Nun, das alles wirst du während deiner Ausbildung im Gildenhaus lernen, Schwester.«
Ließ es sich ermöglichen, daß Jaelle ihre beiden Welten teilte? Magda kam das fast zu schön vor, um wahr zu sein. Zögernd sagte sie: »Du weißt, daß Lorill Hastur den Kontakt zwischen der Terranischen Zone und seinen Leuten verboten hat. Es ist leicht, sich ihm in den Hellers zu widersetzen, Jaelle - aber hier in Thendara?«
»Ja, das ist eine der größten Schwierigkeiten«, räumte Jaelle ein. »Aber Rohana wird mit Lorill sprechen. Auch ihr Herz weilt in zwei Welten, und meiner Meinung nach ist es größer als jede von ihnen. Und ich glaube, es ist an der Zeit, daß die Bewohner Darkovers, nicht allein die Comyn -Lords, erfahren, wer die Terraner sind und was sie für unsere Welt zu tun vermögen. Du hast gehört, wie Gabriel sich darüber ärgerte, daß Lorill den Handel untersagt hat. Hasturs Wille ist nicht die Stimme Gottes, nicht einmal für die Comyn ! Wir werden schon in Erfahrung bringen, was einige von den anderen denken. Willst du jetzt mit mir ins Gildenhaus gehen, Schwester, damit wir soviel wie möglich geregelt haben, bevor wir morgen Lord Hastur sehen - und deine Terraner? Dann wissen wir, wo wir stehen.«
»Ja, ich will.«
Am nächsten Morgen saß Lady Rohana neben Lorill Hastur in der kleinen Ratskammer und wartete auf das Eintreffen des terranischen Koordinators. Peter Haldane saß ihnen gegenüber und sah aus, als sei er sowohl von bösen Vorahnungen als auch von Zorn geplagt. Rohana konnte seine Gedanken nicht lesen, aber das war gar nicht nötig. Magda und Jaelle waren in aller Frühe verschwunden, und sie war überzeugt, daß sie Zuflucht im Gildenhaus von Thendara gesucht hatten. Sie hatten eine Nachricht hinterlassen, sie kämen rechtzeitig zurück, und Rohana hielt es nicht für ihre Pflicht, zusätzliche Erklärungen zu geben, wenn sie es nicht getan hatten.
Hastur beugte sich vor und fragte sie mit gedämpfter Stimme: »Das ist der Mann, der von Sain Scarp gefangengenommen wurde? Ist er wirklich mit Kyril identisch? Die Ähnlichkeit ist ungeheuerlich; haben wir es hier mit Cherillys Gesetz zu tun?«
Rohana lachte. »An Cherillys Gesetz habe ich nicht mehr gedacht, seit ich mit dir und Melora und Leonie Psi-Überwacherin im Dalereuth-Turm war. Nein, das ist es nicht. Der Terraner hat nur fünf Finger an jeder Hand.«
»Trotzdem ist die Übereinstimmung bemerkenswert, und es unterstreicht, was du über eine einzige Rasse gesagt hast. Allerdings finde ich die Vorstellung phantastisch, unser Volk sei von einem anderen Stern gekommen, und wenn doch, daß wir uns je gestattet haben, ein solches Erbe zu vergessen. Du sagtest auch, die Frau habe Laran . Darf ich fragen, wie du es herausgefunden hast? Ich
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