Darkover 10 - Die zerbrochene Kette
Einzelheiten zu gehen, sei ein bequemes Zimmer in der Nähe ihres eigenen einzurichten sowie passende Kleidung zu besorgen.
Sie schickte eine Botschaft, in der sie ihre Rückkehr bekanntgab, an die Prinzessin. Dann bereitete sie sich seelisch auf das Unvermeidbare vor: die schockierte Reaktion ihrer Zofe auf das abgeschnittene Haar, die ganz und gar unschickliche Kleidung, den Zustand ihrer Hände und ihres Teints, vom Reiten und Leben im Freien rauh geworden.
Noch schlimmer wird es sein, wenn ich nach Ardais zurückkehre. Warum muß ich eigentlich immer schön sein? Ich bin weder Tänzerin noch Sängerin. Und meine gute Heirat habe ich vor langer Zeit gemacht. Aber es gibt Leute, deren Meinung nach die Rettung Meloras mit meinem Haar und meinem Teint zu teuer erkauft sei!
Und trotzdem, wenn sie sich auch über das Zungenschnalzen und Schelten der Zofe ärgerte, tat es doch gut, wieder der Länge nach in einem heißen Bad, mit Balsam parfümiert, zu liegen, die rauhe, aufgesprungene Haut mit Cremes und heilenden Lotionen zu pflegen und weiche, weibliche Kleidungsstücke anzuziehen.
Als sie fertig war, traf eine Nachricht von Lady Jerana ein, daß sie sie empfangen wolle und daß Lord Lorill Hastur auch die Anführerin der Freien Amazonen zu sehen wünsche. Rohana gab diesen königlichen Befehl - denn obwohl mit exquisiter Höflichkeit verschleiert, war es ein Befehl - weiter, und Kindra lächelte schief.
»Zweifellos möchte er sich vergewissern, daß ich die Domänen nicht in einen Krieg mit den Trockenstädtern verwickelt habe.«
»Unsinn«, erwiderte Rohana gereizt. »Er ist ebenfalls Meloras Verwandter; ich bin sicher, er möchte Euch danken.«
»Nun, Lady, was es auch sein mag, ich muß Lord Hastur gehorchen«, sagte Kindra. »Dann wird es sich herausstellen.«
Jaelle wurde ihnen gebracht, und Rohana hielt vor Erstaunen den Atem an. Die Schönheit des Kindes war zuvor durch den Reiseschmutz und die nicht zusammenpassenden, abgelegten Kleidungsstücke nicht zur Geltung gekommen. Jaelle war groß für ihr Alter, ihre Haut war sehr hell und mit ein paar schwach bernsteinfarbenen Sommersprossen bestäubt. Ihr Haar war gewaschen worden und hing ihr bis über die Taille hinunter; seine Farbe war die von frisch gemünztem Kupfer. Man hatte sie hübsch angezogen. Ihr zartgrünes Kleid hatte genau die Farbe ihrer Augen. Wirklich, dachte Rohana, eine Tochter, auf die jeder Comyn -Haushalt stolz sein könnte. Aber würden sie es sehen? Oder würden sie nur sehen, daß sie Jalaks Tochter war?
Lady Jerana, Gemahlin des Prinzen Aran Elhalyn (sie war eine geborene Aillard und Rohanas Cousine), eine schlaffe, hellhaarige, verwöhnt wirkende Frau, begrüßte Rohana mit der Umarmung, die einer Verwandten zustand, küßte Jaelle kühl und sprach leutselig mit Kindra.
Warum soll sie auch nicht leutselig sein? Es ist alles, was sie in ihrem Leben zu tun hat , dachte Kindra.
»Das ist also das Kind unserer lieben Melora.« Jerana musterte das Mädchen von oben bis unten. »Ein Jammer, daß sie ebenso Jalaks Tochter ist; es wird schwer werden, eine Heirat zu arrangieren, die ihrem Stand entspricht. Hat sie Laran ?«
»Ich weiß es nicht. Ich habe sie noch nicht testen lassen«, antwortete Rohana kalt. »Ich hatte an anderes zu denken.«
Lorill Hastur fiel ein: »So leuchtendrotes Haar ist oft ein Hinweis auf Psi-Kräfte außergewöhnlichen Grades. Falls sie sie besitzt, könnte sie in einen Turm geschickt werden, und die Frage nach einer Heirat würde sich gar nicht erst stellen.«
Rohana dachte, in jedem Fall sei es zu früh, sich über die Heirat einer erst zwölf Jahre alten Waise, die sich von mehreren Schocks noch nicht wieder erholt hatte, Sorgen zu machen, aber sie sprach es nicht aus. Wahrscheinlich nahm Lorill den Gedanken sowieso wahr. Er war ein schmächtig gebauter, ernst dreinblickender Mann etwa in Rohanas Alter. Wie bei vielen Hasturs begann sein flammendes Haar bereits weiß zu werden. Stirnrunzelnd blickte er in Jaelles Richtung und bemerkte taktlos: »Es gibt wohl keinen Zweifel daran, daß sie tatsächlich Jalaks Tochter ist? Wenn Melora bereits schwanger gewesen wäre, als sie gefangen wurde, oder wenn wir so tun könnten…«
Jaelle biß sich auf die Unterlippe; Rohana fürchtete, sie werde zu weinen beginnen. Unglücklicherweise, erklärte Rohana knapp, gebe es keinen Zweifel an der Abstammung des Mädchens.
»Ich nehme an, Jalak ist
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