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Darkover 10 - Die zerbrochene Kette

Titel: Darkover 10 - Die zerbrochene Kette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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dieser Freien Amazone geben, diesem Schandfleck für alle Frauen?«
   »Ich kenne sie, Jerana«, erwiderte Rohana ruhig, »und du kennst sie nicht.« Sie breitete für Jaelle die Arme aus. »Ich habe dir gesagt, träfe meine eigene Tochter eine solche Wahl, würde ich auf sie hören. Es sei, wie du es möchtest.« Sie zog Jaelle an sich, und zum erstenmal umarmte das kleine Mädchen sie fest und küßte sie mit strahlenden Augen auf die Wange. Rohana erklärte: »Ich gebe dich Kindra als Pflegetochter, Jaelle, und ich bitte dich, ihr eine pflichtbewußte Tochter zu sein und mich nicht zu vergessen.«
   Dann ließ sie Jaelle los und streckte der Freien Amazone die Hände entgegen. Mit ihren schwieligen, sonnenbraunen Händen ergriff Kindra sie; mit ehrlichen grauen Augen sah sie sie an und sagte: »Lady, möge die Göttin an mir tun, was ich an Jaelle tun werde.«
   Rohanas Geist war weit offen. Wieder und zum letztenmal spürte sie die große Güte und Zuverlässigkeit der Amazone. Sie wußte, Kindra konnte sie ihr Leben - oder das Leben eines anderen ihr kostbaren Menschen anvertrauen. Zu ihrer Überraschung merkte sie, daß ihre Augen sich mit Tränen füllten.
   Sie dachte: Fast wünsche ich mir, auch mit dir zu gehen…
   »Das wünsche ich auch, Rohana«, sagte Kindra leise. Es gab kein formelles »Meine Dame« mehr, dafür war die Verbindung zwischen ihnen zu stark geworden. Rohana konnte nicht sprechen, nicht einmal Lebewohl sagen. Sie legte Jaelles Hand in Kindras und wandte sich ab.
   Das letzte, was Rohana hörte, als Jaelle neben Kindra aus der Audienzkammer hüpfte, war die eifrige Frage des kleinen Mädchens: »Pflegemutter, willst du mir die Haare schneiden?«

II. Teil
MAGDA LORNE,
Terranische Agentin
6
    Zwölf Jahre später…
   Wenn es irgendwo in der Galaxis eine geräuschvollere Tätigkeit gab als den Bau eines Raumhafens, hoffte Magda Lorne, sie sich nie anhören zu müssen.
   Und eine langwierige Tätigkeit. Diese hier hatte den größten Teil von Magdas Leben ausgefüllt. Sie war in Caer Donn geboren worden, dem ersten Stützpunkt des Terranischen Imperiums auf Darkover, und acht Jahre alt war sie gewesen, als das HQ hierher nach Thendara verlegt worden war. Seitdem war der Raumhafen im Bau.
   Die heftigen Herbststürme hatten das Dröhnen der Baumaschinen nur gedämpft, nicht zum Schweigen gebracht. Die Berge jenseits der Stadt waren hinter einem weißen Vorhang aus Schnee verschwunden, und nicht einmal die dem HQ benachbarte Altstadt war noch deutlich zu sehen. Magda betrat das Quartier der unverheirateten Frauen durch die schweren Sturmtüren, und sofort waren Wind und Lärm ausgeschaltet. Das Innere des Gebäudes war schalldicht. Die Beleuchtung war gelb, Erde-normal. Wenigstens war dieses Haus fertig, dachte sie, und ruhig . Während ihrer kurzen Ehe mit Peter hatte sie im Quartier des verheirateten Personals gelebt, dessen Schallisolierung noch nicht fertig war. Wieder einmal fragte sie sich, wieviel die unablässige Lärmbelästigung zu dem Zusammenbruch ihrer Ehe beigetragen haben mochte. Mit einem Schulterzucken tat sie den Gedanken ab und öffnete die Tür ihres Zimmer. Es hätte nie funktioniert, ganz gleich, unter welchen Umständen. Ich glaube, ich habe Peter nie wirklich geliebt, und daß er mich nicht geliebt hat, dessen bin ich sicher. Wir sind einfach zuviel zusammen gewesen , liefen ihre Gedanken auf der eingefahrenen Spur weiter, und mußten es irgendwie abreagieren. Als sich das abgenutzt hatte, erkannten wir, daß es sonst nichts gab, uns zusammenzuhalten .
   Es half nichts, sie mußte immer wieder an Peter denken. Wo ist er? Er ist noch nie so lange weggewesen. Ich hoffe, es ist ihm nichts zugestoßen .
   Streng ermahnte sie sich, nicht so ängstlich zu sein. Wie sie selbst hatte Peter das Examen als Fremd-Anthropologe an der Imperiums-Universität gemacht, wie sie selbst lebte er seit seiner Kindheit auf Cottman IV, dem Planeten, den die Eingeborenen Darkover nannten, und wie sie selbst war er sofort nach der Rückkehr auf den Planeten, der ihre Heimatwelt war und nicht war, in den Nachrichtendienst des Imperiums eingetreten. Das Imperium mochte die Arbeit, die sie taten, Nachrichtendienst nennen und darin eine bessere Spionage sehen, aber für Magda und Peter und andere wie sie - es waren nicht viele, hier auf Darkover - war sie das beste Training für einen Fremd-Anthropologen: sich unter das Volk dieser Welt zu mischen, es auf eine

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