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Darkover 10 - Die zerbrochene Kette

Titel: Darkover 10 - Die zerbrochene Kette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Gelächter. Dom Kyril erzählte eine lustige Geschichte. Das war ein beliebter Zeitvertreib im Winter, wenn alle Arbeiten im Freien eingestellt waren.
   »… Und jeder mußte eine kleine Fackel bei sich tragen, um seine Rede aufzutauen, damit man ihn hören konnte. Dieser Mann nun verdiente sich ein bißchen Geld damit, daß er alle gefrorenen Reden in einer Schubkarre sammelte und sie bei ihren Eigentümern herumfuhr. Nur war er nicht so gewissenhaft, wie er hätte sein sollen, und prüfte nicht nach, ob er sie auch bei den richtigen Eigentümern ablieferte. Als dann die Frühjahrsschmelze kam und alle Reden wieder auftauten, gab es schrecklichen Ärger. Der Maultiertreiber taute auf, was er seinem Gespann zugebrüllt hatte, und mußte feststellen, daß er die Worte einer alten Dame hatte, die mit ihren Käfigvögelchen sprach, und die junge Mutter, die ihre Kinder schalt, hatte die Worte des Maultiertreibers bekommen, und die Kinder weinten den halben Tag, und die junge Frau, die ihrem Mann sagen wollte, daß sie seinen ersten Sohn erwarte, hatte die Worte bekommen, die die Freie Amazone zu dem Mann sprach, der…« Er brach ab und wurde feuerrot, als Jaelle kicherte. »Ich bitte um Entschuldigung, Cousine!«
   Jaelle erklärte trocken: »Verwandter, ich hatte alle Witze über Freie Amazonen schon gehört, bevor ich fünfzehn wurde, und die meisten im Gildenhaus von meinen Schwestern. Ich würde sie dir ja erzählen, aber sie könnten dein männliches Zartgefühl verletzen.« Nun waren die anderen an der Reihe zu lachen. »Beende deine Geschichte, Verwandter. Es ist eine, die ich noch nicht kenne.«
   Kyril versuchte, den Faden wiederzufinden. »Die aristokratische Dame, die gerade Gäste hatte, bekam die Unterhaltung der Männer in der gewöhnlichsten Kneipe des Dorfes geliefert, während die Bewahrerin, als sie ihre jüngste Novizin instruieren wollte, ihr zuschrie, was der Trockenstädter seinem Lustknaben…«
   »Genug!« befahl Dom Gabriel mit einem Blick zu Lady Alida. »Meiner Meinung nach ist das eine Geschichte für die Mannschaftsunterkünfte, Sohn, und nicht für den Frühstückstisch deiner Mutter.« Er wollte die Neuankömmlinge begrüßen und hob fragend die Augenbrauen, als er die Frauen in Amazonentracht sah.
   Jaelle sagte: »Onkel, mit deiner Erlaubnis werden wir heute nach Thendara abreisen. Es ist zu dieser Jahreszeit ein langer Ritt, und meine Schwester hat Pflichten im Gildenhaus.«
   »Unmöglich«, erwiderte Lord Gabriel. »Das ist nur eine Unterbrechung des Winterwetters, mein Mädchen, morgen um diese Stunde wird es heftiger schneien als zuvor. Dieser Sturm dauert noch mindestens zehn Tage; nur die Gäste, die nach Hause nicht mehr als ein paar Stunden zu reiten haben, reisen heute ab. Du wärest gut beraten, wenn du mindestens bis zur Frühjahrsschmelze bleiben würdest.«
   »Ihr seid überaus freundlich, Lord Ardais«, fiel Peter ein, »aber wir dürfen Eure Gastlichkeit nicht so überbeanspruchen.«
   »Ihr kommt nicht weiter als einen Tagesritt, bevor ihr im Schnee festsitzt«, warnte Dom Gabriel. »Ich finde, es ist Unsinn, den Blizzard in einem Zelt oder einer Reiseunterkunft abzuwarten, wenn ihr in aller Bequemlichkeit hier bleiben könntet.«
   Magda und Peter sahen ein, daß er recht hatte. Und das Winterwetter in den Hellers war sprichwörtlich; von Mittwinter bis zur Frühjahrsschmelze wagten sich nur die Wahnsinnigen oder die Verzweifelten weiter als einen Stundenritt von ihren eigenen Feuerstellen fort.
   Gegen Nachmittag bezog sich der Himmel wieder, und am nächsten Morgen wirbelten Schneeflocken vor den Fenstern. Der Wind heulte um die Türme von Ardais wie ein Banshee, das seiner Beute dicht auf den Fersen ist. Beim Frühstück triumphierte Dom Gabriel: »Seht ihr wohl? Ihr bleibt alle besser bis zur Frühjahrsschmelze!«
   Lady Alida zog Magda später auf die Seite. »Wir sollten Euch heute testen, mestra; das dürfen wir nicht zu lange aufschieben.«
   Magda geriet in solche Panik, daß sie meinte, die Leronis müsse es wahrnehmen. Sobald sie Gelegenheit fand, sich zurückzuziehen, machte sie sich auf die Suche nach Lady Rohana und fand sie in ihrem eigenen Wohnzimmer, wo sie an den Rechnungsbüchern für das Gut arbeitete. Dieser Anblick überraschte Magda nicht mehr. Sie wußte jetzt, daß jeder Faden, an dem Ardais regiert wurde, durch die schlanken, sechsfingrigen Hände Lady Rohanas lief.
   »Verzeiht mir, daß ich Euch

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