Darkover 10 - Die zerbrochene Kette
Zuhörer finden als Russell Montray!
Rohana erhob sich. »Geh nun, Margali. Ich muß darüber nachdenken und entscheiden, was zu tun ist.«
Magda zögerte. »Und was soll ich Lady Alida sagen?«
»Mach dir ihretwegen keine Gedanken. Ich werde ihr sagen, ich hätte dich selbst getestet.« Rohana lächelte verschmitzt. »Weißt du denn nicht, daß ich es eben getan habe?«
Der Blizzard dauerte noch einmal zehn Tage - genau wie Dom Gabriel es vorausgesagt hatte -, und als es sich endlich aufklärte, waren Wege und Pässe so von Schneewehen blockiert, daß sich die drei Gäste auf Ardais gern überreden ließen, noch ein paar Tage zu bleiben. Doch Magda bereitete sich seelisch auf ihre Abreise und ihre ungewisse Zukunft vor. Es war ihr unmöglich geworden, ihr altes Leben in der Terranischen Zone wieder aufzunehmen und sich nur in Verkleidung hinauszuwagen, denn die Verkleidung war ihr wahres Ich geworden. Nur was sie statt dessen tun sollte, das wußte sie auch nicht.
Immer wieder dachte sie darüber nach, was Rohana über den Plan hinter der Kette von Zufällen gesagt hatte, durch die sie zusammengeführt worden waren, und dazu gehörte auch die Liebe zwischen Peter und Jaelle. Wenn das Imperium für immer auf Darkover blieb, kam es mit der Zeit - wie auf allen Planeten, die von verschiedenen Menschengruppen bewohnt waren - zu Verwicklungen, Affären, Romanzen, schließlich auch zu Heiraten und Kindern, die beiden Welten angehörten. Und irgendwer war immer der erste.
Natürlich wurde Darkover eines Tages in das Imperium eingegliedert. Es war unvermeidlich. Das Imperium eroberte keinen Planeten, aber sobald dessen Bewohner Kenntnis von dem Galaktischen Imperium erhielten und sahen, was es bedeutete, dazuzugehören, beantragte jede Regierung die Aufnahme. Wenn diese Zeit auf Darkover kam, würden Terraner und Darkovaner alle Bürger des Imperiums sein, und Liebesgeschichten gingen niemanden mehr etwas an als die beiden Betroffenen und vielleicht ihre Familien. Im Augenblick konnten daraus jedoch nur Komplikationen entstehen.
Magda hoffte, ihre Abreise werde sich nicht zu lange hinauszögern. Jaelle und Peter verhielten sich allmählich ein bißchen weniger vorsichtig, und Magda fragte sich, wohin das führen sollte. Wieder und wieder empfand sie, wenn sie die beiden zusammen sah, das Prickeln einer »Ahnung« - oder Vorausschau. Früher oder später bedeutete das Gefahr… Doch wie sollte sie mit Jaelle reden, wie sie warnen, ohne den Eindruck zu erwecken, sie sei eifersüchtig oder mißgönne ihr das Glück, das sie mit ihrem Liebhaber gefunden hatte? Und Peter Vorhaltungen zu machen war ganz und gar unmöglich. So beobachtete sie sie nur mit wachsender Unruhe und Sorge.
Da sie mit ihrer baldigen Abreise rechnete, begann Magda, ihre Besitztümer durchzusehen und zusammenzulegen. Jaelle traf sie dabei an und schlug vor, sie könnten den Tag der nutzbringenden Beschäftigung widmen, ihre Reisekleidung auszubessern. Überrascht stellte Magda fest, daß Jaelle außerordentlich geschickt mit der Nadel umzugehen verstand; sie hatte geglaubt, das sei eine zu weibliche Kunst für eine Amazone. Magda selbst, gewöhnt an die leicht ersetzbaren, billigen Synthetiks der Terranischen Zone, war durchaus keine Meisterin im Nähen, ja, sie teilte die übliche Einstellung, das sei ein sinnloser Zeitvertreib für Frauen, die keine nützliche Arbeit zu tun hatten.
Als sie Jaelle das sagte, lachte diese. »Und sehr oft ist es auch so! Gestern abend in der Halle, als Rohana uns aufforderte, mit ihren Frauen an der Stickerei zu arbeiten, die sie für die Sesselkissen in der Halle machten, wäre ich fast wahnsinnig geworden! Ich sticke gern«, setzte sie hinzu, »aber wie Rohana das aushält, ist mir ein Rätsel! Ich könnte es nicht, Abend für Abend im Kreis dieser albernen Frauen sitzen… und ebenso eifrig wie die Nadel geht das Mundwerk. Rohana leitet den ganzen Besitz Ardais, und sie macht das besser, als Dom Gabriel es könnte, sie hat einen Sitz im Rat, und Hastur hört auf ihr Wort. Dessen ungeachtet plaudert sie mit den Frauen, als habe sie nie einen ernsteren Gedanken gehabt als die Frage, ob das nächste Kissen mit einem Regenfisch oder einer Sternenblume bestickt werden soll! Macht es dem Hintern eines Menschen vielleicht etwas aus, welche Stickerei das Kissen zeigt, solange es gut gestopft ist?« Doch während sie sprach, setzte sie kleine, ordentliche Stiche in den zerrissenen Finger
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