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Darkover 11 - Das Zauberschwert

Titel: Darkover 11 - Das Zauberschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Weggelaufen? Durchgegangen?« Noch während er sprach, wurde ihm klar, daß das Wahnsinn war. Ellemirs Zwillingsschwester Callista war Bewahrerin, eine dieser Frauen, die darin geschult sind, die gesamte Energie eines Kreises aus fähigen Telepathen zu manipulieren. Sie mußten Jungfräulichkeit geloben und wurden mit so viel ehrfürchtiger Scheu betrachtet, daß kein geistig gesunder Mann auf Darkover seine Augen zu einer von ihnen erheben würde. »Ellemir, sprich doch! Ich glaubte sie sicher im Turm von Arilinn. Wo? Wie?«
   »Wir können nicht hier auf der Türschwelle reden.« Mühsam faßte sich Ellemir und entzog sich ihm. Damon empfand ein flüchtiges Bedauern - ihr Kopf hatte an seiner Schulter gelegen, als gehöre er dorthin. Aber was sollten solche Gedanken zu dieser Zeit und an diesem Ort! Er widerstand dem Impuls, ihre Hand zu berühren, und folgte ihr gemessenen Schrittes in die große Halle. Kaum waren sie drinnen, als Ellemir sich zu ihm umwandte.
   »Sie war hier auf Besuch«, berichtete sie mit schwankender Stimme. »Lady Leonie möchte ihr Amt als Bewahrerin niederlegen und in ihre Heimat nach Valeron zurückkehren, und Callista sollte ihre Stelle im Turm übernehmen. Vorher wollte Sie mich besuchen. Sie hätte mich gern überredet, nach Arilinn zu kommen und dort bei ihr zu bleiben, damit sie nicht so schrecklich allein sei, und auf jeden Fall wollte sie ein Weilchen mit mir zusammen sein, bevor sie für die Leitung des Turmkreises isoliert wurde. Alles ging gut, wenn sie auch unruhig wirkte. Ich bin keine ausgebildete Telepathin, Damon, aber Callista und ich sind Zwillinge, und unsere Gedanken berühren sich, ob wir es wollen oder nicht. So spürte ich ihre Nervosität. Sie sagte nur, sie habe schlechte Träume von Katzenhexen und verdorrenden Gärten und sterbenden Blumen. Und dann eines Tages… « Ellemir erbleichte. Kaum wissend, was sie tat, faßte sie nach Damons Hand und umklammerte sie verzweifelt, als wolle sie sich auf ihn stürzen.
   »Ich erwachte und hörte sie schreien. Sonst hatte niemand einen Laut vernommen, nicht einmal ein Flüstern. Vier unserer Leute lagen tot im Hof, und unter ihnen… unter ihnen war unsere alte Pflegemutter Bethiah. Sie hat Callista genährt, und sie schlief immer auf einer Liege zu ihren Füßen. Jetzt lag sie im Hof, und ihre Augen - ihre Augen waren aus den Höhlen gekratzt, und sie lebte gerade noch.« Ellemir schluchzte laut. »Und Callista war fort! Fort, und ich konnte sie nicht erreichen - meine Gedanken griffen ins Leere! Meine Zwillingsschwester war fort, als habe Avarra sie bei lebendigem Leib in irgendeine Anderwelt geschleudert.«
   Damons Stimme klang fest, und mit großer Anstrengung hielt er sie so. »Glaubst du, sie ist tot, Ellemir?«
   Ellemir sah ihn mit ihren blauen Augen gerade an.
   »Nein. Ich spürte sie nicht sterben, und meine Zwillingsschwester könnte nicht sterben, ohne daß ich an ihrem Tod teilhätte. Als unser Bruder Coryn beim Ausnehmen eines Falkennestes abstürzte, fühlten Callista und ich ihn beide vom Leben in den Tod hinüberwechseln, und Callista ist meine Zwillingsschwester . Sie lebt.« Ihre Stimme brach, und sie weinte heftig.
   »Aber wo? Wo? Sie ist fort, fort, fort, als habe sie nie gelebt! Und seitdem bewegen sich nur Schatten - nur Schatten. Damon, Damon, was soll ich tun, was soll ich tun?«

3
    Er hatte sich den Abstieg nicht so schwierig vorgestellt.
   Den ganzen Tag war Andrew Carr um die scharfen Felsen des Hangs geklettert, gekrochen und gerutscht. Er hatte in eine unglaublich tiefe Schlucht hinuntergeblickt, wo die zerschmetterten Überreste des Kartographierungsflugzeugs lagen, und jede noch vorhandene Hoffnung aufgegeben, Essen, Schutzkleidung und Identitätsplaketten seiner Gefährten zu bergen. Jetzt wurde es dunkel, und ein leichtes Schneetreiben setzte ein. Andrew hockte in seinem dicken Pelzmantel da und lutschte seine letzten Süßigkeiten. Er suchte den Horizont unter sich nach Lichtern oder irgendwelchen anderen Zeichen von Leben ab. Es mußten welche da sein. Dies war ein dicht besiedelter Planet. Aber hier draußen in den Bergen mochten Meilen oder sogar hunderte von Meilen zwischen den bewohnten Gebieten liegen. Was er sah, war ein blasses Schimmern vor dem Horizont, eine einzige dicht gedrängte Gruppe von Lichtern, die ein Dorf oder sogar eine Stadt sein mochten. Also war sein einziges Problem, nach dort hinunterzugelangen. Das würde noch allerhand Mühe kosten.

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