Darkover 11 - Das Zauberschwert
sich bemühte, sie nicht aus den Augen zu verlieren.
Und er war unbewaffnet! Aber ein Schwertkämpfer war er sowieso nicht.
Damon faßte die Zügel seines Pferdes und zwang den Impuls nieder, sich auf die unsichtbaren Feinde zu stürzen. Rasende Wut packte ihn, aber eine eisige Welle der Vernunft machte ihm klar, daß er unbewaffnet war, daß er sich nur in das Getümmel werfen und mit seinen Männern sterben konnte und daß seine Pflicht gegenüber seiner Verwandten jetzt an erster Stelle stand. Wurde ihr Haus von derartigen Schreckgestalten belagert? Hatten sie vielleicht auf der Lauer gelegen, um keinen ihrer Verwandten zu ihr gelangen zu lassen?
Seine Männer kämpften wild gegen die unsichtbaren Angreifer. Damon wandte sein Pferd und galoppierte den Pfad hinunter, weg von den Feinden. Die Haut seines Halses prickelte. Nach dem, was er gesehen hatte, mochte eine Klinge aus der leeren Luft kommen und ihm den Kopf von den Schultern trennen. Die heiseren Schreie seiner Männer drangen ihm wie Messer ins Herz, faßten nach ihm, krallten sich in sein Bewußtsein. Er ritt mit gesenktem Kopf, den Mantel um sich gerafft, als werde er tatsächlich von Dämonen verfolgt, und er verminderte seine Geschwindigkeit erst oben auf dem nächsten Hügel, zwei oder drei Meilen von der Stelle des Überfalls entfernt. Über sich sah er die hohen Tore von Armida. Sein Pferd war schweißüberströmt und zitterte, und er selbst atmete in abgerissenen Stößen.
Damon stieg ab, nahm den Kristall aus dem schützenden Lederbeutel und wickelte die Seide auf. Nackt hätte er uns alle retten können , dachte er und blickte verzweifelt auf den blauen Stein mit den seltsamen, sich windenden feurigen Linien in seinen Inneren nieder. Mit seiner ausgebildeten telepathischen Kraft, enorm verstärkt durch die resonierenden Magnetfelder der Matrix, hätte er die Illusion außer Kraft setzen können. Seine Männer hätten dann immer noch kämpfen müssen, aber gegen Feinde, die sie sahen und die gezwungen waren, sich ehrlich zu schlagen. Damon ließ den Kopf sinken. Eine Matrix wurde niemals bloß getragen; ihre Schwingungen mußten von ihrer Umgebung isoliert werden. Und bevor er den Stein aus seiner Hülle hätte befreien können, wären seine Männer tot gewesen, und er mit ihnen.
Mit schwerem Herzen wickelte er den Kristall wieder in die Seide und klopfte seinem erschöpften Pferd auf die Flanke. Er stieg nicht auf, denn er wollte dem keuchenden, zitternden Tier jede weitere Anstrengung ersparen. Statt dessen führte er es langsam den Hügel hinauf zu dem Tor. Anscheinend wurde Armida nicht belagert. Der Hof lag ruhig und leer im ersterbenden Sonnenlicht, und der nächtliche Nebel begann, von den Hügeln ringsum herabzuwogen. Bedienstete kamen, ihm das Pferd abzunehmen, und schrien erschrocken auf, als sie sahen, in welchem Zustand es war.
»Seid Ihr verfolgt worden? Lord Damon, wo ist Eure Eskorte?«
Damon schüttelte langsam den Kopf. Er versuchte nicht, ihnen eine Antwort zu geben. »Später, später. Sorgt für mein Pferd und laßt es nicht trinken, bevor es sich abgekühlt hat; es ist zu lange galoppiert. Schickt zu Lady Ellemir und laßt ihr sagen, daß ich angekommen bin.«
Wenn ihr Anliegen nicht von großer Wichtigkeit ist , sagte er grimmig zu sich selbst, werden wir Streit bekommen. Vier meiner treuen Männer sind gestorben, und schrecklich gestorben. Aber Armida wird nicht belagert, und es gibt keine Spur von irgendwelchen Schwierigkeiten .
Er hob den Blick und sah Ellemir Lanart vor sich stehen.
»Verwandter«, sagte sie leise. »Ich hörte etwas - nicht genug, um sicher zu sein. Ich dachte, auch du… « Die Stimme versagte ihr. Sie warf sich ihm in die Arme.
»Damon! Damon! Ich dachte, auch du seist tot!«
Damon Ridenow hielt das Mädchen behutsam fest, streichelte die bebenden Schultern. Ihr Kopf fiel für einen Augenblick schwer gegen ihn. Dann seufzte sie, gewann die Beherrschung zurück und richtete sich auf. Sie war sehr groß und schlank. Ihr feuerrotes Haar wies sie als Mitglied von Damons Telepathenkaste aus. Sie hatte ein zartes Gesicht und Augen von einem leuchtenden Blau.
»Ellemir, was ist hier geschehen?«, fragte er mit wachsender Sorge. »Werdet ihr angegriffen? Hat es einen Überfall gegeben?«
Sie senkte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, daß Callista fort ist.«
»Fort? In Gottes Namen, was meinst du? Von Räubern entführt?
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