Darkover 11 - Das Zauberschwert
weiterschlafen lassen?«
»Das kommt auch noch dazu. Du und Callista, ihr seid Zwillinge. Ich kann euch voneinander unterscheiden, aber ich kenne euch auch schon seit der Zeit, als euer Haar noch zu kurz war, um eingeflochten zu werden. Einem zufällig des Weges kommenden Fremden geling es nicht, euch auseinander zu halten. Nun ist es aber kaum möglich, daß sie eine Geisel nehmen wollten oder auf LösegeId aus waren und einfach die packten, die ihnen als Erste in die Hände kam.«
»Nein«, pflichtete Ellemir bei, »mein Bett ist der Tür am nächsten, und sie sind sehr leise und vorsichtig um mich herum zu Callista gegangen.«
»Dann läuft es auf den einzigen Unterschied zwischen euch hinaus«, versicherte Damon ihr. »Callista ist Telepathin und Bewahrerin. Du bist es nicht. Wir können nur vermuten, daß sie auf irgendeine Weise festgestellt haben, welche von euch beiden die Telepathin war, und daß sie aus irgendeinem Grund gerade die eine Frau hier haben wollten, die der Beschreibung entsprach. Warum? Ich weiß nicht mehr als du, doch ich bin sicher, daß das dahinter steckt.«
»Und all das bringt uns einer Lösung nicht näher«, stellte Ellemir aufgeregt fest. »Tatsache ist, Callista ist verschwunden, und wir wissen nicht, wo sie ist! Deshalb nützt uns dein ganzes Gerede überhaupt nichts!«
»So? Denk ein bißchen nach«, sagte Damon. »Wir wissen, daß sie wahrscheinlich nicht getötet worden ist, es sei denn durch einen Unfall; wenn sie sich so große Mühe gemacht haben, sie zu rauben, werden sie sie mit großer Rücksichtnahme behandeln, ihr gut zu essen geben, sie warm halten, in ihr eine wertvolle Beute sehen. Sie mag verängstigt und allein sein, aber sie wird weder frieren noch hungern oder Schmerzen leiden, und es ist so gut wie ausgeschlossen, daß man sie vergewaltigt oder belästigt hat. Zumindest dieser Gedanke sollte dir Trost geben.«
Ellemir griff nach dem vergessenen Weinglas und nahm einen Schluck. »Aber er hilft uns nicht, sie zurückzuholen oder auch nur einen Anhaltspunkt zu gewinnen, wo wir suchen sollen.« Dessen ungeachtet klang ihre Stimme ruhiger. Damon war froh darüber.
Er fuhr fort: »Eins nach dem anderen, Mädchen. Vielleicht können wir nach dem Sturm… «
»Nach dem Sturm wird alles ausgelöscht sein, was sie an Spuren und Hinweisen hinterlassen haben«, unterbrach Ellemir ihn.
»Soviel ich gehört habe, hinterlassen die Katzenwesen keine Spuren, die ein Mensch entdecken könnte, kaum genug für eine andere Katze. Und ein Fährtenleser bin ich sowieso nicht. Wenn ich dir überhaupt zu helfen vermag, dann wäre das nicht der richtige Weg.«
Ihre Augen wurden groß. Plötzlich umklammerte sie seinen Arm.
»Damon! Du bist auch Telepath, da hast etwas Ausbildung gehabt - kannst du Callista mit Telepathie finden?«
Sie sah so aufgeregt, so glücklich und lebendig bei dieser Vorstellung aus, daß es Damon wehtat, diese Hoffnung vernichten zu müssen, doch es ging nicht anders. »So leicht ist das nicht, Ellemir. Wenn du, ihre Zwillingsschwester, ihren Geist nicht erreichst, muß es dafür einen Grund geben.«
»Aber ich habe kein Training, ich weiß so wenig«, meinte Ellemir hoffungsvoll, »und du bist in einem Turm ausgebildet worden … «
Der Mann seufzte. »Das ist richtig. Und ich will es versuchen. Das wollte ich von Anfang an. Aber erhoffe dir nicht zu viel, Breda .«
»Wirst du es gleich versuchen?« flehte sie.
»Ich werde tun, was ich kann. Bring mir zuerst etwas, das Callista gehört - einen Schmuck, ein Kleidungsstück, das sie häufig trägt, etwas in der Art.«
Während Ellemir es holen ging, zog Damon seinen Sternenstein aus der schützenden Seidenumhüllung und betrachtete ihn grübelnd. Ja, er war Telepath und im Turm in den alten Wissenschaften Darkovers ausgebildet worden - für kurze Zeit. Und die ererbte Gabe, das Laran der Ridenow-Familie, war das psychische Wahrnehmen außermenschlicher Kräfte, in das genetische Material der Ridenow-Domäne vor Jahrhunderten für genau solche Aufgaben hineingezüchtet. Aber in dieser späten Zeit wurden die darkovanischen nichtkausalen Wissenschaften wenig benutzt; durch Heiraten zwischen den Familien, durch Inzucht vererbten sich die alten Laran -Gaben selten rein.
Damon besaß das familienspezifische Talent in vollem Ausmaß, doch sein ganzes Leben lang hatte er es als einen Fluch betrachtet, nicht als einen Segen, und er
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