Darkover 11 - Das Zauberschwert
sein! «
»Wer sind sie , Callista?«
»Auch das weiß ich nicht genau«, antwortete sie, »aber ich vermute, daß sie keine Menschen sind, denn sie haben mir außer Schlägen und Fußtritten keinen körperlichen Schaden zugefügt. Das ist das Einzige, wofür eine Frau der Domänen dankbar sein kann, wenn sie sich in den Händen des anderen Volkes befindet - da braucht sie wenigstens keine Vergewaltigung zu befürchten. Die ersten paar Tage war ich Tag und Nacht außer mir vor Angst. Als nichts geschah, wußte ich, daß ich nicht von Menschen gefangen gehalten werde. Jeder Mann in diesen Bergen wüßte, wie er mich meiner Macht berauben könnte… wohingegen dem anderen Volk nichts übrig bleibt, als mir meine Juwelen wegzunehmen, für den Fall, daß ein Sternenstein dabei ist, und mich im Dunkeln zu halten, damit ich ihnen mit dem Licht der Sonne oder der Sterne nichts antun kann.«
Andrew begriff nichts davon. Nicht von Menschen gefangengehalten? Von wem dann? Er stellte eine weitere Frage.
»Wenn du im Dunkeln bist, wie kannst du mich dann sehen?«
»Ich sehe dich im Überlicht«, erklärte sie ruhig. Ihm sagte das gar nichts. »So, wie du mich siehst. Nicht im Licht dieser Welt. Du weißt doch sicher, daß die Dinge, die wir fest nennen, nur Erscheinungen sind, winzige Partikel, die wild herumwirbeln, und der leere Raum zwischen ihnen ist viel größer als die Masse.«
»Ja, das weiß ich.« Es war eine seltsame Art, molekulare und atomare Energie zu erklären, aber es war klar, was sie meinte.
»Gut. Diese Energienetze halten deinen festen Körper mit deinen anderen Körpern zusammen, die du, wenn du darin unterwiesen worden bist, in der Welt jener Ebene benutzen kannst. Wie soll ich es dir erklären? Du befindest dich auf der Ebene der Stofflichkeit. Dein fester Körper geht auf dieser Welt, diesem festen Planeten unter deinen festen Füßen, und du brauchst das Licht unserer festen Sonne. Dein Körper wird durch deinen Geist mit Energie versorgt. Dein Geist bewegt dein festes Gehirn, und das feste Gehirn schickt Botschaften, die deine Arme und Beine bewegen und so weiter. Ebenso versorgt dein Geist deine leichteren Körper mit Energie, jeden Einzelnen mit seinem eigenen elektrischen Nervennetz. In der Welt des Überlichts, wo wir jetzt sind, gibt es so etwas wie Dunkelheit nicht, weil das Licht nicht von einer festen Sonne kommt. Es kommt von dem Energienetz-Körper der Sonne, der - wie soll ich es beschreiben? - durch den Energienetz-Körper des Planeten scheinen kann. Der feste Körper des Planeten kann das Licht der festen Sonne ausschließen, aber nicht das Energienetz-Licht. Ist das klar?
»Ich glaube schon.« Er versuchte, ihr zu folgen. Es klang wie die alte Geschichte von den Astral-Duplikaten des Körpers und den Astralebenen, umgesetzt in ihre Sprache, die ihr Geist, wie er vermutete, direkt in seinen Geist sandte. »Wichtig ist, daß du hierher kommen kannst. Es hat Zeiten gegeben, wo ich mir gewünscht habe, aus meinem Körper hinauszugelangen und ihn hinter mir zurückzulassen.«
»Oh, das tust du ja auch«, meinte sie. »Jeder tut es im Schlaf, wenn die Energienetze auseinander fallen. Du bist nur nicht darin ausgebildet, es willentlich zu tun. Vielleicht kann ich dich eines Tages lehren, wie man es macht.« Sie lachte ein bißchen kläglich. »Falls wir beide am Leben bleiben, heißt das.«
4
Außerhalb der dicken Mauern des großen Hauses von Armida tobte der weiße Blizzard, heulte und winselte um die Höhen, als belebe ihn Wut auf die starken Steinwände, die ihn in Schach hielten. Drinnen, in der großen Halle, sah man vor den Fenstern nichts als Gräue und hörte den Wind als dumpfes Tosen. Unruhig und nervös schritt Ellemir in der Halle hin und her. Mit einem Blick auf den Sturm draußen sagte sie: »Wir können bei diesem Wetter nicht einmal nach ihr suchen. Und mit jeder Stunde, die verrinnt, kann sie sich weiter und weiter von uns entfernen.« Sie fuhr Damon an; »Wie kannst du da so ruhig sitzen und deine Zehen rösten, wenn Callista irgendwo in diesem Sturm ist?«
Damon hob den Kopf und sagte ruhig: »Komm und setz dich, Ellemir. Wir können so gut wie sicher sein, daß Callista, wo sie auch sein mag, nicht draußen im Schneesturm ist. Wer sich so viel Mühe gemacht hat, sie von hier zu rauben, hat es nicht getan, um sie in der Kälte sterben zu lassen. Und was die Suche nach ihr angeht, könnten wir auch bei gutem Wetter die
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