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Darkover 11 - Das Zauberschwert

Titel: Darkover 11 - Das Zauberschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Beispiel, wenn sich Schwierigkeiten in der Atmung zeigen -, weckst du mich sofort , zögere es nicht länger hinaus. Als letzte Möglichkeit berührst du den Stein. Das darfst du aber nur tun, wenn alle anderen Mittel versagt haben.« Er wand sich innerlich dabei. »Das ist der letzte verzweifelte Ausweg; er ist schmerzhaft und kann einen Schock bei mir erzeugen.« Ihre Hände auf seinen Handgelenken zitterten, und er spürte ihre Angst und ihr Zögern wie einen leichten Nebel, der die Klarheit seiner eigenen Gedanken verschleierte.
   Armes Kind. Wenn ich ihr das nur nicht antun müßte! Verdammtes Pech. Mußte Callista sich unbedingt in diese Patsche… Er zwang sich, gerecht zu sein, und versuchte, sein hämmerndes Herz zu beruhigen. Callistas Schuld war es auch nicht. Er sollte sich seine Flüche für die Entführer sparen.
   Ellemir sagte schüchtern: »Sei nicht böse, Damon«, und er dachte: Sie spürt, daß ich böse bin, das ist ein gutes Zeichen . Laut sagte er: »Ich bin nicht böse auf dich, Breda .« Er benutzte das intime Wort, das einfach Verwandte , aber auch Liebling bedeuten konnte. Noch einmal rückte er sich zurecht, konzentrierte sich auf das Gefühl, das ihm Callistas Haarspange zwischen seinen Händen vermittelte, und den Sternenstein darüber, der sanft im gleichen Rhythmus wie seine Nervenströme pulsierte. Alles andere schloß er aus, Ellemirs kalte Hände an seinen Handgelenken und ihren warmen Atem an seiner Kehle, den zarten Duft ihrer ihm so nahen Weiblichkeit. Er löschte das Flackern des Feuers und der Kerze neben ihnen aus, besänftigte die Schatten im Raum, ließ sich in das Pulsieren des Sternensteins einsinken. Sein Geist nahm wahr, wie sich seine Muskeln lockerten, als sein Körper gefühllos wurde. Einen Augenblick existierte nichts außer dem blauen Stein, der den Schlag seines Herzens wiedergab. Dann blieb sein Herz stehen, oder zumindest war er sich seines Herzens nicht mehr bewußt, nur noch der sich ausdehnenden Bläue; ein Gleißen, eine blaue Flamme, ein heranbrausendes Meer, das ihn ertränken wollte…
   Ein kurzer Schock, und er hatte seinen Körper verlassen. Er stand über ihm, blickte von oben mit einer gewissen ironischen Losgelöstheit auf den dünnen, im Sessel zusammengesunkenen Mann hinunter, auf das zarte, ängstlich wirkende Mädchen, das neben ihm kniete und seine Handgelenke umfaßte. Das sah er nicht wirklich, sondern er nahm es auf eine merkwürdige, dunkle Weise durch geschlossene Augenlider wahr.
   In dem Überlicht, das sich um ihn bildete, blickte er schnell an sich herab. Wie immer, wenn er hinaus ging, fühlte er sich größer, stärker, muskulöser, und er bewegte sich mühelos. Die Wände der Halle lösten sich auf und verschwanden. Der Mann im Sessel hatte eine schäbige Weste und lederne Reithosen getragen. Dieser Körper, wenn es ein Körper genannt werden durfte, war in eine schimmernde Tunika aus Gold und Grün gekleidet, die in einem schwachen feurigen Glühen flackerte. Leonie hatte ihm einmal gesagt: »So sieht dein Geist sich selbst.« Seine Arme und Füße waren bloß, und das belustigte ihn. So will ich in den Blizzard hinausgehen? Aber natürlich war der Blizzard nicht hier, obwohl er, wenn er lauschte, das schwache Heulen des Windes hörte. Wie heftig mußte der Sturm toben, daß sein Echo bis in die Überwelt eindrang! Während er diesen Gedanken formulierte, erschauderte er, und schnell verbannte er jeden Gedanken an den Blizzard. Denn wenn er daran dachte, war es möglich, das er ihn auf diese Ebene holte.
   Damon bewegte sich nicht Schritt für Schritt, er glitt dahin. Callistas Schmetterlingsspange flatterte zwischen seinen Händen wie ein lebendes Wesen, pulsierte im Widerhall ihrer mentalen »Stimme«. Oder vielmehr, da sich das Schmuckstück selbst in den Händen seines Körpers »da unten« befand, war es das mentale Gegenstück, das er »hier« bei sich trug. Er stimmte sich auf die speziellen Schwingungen dieser »Stimme« ein und legte solchen Nachdruck in seinen Ruf, daß er ihn wie ein befehlendes Brüllen empfand.
   » Callista! «
   Es kam keine Antwort. Er hatte eigentlich auch nicht damit gerechnet; wenn es so einfach wäre, hätte Ellemir den Kontakt mit ihrer Zwillingsschwester bereits hergestellt. In der Überwelt war es totenstill. Damon blickte ringsum und war sich die ganze Zeit bewußt, daß die Welt und er selbst nur Visualisierungen für eine nicht zu begreifende Ebene der Realität waren.

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