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Darkover 12 - Der verbotene Turm

Titel: Darkover 12 - Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Stich gelassen hättest. Aufgehört hättest, dich für mich zu interessieren. Mich zu lieben.«
    Er dachte, dass die Intimität mit Ellemir ihn ihr ganz von selbst näher bringen und die Kluft zwischen ihm und Callista erweitern müsse.
    Er hatte sich nicht abgeschirmt, und Callista folgte dem Gedanken und flammte zornig auf. »Willst du mich nur, weil du dachtest, ich würde dir in unserem Bett mehr Vergnügen bereiten als meine Schwester?«
    Andrew wurde dunkelrot. Nun ja, er hatte um Offenheit gebeten, und jetzt bekam er sie. »Gott bewahre! In dieser Weise habe ich ganz und gar nicht darüber gedacht. Es ist vielmehr so: Wenn du glaubst, ich werde dich deswegen weniger begehren, dann möchte ich die ganze Sache lieber vergessen. Bildest du dir tatsächlich ein, weil ich mit Ellemir schlafe, hätte ich aufgehört, dich zu wollen?«
    »Ebenso wenig, wie ich aufgehört habe, dich zu wollen, Andrew. Aber... aber nun sind wir quitt.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Jetzt verlangst du nach mir auf die gleiche Weise wie ich nach dir.« Ihre Augen waren trocken, doch er spürte, dass sie innerlich weinte. »Es ist... eine Sache des Geistes und des Herzens, ein Kummer wie der meine, aber keine... keine Qual für den Körper. Ich wollte, dass du befriedigt würdest, weil... « – sie netzte ihre Lippen, kämpfte gegen sie seit vielen Jahren beherrschende Hemmungen an – weil es so schrecklich für mich war, deine Not, deinen Hunger, deine Einsamkeit zu fühlen. Und deshalb versuchte ich... deine Empfindungen zu teilen, und dabei... hätte ich dich beinahe getötet.« Tränen liefen ihr übers Gesicht, aber sie weinte nicht und wischte die Tränen zornig weg. »Verstehst du? Für mich ist es leichter, wenn ich das nicht in dir fühle, und deshalb würde ich alles tun, alles riskieren, um es zum Schweigen zu bringen... «
    Bei ihrem trostlosen Gesichtsausdruck hätte er am liebsten auch geweint. Er sehnte sich danach, sie in die Arme zu nehmen und zu trösten, obwohl er wusste, mehr als eine ganz leichte Berührung konnte er nicht wagen. Sanft, beinahe respektvoll zog er ihre schlanke Hand an seine Lippen und hauchte einen Kuss auf die Fingerspitzen. »Du bist so großzügig, dass du mich beschämst, Callista. Glaube mir, es gibt keine Frau in der Welt, die mir geben könnte, was ich mir von dir wünsche. Ich bin bereit... deine Leiden zu teilen, mein Liebling.«
    Das war ein so seltsamer Gedanke, dass sie ihn verblüfft ansah. Er meint es ernst!, durchfuhr es sie. Auf seiner Welt herrschten andere Anschauungen als hier, aber nach hiesigen Begriffen war das ein echter Versuch, selbstlos zu sein. Zum ersten Mal wurde sie sich seiner völligen Fremdartigkeit bewusst, und das kam als ein heftiger Schock. Sie hatte immer nur ihre Gemeinsamkeiten gesehen. Jetzt wurden ihr die Unterschiede klar.
    Er meinte, weil er sie liebte, sei er bereit, die ganze Qual der Entsagung mit ihr zu teilen... Vielleicht hatte er nicht einmal in jener Nacht gemerkt, wie sehr seine Not sie folterte und immer noch foltern konnte.
    Sie schloss ihre Hand fester um seine und dachte voller Verzweiflung daran, dass sie für einen kurzen Augenblick erfahren hatte, wie es war, ihn zu begehren. Doch sie erinnerte sich nur noch an die Tatsache, nicht an das Gefühl. In dem Bemühen, ebenso zart zu sein wie er, sagte sie: »Andrew, mein Gatte, mein Geliebter, wenn du mich eine schwere Last tragen sähest, würdest du mir dann auch noch deine eigene aufladen? Es würde meinen Schmerz nicht lindern, wenn ich auch noch deinen ertragen müsste.«
    Auch das war ein Schock und ein blitzartiges Erhellen der Fremdartigkeit. Andrew erkannte plötzlich, dass es in einer telepathischen Kultur etwas ganz anderes bedeutete, Schmerz mit jemandem zu teilen.
    Mit raschem Lächeln fragte Callista: »Und machst du dir nicht klar, dass auch Damon und Ellemir Teil davon sind und dass sie sich ebenso elend fühlen, wenn sie dein Elend teilen müssen?«
    Langsam suchte er sich einen Weg durch diese Vorstellungen wie durch ein Labyrinth. Es war nicht leicht. Er hatte geglaubt, seine kulturellen Vorurteile zum größten Teil abgeschüttelt zu haben. Doch nun enthüllte das Entfernen einer Schicht wie bei einer Zwiebel nur eine tiefere Schicht, dick und undurchdringlich.
    Er dachte daran, wie er in Ellemirs Bett erwacht war und Damon sich über ihn beugte. Vielleicht hätte er Damon gern zornig gesehen, weil ein Mann seiner eigenen Welt zornig gewesen wäre und er den Wunsch nach

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