Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Darkover 12 - Der verbotene Turm

Titel: Darkover 12 - Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
benutzt wird. Sie senkt den Widerstand gegen telepathischen Kontakt, aber sie hilft auch bei Überarbeitung und telepathischer Anspannung. Und viele Jugendliche, bei denen die telepathische Begabung in der Pubertät auftritt, sind physisch und psychisch sehr krank, weil alle Veränderungen sie gleichzeitig überfallen. Du bist schon zu alt für die Schwellenkrankheit, nicht wahr, Dezi?«
    »Das möchte ich annehmen«, antwortete der Junge von oben herab. »Ich hatte sie ausgewachsen, bevor ich vierzehn wurde.«
    »Trotzdem – da du seit deinem Weggang von Arilinn keine Matrix-Arbeit mehr getan hast, könntest du nach einem neuen Anfang eine leichte Form der Schwellenkrankheit bekommen«, warnte Damon. »Und wie Andrew reagieren wird, wissen wir überhaupt nicht.« Er nahm sich vor, Callista zu bitten, dass sie Kirian herstelle. In jedem Telepathen-Haushalt sollte für Notfälle ein Vorrat vorhanden sein.
    Er schob seine halb geleerte Tasse Milch zur Seite. Er war todmüde. »Geh und ruh dich aus, Dezi, mein Junge... Du bist einer Ausbildung in Arilinn würdig, glaub es mir.« Er umarmte den Jungen kurz und sah ihm nach, als er davonging, um sein Zimmer neben dem von Dom Esteban aufzusuchen. Damon hoffte, der alte Mann werde die ganze Nacht durchschlafen, damit der Junge ungestört ruhen konnte.
    Was auch Dezis Fehler sein mochten, dachte Damon bei sich, zumindest pflegte er den alten Mann, wie es ein anerkannter Sohn auch nicht fürsorglicher hätte tun können. War das Zuneigung oder
    Eigeninteresse?
    Er ließ sich von Andrew stützen, als sie die Treppe hinaufstiegen, und er entschuldigte sich deswegen kleinlaut. Aber Andrew wollte davon nichts hören. »Vergiss es. Meinst du, ich wüsste nicht, dass du die ganze Last getragen hast?« So ließ Damon es geschehen, dass Andrew ihm die Stufen hinaufhalf, und er dachte: Ich stütze mich auf dich jetzt ebenso wie in der Matrix...
    Im gemeinsamen Wohnzimmer ihrer Suite blieb er einen Augenblick stehen. »Du bist nicht in einem Turm ausgebildet, deshalb sollte ich dich auf noch etwas aufmerksam machen: Nach der Matrix-Arbeit... wirst du einen oder zwei Tage lang impotent sein. Mach dir keine Sorgen, es geht vorüber.«
    Andrew zuckte mit bitterer Belustigung die Schultern. Sofort fiel Damon wieder ein, wie die Dinge zwischen Andrew und Callista standen. Doch jedes Wort der Entschuldigung härte die Taktlosigkeit seiner Bemerkung nur noch schlimmer gemacht. Er fragte sich selbst, wie, zum Teufel, er so benommen hatte sein können, das zu vergessen.
    In ihrem Zimmer lag Ellemir im Halbschlaf auf dem Bett, eingewickelt in einen flauschigen weißen Schal. Sie hatte die Zöpfe gelöst, und ihr Haar flutete wie Licht über das Kissen. Als Damon auf seine Frau niederblickte, setzte sie sich auf und blinzelte verschlafen. Doch wie immer war sie gleich darauf hellwach. Sie streckte ihm die Arme entgegen. »Oh, Damon, du siehst so müde aus! War es sehr schrecklich?«
    Er sank neben ihr nieder und legte den Kopf an ihre Brust. »Nein. Nur bin ich an diese Arbeit nicht mehr gewöhnt, und sie ist doch so dringend nötig! Elli... « Er fuhr in die Höhe und sah sie an. »So viele Leute hier auf Darkover sterben früher als nötig, leiden, werden verkrüppelt, sterben an geringfügigen Verletzungen. Das dürfte nicht sein. Wir haben nicht die Art medizinischer Fürsorge, von der Andrew mir erzählt, wie seine Terraner. Aber es gibt so vieles, was ein Mann – oder eine Frau – mit einer Matrix heilen kann. Nur kann man die Verletzten doch nicht immer nach Arilinn oder Neskaya oder Dalereuth oder Hali bringen, um sie in den Türmen dort behandeln zu lassen! Was kümmert es die Matrix-Kreise in den großen Türmen, ob ein armer Arbeiter Erfrierungen hat?«
    »In den Türmen haben sie wohl andere Dinge zu tun.« Elle-mir war verwirrt, versuchte aber, seinem Gedankengang zu folgen. »Wichtige Dinge. Kommunikation. Und... und Erzabbau und all das. Sie hätten gar keine Zeit, sich um Wunden zu kümmern.«
    »Das ist richtig. Aber hör zu, Elli, überall auf Darkover gibt es Männer wie Dezi und Frauen wie Callista oder dich. Frauen und Männer, die ihr Leben nicht in einem Turm, abgetrennt vom normalen Leben der Menschheit, verbringen können, nicht verbringen wollen. Und doch könnten sie all das tun.« Damon ließ sich wieder neben Ellemir niedersinken. Er war erschöpfter als nach der Schlacht, in der er zusammen mit der Garde gekämpft hatte. »Es braucht einer nicht Comyn zu sein oder

Weitere Kostenlose Bücher