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Darkover 12 - Der verbotene Turm

Titel: Darkover 12 - Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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diesem Morgen machten sie in der Großen Halle von Armida Pläne. Ellemirs morgendliche Übelkeit hatte sich gelegt, und wie üblich war sie in der Küche und beaufsichtigte die Frauen. Callista saß neben ihrem Vater. Plötzlich fuhr sie mit bestürztem Gesicht in die Höhe. Sie rief: »Oh... Elli, Elli... o nein... !« Doch noch ehe sie auf den Füßen war, krachte Damons Stuhl rückwärts zu Boden, und Damon rannte zur Küche. Gleichzeitig erklangen von dort Schreckensrufe.
    Dom Esteban knurrte: »Was ist los mit diesen Frauen?«, aber keiner hörte ihm zu. Callista lief hinter Damon her. Kurz darauf tauchte Damon wieder auf und winkte Andrew.
    »Ellemir ist ohnmächtig geworden. Ich möchte nicht, dass irgendein Fremder sie jetzt berührt. Kannst du sie tragen?‘
    Ellemir lag zusammengesunken auf dem Küchenfußboden, umringt von gaffenden Mägden. Damon scheuchte sie fort, und Andrew hob Ellemir auf. Ihre Blässe war Angst erregend, aber Andrew wusste nichts über schwangere Frauen, und er nahm an, eine solche Ohnmacht sei nicht sonderlich beunruhigend.
    »Bring sie in ihr Zimmer, Andrew. Ich werde Ferrika holen.«
    Als Andrew Ellemir auf ihr eigenes Bett legte, kam Damon schon mit der Hebamme. Seine Hände schlossen sich um Ellemirs. Er stellte den Rapport mit ihr her und suchte nach dem schwachen, formlosen Kontakt mit dem Ungeborenen. Die schmerzhaften Krämpfe, die Ellemirs Körper schüttelten, übertrugen sich auf seinen eigenen, und da wusste er, was geschah. Er flehte: »Kannst du denn nichts tun?«
    Ferrika antwortete leise: »Ich werde tun, was ich kann, Lord Damon.« Über ihrem geneigten Kopf trafen sich Damons und Callistas Blicke. Callistas Augen standen voll Tränen. Sie sagte: »Ellemir ist nicht in Gefahr, Damon. Aber für das Baby ist es bereits zu spät.«
    Ellemir umklammerte Damons Hände. »Verlass mich nicht«, flehte sie, und er murmelte: »Nein, Liebes. Niemals. Ich bleibe bei dir.« So war es der Brauch; kein telepathischer Comyn der Domänen ließ seine Frau bei der Geburt ihres Kindes allein oder fürchtete sich, ihre Schmerzen zu teilen. Und jetzt musste er Ellemir für den Verlust stärken, nicht für die Freude. Damon drängte seinen eigenen schrecklichen Kummer zurück, kniete sich neben sie, nahm sie in die Arme und drückte sie an sich.
    Andrew war wieder nach unten zu Dom Esteban gegangen. Er konnte ihm noch nichts anderes mitteilen, als dass Damon und Callista bei Ellemir waren und dass Ferrika gekommen war. Den ganzen Tag fühlte er das Entsetzen, das über dem Gut lag. Sogar die Mägde scharten sich zu verängstigten Gruppen zusammen. Andrew hätte gern Kontakt mit Damon aufgenommen und versucht, ihm Kraft und Trost zu spenden. Aber was konnte er tun oder sagen? Einmal, als er die Treppe hinaufblickte, sah er Dezi aus der äußeren Halle kommen, und Dezi fragte: »Wie geht es Ellemir?« Da gewann Andrews Antipathie gegen den Jungen die Oberhand.
    »Was dich das schon kümmert!«
    »Ich wünsche Ellemir kein Leid«, antwortete Dezi mit überraschender Ernsthaftigkeit. »Sie ist die Einzige hier, die mich je anständig behandelt hat.« Er drehte Andrew den Rücken und ging, und Andrew hatte den Eindruck, dass auch Dezi den Tränen nahe war.
    Damon und Ellemir waren so glücklich über ihr Kind gewesen, und jetzt das! Wild fragte sich Andrew, ob sein eigenes Missgeschick ansteckend sei, ob die Probleme seiner eigenen Ehe sich irgendwie auf das andere Paar übertragen hätten. Doch das war Wahnsinn! Er stieg in das Gewächshaus hinunter und versuchte, sich abzulenken, indem er den Gärtnern Anweisungen gab.
    Stunden später kam Damon aus dem Zimmer, wo Ellemir lag. Sie schlief jetzt und hatte durch eine von Ferrikas Drogen Schmerz und Leid vergessen. Die Hebamme blieb einen Augenblick neben ihm stehen und sagte leise: »Lord Damon, für das arme kleine Ding ist es besser jetzt, als deformiert geboren zu werden. Die Gnade Avarras nimmt seltsame Formen an.«
    »Ich weiß, du hast getan, was du konntest, Ferrika.« Erschüttert wandte Damon sich ab. Er wollte nicht, dass die Frau ihn weinen sah. Sie verstand und stieg schnell die Stufen hinunter. Blindlings taumelte Damon den Korridor entlang. Es graute ihm davor, Dom Esteban Bescheid zu geben. Instinktiv lenkte er seine Schritte zum Gewächshaus und fand Andrew dort. Andrew kam ihm entgegen und fragte leise: »Wie geht es Ellemir? Ist sie außer Gefahr?«
    »Würdest du mich hier sehen, wenn sie es nicht wäre?«, fragte Damon

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