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Darkover 12 - Der verbotene Turm

Titel: Darkover 12 - Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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es nicht über sich, Hohn mit Hohn zu vergelten. Das gedankenlos ausgesprochene Wort Terra ner hatte ihn verletzt. Doch er hatte gelobt, er werde sie niemals drängen, niemals den geringsten Druck auf sie ausüben. Er schluckte die bösen Worte hinunter, und dann erkannte er an ihrem bestürzten Ausdruck, dass sie sie schon empfangen hatte. Natürlich. Sie ist Telepathin. Eine gedachte Beleidigung trifft sie ebenso wie eine ausgesprochene.
    »Callista«, flüsterte er, »Liebling, es tut mir Leid. Verzeih mir. Ich wollte dich nicht... «
    »Ich weiß.« Sie taumelte gegen ihn, hielt sich an ihm fest, den goldenen Kopf an ihn gelehnt. Zitternd lag sie in seinen Armen. »Oh, Andrew, Andrew, ich wünschte, wir hätten wenigstens das...«, hauchte sie und brach in Schluchzen aus.
    Er hielt sie umfasst und wagte sich kaum zu rühren. Sie fühlte sich angespannt an, federleicht wie ein wilder Vogel, der ihm zugeflogen war und bei jedem Wort, bei jeder unvorsichtigen Bewegung wieder die Flucht ergreifen konnte. Dann wurde ihr Schluchzen leiser, und das Gesicht, das sie ihm zuwandte, war auf die gewohnte Art ruhig und resigniert. Sie zog sich so behutsam zurück, dass er es kaum spürte.
    »Sieh, die Flüssigkeit ist fertig gefiltert. Ich muss die Medizin für meine Schwester fertig machen.« Callista legte in der alten Geste ihre Fingerspitzen leicht auf seine Lippen. Er küsste sie und wurde sich bewusst, dass dieser Streit sie einander auf merkwürdige Weise näher gebracht hatte.
    Wie lange noch? Im Namen sämtlicher Götter, wie lange können wir so weitermachen? Und noch während ihm dieser Gedanke durch den Kopf schoss, war er sich nicht sicher, ob es sein eigener oder Callistas war.
    Drei Tage später ritten Andrew und Damon wie geplant nach Serrais. Ellemir war außer Gefahr, und Damon konnte ihr mit seiner Anwesenheit nicht mehr helfen. Nichts, sagte sich Damon, konnte Ellemir jetzt noch helfen als die Zeit.
    Andrew fühlte sich seltsam erleichtert, aus dem Haus fortzukommen, wenn er sich auch geschämt hätte, das einzugestehen. Er hatte bisher gar nicht gemerkt, dass die Spannung zwischen ihm und Callista, die Aura stummen Kummers in Armida auf ihm gelastet hatte.
    Die weite Hochebene, die Berge in der Ferne, all das hätte die Pferderanch aus Andrews Kindheit in Arizona sein können. Doch er brauchte nur die Augen zu heben, um die große rote Sonne zu sehen, die wie ein blutdurchschossenes Auge durch den Morgennebel glomm. Dann wusste er, er war nicht auf Terra, er war an keinem Ort auf der Erde. Es war Mitte des Vormittags, aber zwei kleine schattenhafte Monde, einer von blassem Violett, der andere ein trübes Limonengrün, hingen noch niedrig über den Gipfeln, der eine beinahe voll, der andere eine schmale Sichel. Sogar der Geruch der Luft war fremdartig, und doch war das hier jetzt sein Zuhause für den Rest seines Lebens. Und Callista wartete auf ihn. Vor seinem geistigen Auge stand ihr blasses Gesicht, das ihm beim Abschied von der Treppe aus zugelächelt hatte. In der Erinnerung verweilte er bei diesem Lächeln. Er liebte sie dafür, dass sie bei allem Kummer, den ihre Ehe ihr bereitete, ihm immer noch zulächeln, ihm ihre Fingerspitzen zum Kuss reichen und ihm in der weichen Sprache, die er zu verstehen begann, wünschen konnte, mit den Göttern zu reiten.
    Auch Damons Stimmung stieg beträchtlich, während die Meilen unter den Hufen der Pferde dahinschwanden. Die letzten paar Tage hatten Linien in sein Gesicht gegraben, die vorher nicht da gewesen waren, aber er sah nicht mehr alt und gramgebeugt aus.
    Es wurde Mittag, und sie stiegen zum Essen ab. Ihre Pferde banden sie so an, dass sie das frische Gras fressen konnten, das kräftige Halme durch die Überreste des Schnees vom letzten Blizzard stieß. Ein trockener Baumstamm lud zum Sitzen ein. Er war umgeben von Blumen, die ihre Schneeschoten abgeworfen hatten und üppig Blüten und Blätter trieben, als sei es Frühling. Aber als Andrew sich danach erkundigte, antwortete Damon verblüfft: »Frühling? Bei Zandrus Hölle, nein, der richtige Winter ist ja noch gar nicht da, der kommt erst nach dem Mittwinterfest! Ach so, die Blumen?« Er lachte vor sich hin. »In unserem Klima blühen sie, wann immer es einen oder zwei Tage voll Sonne und Wärme gibt. Eure terranischen Wissenschaftler haben einen Ausdruck dafür: evolutionäre Anpassung. In den Kilghardbergen schneit es nur an wenigen Tagen im Hochsommer nicht, deshalb nutzen die Blumen jeden günstigen

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